Er machte sich mit hängendem Kopf dann endlich auf den Weg zu seinem Wagen. Ich sah nicht weiter zu ihm und beachtete ihn auch nicht mehr, weil Luke plötzlich unverhofft vor mir auftauchte. Erst dachte ich zu träumen, aber er war wirklich da. Nur schob sich aber das Bild wieder vor meine Augen, wie er mit Olivia verschwand und mich dafür stehenließ. Der Schock musste in meinem Gesicht stehen, denn seine Mimik wurde mitleidig. Gerade wollte er zu einem Gespräch ansetzten, aber ich hob die Hand.

Er ließ mich einfach zurück, beachtete mich in keiner Weise und das bloß wegen seiner Exfreundin. So etwas konnte er mir nicht antun. Das tat weh. Schämte er sich denn für mich? Ich dachte sie waren nicht mehr zusammen. Nun kam ich mir wie eine Heimlichkeit vor, obwohl es andersherum auch so war. Warum konnten wir nicht beide zeigen, dass wir uns mochten? »Ich will nichts hören«, sprach ich kühl und setzte mich prompt ohne ein weiteres Wort ins Auto. Als ich den Motor startete, rief Luke noch: »Hope. Warte. Hör mir doch zu«, aber ich achtete nicht auf ihn, sondern fuhr weg.

Keine Ahnung, was ich nun tun sollte, aber ich konnte ihn gerade nicht ertragen. Es verletzte mich zu tiefst. Natürlich fiel ich Luke nicht vor jemanden um den Hals, weil ich ungewollt mit John zusammen war, doch ihn komplett zu ignorieren, kam für mich nicht in Frage. Als er mich das erste Mal ansprach, beachtete ich ihn nicht weiter, doch ich war sofort in seinem Bann gezogen. Vor allem seine Augen hatten es mir angetan, seine Bewegungen, seine Stimme. Ich dachte mir zuvor nichts dabei und hoffte, dass es sich änderte, aber es war nicht an dem. Es war zum Verrücktwerden und dann seine Berührungen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, wie seine Finger über meinen Körper glitten und er seine Lippen auf meine presste. Es war allerdings nur eine Frage der Zeit, wann ich verrückt wurde.

Unvermittelt klingelte mein Handy und erschreckte mich so enorm, sodass ich zusammenzuckte. Zugleich machte ich die Freisprechanlage an. Die Nummer kannte ich nicht, aber jeden Moment erfuhr ich wer dran war. »Ja?«, fragte ich und fuhr geradewegs in die Auffahrt unseres Hauses. »Hope«, kam es vom anderen Ende der Leitung und diese Stimme hätte ich unter tausenden wiedererkannt. Dunkel... und etwas angeraut. »Luke?« Obwohl ich mir sicher sein konnte, musste ich nachfragen. »Es tut mir leid, dass ich dich so abgefertigt habe.«

Ich schluckte schwer. Seine Stimme am Telefon zu hören, ließ mich den Kopf auf das Lenkrad fallen. Eigentlich konnte ich nicht einmal Ansprüche stellen. »Woher hast du meine Nummer?«, wollte ich wissen. »Ich habe sie mir von jemanden aus der Uni besorgt. Bitte, verzeih mir. Es tut mir leid. Ich muss dich sehen.« Ich will es auch. Dennoch war es besser, wenn wir uns nicht sahen. Besser für ihn. Besser für meine Empfindungen, die mich zu verschlucken drohten.

»Du hattest doch die Möglichkeit und hast mich einfach stehen gelassen. Du hast mich nicht mal angeguckt; so als würdest du mich nicht kennen«, antwortete ich. Aus meiner Stimme hörte man eindeutig heraus, wie verletzt ich war. Auch wenn John von uns nichts wissen sollte, kam ich niemals auf die Idee Luke zu ignorieren. Eher band ich ihm einen Bären auf. »Du verstehst das nicht. Es tut mir leid. Es ist wegen Olivia«, gab er verhalten zurück. Das es wegen seiner Exfreundin war konnte ich mir denken, aber er hätte mich nicht gleich wie Luft behandeln müssen. Erst recht nachdem ich ihn so nahe an mich heranließ. »Aber mich gar nicht wahr zu nehmen... finde ich...« Ich wusste nicht, wie ich es ihm erklären sollte.

»Das war nicht richtig«, fiel Luke mir ins Wort. »Ich muss dich sehen. Bitte lass uns irgendwo treffen.« Ich überlegte hin und her. Ich war immer noch ziemlich verletzt. Es wäre besser etwas Abstand zu nehmen. Vielleicht war es mir dann auch möglich wieder rational zu denken. Doch ich wollte ihm auch eine Chance geben, aber vor allem fehlte er mir schon in diesem Moment. »Wo?«, wollte ich wissen. Immerhin konnte ich nicht sonst was erwarten. Wir waren weder zusammen, noch dergleichen. »Ich hole dich ab«, gab er zurück. »Ich stelle mich die Straße weiter unten hin.« War es wirklich so gut, sich mit ihm zu treffen?

»Wann?«, fragte ich trotz alledem. »Ich fahre gleich los!«, antwortete Luke mir. Gerade wollte ich auflegen, da murmelte er noch: »Hope?« Ich sagte nichts dazu, sondern wartete darauf, dass er etwas von sich gab, aber es kam nichts. Gar nichts. Verlegen wischte ich mir im Gesicht herum und murmelte: »Bis gleich!« Dann legte er auch schon ohne ein weiteres Wort auf. Noch einen Augenblick saß ich im Auto, bevor ich ins Haus lief um kurz entschlossen noch eilig duschen zu gehen. Das dauerte nicht einmal fünf Minuten, denn ich hatte ja nun kaum Zeit. Danach zog ich mir frische Klamotten über und fühlte mich zumindest etwas besser, obwohl meine Knochen immer schwerer wurden, durch den mangelnden Schlaf der Nacht.

Im Anschluss steckte ich mir mein Handy in die Tasche und machte mich wieder auf den Weg nach unten. Natürlich war niemand da. Wie immer. Ich sah bloß einen Zettel am Kühlschrank mit der Schrift meines Vaters, der schrieb, dass er in drei Tagen wieder da war, weil er geschäftliche Wege zu erledigen hatte. Na das ist ja mal wieder typisch. Meine Mutter hatte dann wohl wieder Zeit sich besser um ihren Lover zu kümmern.

Ich schob den Gedanken aus meinem Kopf und schlüpfte in meine Jeans, um somit endlich nach draußen zu kommen. Ehrlich gesagt, freute ich mich schon darüber Luke wiederzusehen, auch wenn er mich so abfertigte, denn nach dieser kurzen Zeit war er mir viel wichtiger geworden, als ich eigentlich wollte. Kurzerhand schloss ich die Tür ab und lief den Gehweg die Straße entlang. Irgendwo musste er mit seinem Wagen auf mich warten. Einen Moment machte ich mich größer, balancierte auf Zehenspitzen, um über ein paar Autos zu schauen.

Von weitem sah ich schon seinen großen Geländewagen stehen und bemerkte gar nicht, wie sich meine Schritte sichtlich beschleunigten. Mein Atem ging prompt schneller. Ich zog meine leichte Jacke enger um mich, steckte mir meine hellen Haare in die Kapuze hinten hinein und setzte sie mir auf. Ich fror extrem. Das lag eindeutig an dem mangelnden Schlaf. Ich war müde und konnte ich mich nicht hinlegen, aber darauf wollte ich noch ein wenig verzichten. Hauptsache ich sah ihn; auch wenn da zwischen uns niemals mehr sein würde, als das was im Moment existierte, vermisste ich seine Nähe extrem. Wie sich seine Hände auf meiner Haut anfühlten war fantastisch und das wollte ich wiederhaben.

Das war alles so verwirrend. Ich konnte mich nicht hinstellen und etwas verlangen, weil ich ja selbst John hatte, aber ihn ließ ich nicht mehr ran, bei Olivia war ich mir da nicht mehr allzu sicher. Läuft da noch etwas zwischen den beiden? Nun sah ich, wie die Autotür auf der Beifahrerseite aufging. Kurz hielt ich an. Ich saß noch nie mit ihm zusammen in einem Auto. Seine Nähe brachte mein Blut so schon genug in Wallung. Hoffentlich behielt ich einen klaren Kopf. Meine Hände fingen trotz alledem zu zittern an und ich steckte sie in meine Jeanstaschen, als ich noch schneller zu ihm lief. Am Auto angelangt, setzte mich in seinen Wagen. Zugleich zog ich die Tür zu und das erste, was ich sah, waren Lukes blaue Augen. 

 

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Stupid Mistake I - Für immer DeinWhere stories live. Discover now