Fragliche Fehlalarme, Hurricanes und schreckliche Shipnamen

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Luke

"MATE!!" Ach, nicht schon wieder. Kaum hat Larry unseren neuen Mitschüler — ich glaube, er heißt Pete — aus der Ferne erblickt, beginnt er auch schon wie wild zu kreischen und in mir rumzuhopsen.

An die Wand im Flur gelehnt beobachte ich, wie Pete von Kimberley vollgelabert wird und dies nur mit einem gelegentlichen Schnauben kommentiert. Seit seinem ersten Tag hat sie ihn so mit Beschlag belegt, man sieht ihn auch Wochen später noch kaum ohne sie.

Krass, wie abgeklärt und cool er wirkt, als würde ihn nichts auf der Welt interessieren. Er könnte wahrscheinlich auch mitten durch einen Hurricane laufen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Larry ist mittlerweile dazu übergegangen, meinen Körper Richtung Pete zu lehnen, um ganz unauffällig in seine Nähe zu kommen, und dabei möglichst jämmerlich zu winseln und zu fiepen.

"LAR-RY", knurre ich ihn schließlich innerlich an und betone dabei jede Silbe einzeln. "Das ist nicht mein Mate! Ja, okay, er sieht lecker aus, aber er ist genauso wenig mein Mate wie der Postbote und der Bäckereifachverkäufer. Oder die vielen anderen davor!"

Gerade läuft Pete einfach los und lässt Kimberley mitten im Satz mit offenem Mund stehen. Verdattert schaut sie ihm hinterher, als er ins Klassenzimmer läuft. Was ein Abgang!

"Aber ...", will Larry mich überzeugen, aber ich unterbreche ihn sofort: "Nein! Und jetzt Schluss damit! Endgültig!!" Fast tut er mir ein bisschen leid, wie er sich beleidigt und mit eingezogenem Schwanz in mir zusammenrollt, aber genug ist einfach genug. Das kann ja nicht auf ewig so weiter gehen!

Vielleicht liegt es an den fehlenden Vorbildern, dass Larry einfach den Dreh nicht raus hat, wenn es darum geht ein Werwolf zu sein. Meine Mutter ist menschlich, und somit stammt mein gesamtes Wissen über Werwölfe aus dem Internet. Ein Rudel oder so etwas hatte ich nie.

Das Werwolfgen muss von meiner Familie väterlicherseits abstammen, aber außer "ein wahrer italienischer Gentleman", den meine Mutter im Urlaub in Wales kennen gelernt hat, weiß ich nichts von meinem Vater. Und nach ihrer Aussage über „die  heißeste Nacht ihres Lebens", die er ihr wohl beschert hat, habe ich auch nicht mehr weiter nachgefragt. Am Ende hätte sie mir noch Details erzählt, gruselig.

Aus meiner Google-Recherche und meinem Körperbau habe ich geschlossen, dass ich wohl ein Omega bin. Viel mehr weiß ich nicht. Welche Eigenschaften ein Omega genau hat, dazu gab es leider viele widersprüchliche Informationen. Verstört haben mich die Varianten einer möglichen Schwangerschaft. Zumal ich kaum Informationen über den Ablauf der unweigerlich anschließenden Geburt gefunden habe.

Letztendlich ist es ja auch egal, ich bin ich, basta. Und werde vorsichtshalber verhüten.

"Da bist du ja, komm, wir haben jetzt Geschichte." Lizzzy schnappt sich meinen Arm und reißt mich damit aus meinen Überlegungen zu meinem inneren Wolf.

~

Normalerweise finde ich Geschichte gar nicht soo schrecklich, aber heute kann ich Mister Melonis Vortrag einfach nicht so recht folgen. Ständig verirrt sich mein Blick wieder zu Pete, der zwei Reihen schräg vor mir sitzt. Anscheinend hat er sich mit Dean angefreundet, zumindest teilen sie sich einen Tisch.

Es ist doch bestimmt nur wieder ein Fehlalarm — oder?

"Wen starrst du denn da so an? Doch nicht etwa Dean?", stupst mich Lizzy von der Seite an. "Was? Nein, den überlasse ich dir", besänftige ich sie sofort. Nicht, dass sie noch eifersüchtig wird, auch wenn sie an Dean "nicht auch nur das allerkleinste Fitzelchen Interesse" hat, nach eigener Aussage.

"Aber wen starrst du denn dann so an? Pete? — Uuh, ein wahres Sahneschnittchen!"

Also wirklich, was sie kann, kann ich schon lange! "Du solltest mal deine Blicke für Dean sehen, da schweben förmlich Herzchen aus deinen Augen. Und wie er immer wieder ganz un-auf-fällig hierherschaut, total sweet, ihr beiden!"

"Ich und Dean? Da bist du ja mal vollkommen auf dem Holzweg. Ich gebe zu, er ist ziemlich gutaussehend und lieb und cool und zuvorkommend und hilfsbereit und schlau und so, aber aus uns könnte niemals etwas werden."

"Ach, wieso denn nicht?"

"Na, unsere Shipnamen! Dean und Lizzy, das gibt Lean oder Dizzy, das geht ja mal gar nicht!"

Ich kann mein Lachen nicht schnell genug unterdrücken. "Stimmt, Mager und Schwindelig, das klingt eher nach einer Essstörung als nach ner Beziehung!"

Immer noch kichernd schaue ich angestrengt auf meinen Schreibblock, nachdem ich mir für mein Lachen einen bitterbösen Blick von Mister Meloni eingefangen habe. Neben mir plustert sich Lizzy empört auf.

"Na, du musst gerade reden!"

"Wieso?" Keine Ahnung was sie meint.

"Na, du und Pete. Pete und Luke, hast du über euren Shipnamen mal nachgedacht? Ihr ergebt PUKE!"

Ach du Schande. Schlimmster. Shipname. Ever!

Der Omega, der Badboy und die MafiaWhere stories live. Discover now