Ein Taubenschlag, militärische Vibes und eine Kissenschlacht

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Luke

Müde schäle ich mich aus dem Bett und reibe mir den Schlaf aus meinen verquollenen Augen. Gestern Abend bin ich quasi noch in meinen Klamotten einfach umgefallen, so geschafft war ich von dem anstrengenden Reisetag. Nicht mal richtig umschauen konnte ich mich.

Dafür habe ich mich für heute mit Lizzy zum Frühstück verabredet, und danach wollen wir das Schloss erkunden.

Denn ja: Das Internat ist ein Schloss. Es gibt einfach kein anderes Wort dafür. Mit Türmen und Erkern, einem riesigen Eingangstor und bestimmt auch mit Kerkern und Verliesen. Wahrscheinlich haben hier Generationen von Raubrittern ihr Unwesen getrieben, bis irgendwer das Ganze zu einer Schule umgebaut hat. Und das absolut Geniale?

„Wir haben Einzelzimmer!", jubelte Larry in meinen Gedanken. „Wie genial ist das denn? Dann können wir uns vielleicht auch mal hier drin verwandeln und nicht immer nur irgendwo im Wald zwischen matschigem Laub und pieksigen Nadeln!" Larry ist schon immer etwas pingelig diesbezüglich gewesen.

„Ich denk drüber nach. Aber eigentlich sollte das schon in Ordnung ge...". Weiter komme ich nicht, da die Tür mit einem lauten Knall auffliegt und Lizzy ins Zimmer stürmt.

"Wir haben Einzelzimmer! Wie genial ist das denn? Dann kann ich dich jederzeit besuchen kommen!" Laut jubelnd springt Lizzy zu mir aufs Bett, genau wie ich noch im Schlafanzug. Anscheinend habe ich gestern vergessen abzuschließen. Sollte ich mir besser mal merken.

"Wollten wir uns nicht unten im Speisesaal treffen?", bringe ich unter Lachen hervor. "Ich konnte nicht mehr warten, du bist so eine Schlafmütze!", verkündet Lizzy und versucht, meine Füße für eine Kitzelattacke zu greifen. Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, und sofort entwickelt sich eine kleine, aber feine Kissenschlacht zwischen uns.

"Was ist denn hier los?!", kommt da plötzlich eine befehlsgewohnte Stimme von der Tür.

Beide mitten in der Bewegung erstarrt, schauen wir zu der imposanten Gestalt, die den Türrahmen beinahe vollständig ausfüllt. Tarnfarbener Sportdress, breite Schultern, Kurzhaarschnitt, Arme hinter dem Rücken verschränkt und Augenbrauen zusammengezogen steht hier offenbar ein Lehrer vor uns. Intuitiv möchte ich Haltung annehmen, seine ganze Art wirkt so ... militärisch.

Schnell rappele ich mich auf, und auch Lizzy zupft ihre Kleidung wieder an Ort und Stelle. "Es ist nicht so, wie es aussieht!", beeile ich mich zu sagen, während Lizzy sich hektisch die Haare glattstreicht.

"Das ist es nie", bellt der Eindringling uns regelrecht an. "Vorstellen!"

Mittlerweile stehen wir beide stramm. "Luke", kriege ich gerade noch so heraus, und Lizzy flüstert ebenfalls ihren Namen. Beide haben wir eine ungesunde Röte im Gesicht, ist das peinlich!

"Mister Meloni mein Name, zuständig für Sport und Geschichte. Ich erwarte tadelloses Benehmen in dieser Lehranstalt!" Sein Tonfall ist so zackig und abgehackt, dass ich mich nur mit Mühe davon abhalten kann, meine Hand zum Soldatengruß an die Stirn zu führen. Erleichtert atme ich aus, als Meloni sich endlich wegdreht und uns alleine im Zimmer lässt.

"Puh, was ist das denn für einer?" Auch Lizzy muss sich aus ihrer Schockstarre befreien, wobei sie sich schneller fängt als ich. Mein Herz rast immer noch unangenehm. Mit dominanten Alpha-Männchen kann ich nur schwer umgehen.

Ein Klopfen an der Tür kündigt den nächsten Besucher immerhin an, auch wenn nur eine Millisekunde vergeht, bevor derjenige die Tür auch schon aufdrückt. Hier gehts ja zu wie im Taubenschlag, ich muss wirklich anfangen abzuschließen. Sonst kann ich das knicken mit dem Verwandeln.

"Hey, ich wollte nur mal schauen, ob ihr eure erste Begegnung mit dem Sergeant überlebt habt." Der neue Besucher scheint ein Mitschüler: Shorts und T-Shirt, zerzauste braune Haare und ein neugieriges Lächeln auf den Lippen. "Ich bin Dean, nett euch kennenzulernen. Ich wohne im Zimmer nebenan."

"Hallo Dean, ich bin Luke und das ist Lizzy", stelle ich mich und meine beste Freundin vor, der es spontan erneut die Sprache verschlagen hat. Anders kann ich mir ihr entschlossenes Schweigen jedenfalls nicht erklären. "Sergeant?"

"Ja, so nennen wir Mister Meloni hinter seinem Rücken. Weil er so einen Vibe verbreitet und außerdem im Sportunterricht ein richtiger Drillsergeant sein kann."

"War er etwa wirklich beim Militär?" Allein beim Gedanken an so viel körperliche Bewegung bricht mir der Schweiß aus. Da helfen mir auch meine Werwolfgene nicht weiter.

"Das weiß keiner so genau, niemand kennt ihn oder seine Vorgeschichte. Irgendwann war er einfach da. Sehr mysteriös, das alles." Schulterzuckend wendet sich Dean ab, nachdem er uns noch einmal zugezwinkert hat. "Wenn ihr irgendetwas braucht oder abends mal etwas gemeinsam unternehmen wollt, sagt mir gerne Bescheid."

Irgendwie habe ich das Gefühl, damit ist mehr Lizzy gemeint als ich.

Der Omega, der Badboy und die MafiaWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu