Neue Freundschaften, unerwidertes Interesse und die italienische Mafia in Wales

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Pete

Endlich war ich Kimberley entkommen, die Frau kennt wirklich kein Erbarmen. Seit meinem ersten Tag hier klebt sie mir ständig an den Fersen und lässt sich auch durch meine hartnäckigste Einsilbigkeit nicht vertreiben. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass sie es regelrecht genießt, mich ohne Gegenwehr volllabern zu können.

Jetzt musste ich sogar ins Klassenzimmer flüchten! Kaum zu glauben, ich, der frühere Schreck aller Lehrer und passionierte Schulschwänzer, der ich mehr Zeit auf meinem Motorrad als auf einem Schulstuhl verbracht habe, rette mich in ein Klassenzimmer!

Über die Absurdität dieser Tatsache entkommt mir ein entnervtes Schnauben. "Tut mir leid, ist dieser Platz schon besetzt? Ich dachte, er wäre noch frei." Neben mir steht Dean und will schon seinen Rucksack wieder aufheben, weil er meine Unmutsbekundung wohl auf sich bezogen hat.

"Nein, nein, alles gut, du kannst dich gerne zu mir setzen", bemühe ich mich, ihm möglichst schnell zu versichern. Wir haben uns gestern schon auf dem Flur kurz kennengelernt, und er wirkte ganz okay. Auf alle Fälle besser als Kimberley, die in diesem Moment ebenfalls den Raum betritt und sich schon suchend nach mir umsieht.

Schnell ducke ich mich hinter Dean, der das Ganze amüsiert beobachtet. "Oh, daher weht also der Wind! Ich dachte, ihr versteht euch ganz gut?"

"Was?? Nein, auf keinen Fall. Also nichts für ungut, wenn du auf sie stehst, hab ich nichts gesagt, aber mein Fall ist sie nicht so!", schiebe ich schnell hinterher. Ich will es mir ja nicht gleich am Anfang des neuen Schuljahres mit dem ersten möglichen Freund verscherzen, den ich an dieser Schule gefunden habe.

"Ich? Ach ne, lass mal. Ich hab meine Augen ... woanders." Täusche ich mich, oder irren eben jene Augen kurz ein paar Reihen hinter uns zu einem Mädchen mit Pummeluff-Aufdrucken auf dem Shirt?

"Und wo ist das Problem?", frage ich, als er nach dem kurzen Blick bereits wieder geknickt die Schultern hängen lässt. "Ach, ich glaube, sie mag mich nicht. Jedenfalls redet sie nicht mit mir und ignoriert mich ständig."

Mitfühlend nicke ich, sowas ist immer hart.

"Und du? Hast du schon jemand gefunden, der dein Interesse weckt?"

"Nicht wirklich." Warum nur fallen mir bei dieser Aussage grüne Augen ein?

Weiter komme ich allerdinge nicht mit meinen Gedanken, da Mister Meloni den Raum betritt und sofort mit dem Unterricht beginnt.

~

"Luke, wollen Sie vielleicht zur allgemeinen Erheiterung der Klasse beitragen und uns mitteilen, was Sie so spannendes mit Lizzy zu besprechen haben?" Ohje, Mister Meloni ist auf dem Kriegspfad. Da haben die beiden wohl ein bisschen zu ausgiebig miteinander gequatscht.

"Ähm, also, Mister Meloni, Sir, also, was soll ich sagen ...", stottert der Junge neben dem Pummeluff-Girl und schaut dabei mit hochroten Wangen aus irgendeinem Grund in meine Richtung. Hab ich was verpasst? Neben ihm bricht seine Sitznachbarin in hysterisches Gelächter aus.

"Also, das war sozusagen ... privat! Tut mir leid, Sir, wird nicht wieder vorkommen!", beendet Luke mit Mühe seine Stammelei. Mittlerweile sind auch seine Ohren knallrot angelaufen und er sieht aus, als würde er am liebsten im Boden versinken.

"Sicher wird das nicht mehr vorkommen. Und damit Sie sich das auch korrekt merken, schreiben Sie mir einen fünfzehnseitigen Aufsatz über das Thema der heutigen Stunde: Die Geschichte der italienischen Mafia in Wales von den 1930ern bis heute!"

"Aber Sir ...", beginnt Luke, wird jedoch gleich von Mister Meloni unterbrochen: "Sie haben vollkommen recht, fünfzehn Seiten werden niemals reichen für dieses umfangreiche Thema. Guter Einwand, Luke. Schreiben Sie lieber zwanzig Seiten. Und damit Sie auch genug Zeit dazu haben, bleiben Sie heute noch zwei Stunden länger im Klassenzimmer. Nachsitzen!"

Der Omega, der Badboy und die MafiaWhere stories live. Discover now