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Raphael

Ich musste weg. Musste fahren, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Irgendwann hielt ich in einer dunklen Seiten Straße, warf meinen Kopf in den Nacken und sah durch den gedämpften Blick des Visirs in den Himmel. Der Mond schien hell und die Sterne leuchteten im klaren Himmel.
Fuck....!

Ich wollte Cedric nicht verletzten. Auch wenn ich mir vorgestellt hatte, wie es wohl wäre. Ich wollte nichts von alle dem. Ich wollte nie, dass Cedric verschwindet, wollte nie, dass er mein Herz bricht. Und die ganze Zeit hatte ich Angst, dass er mich irgendwann aufhört zu lieben...

Tag für Tag hatte ich darauf gewartet, dass er wieder zurück kommt. Dass er irgendwann vor mir steht, mit einem Lächeln im Gesicht. Und dann stand er auf einmal wirklich vor mir und alles was ich zu ihm sagte, war das es besser wäre getrennte Wege zu gehen? Verdammte scheiße, das war es nicht! Es war gelogen, denn ich liebte ihn immer noch! Ich liebte ihn so unfassbar, dass seine Liebe mir die Luft zum Atmen nahm. Doch wäre sie weg, würde ich ebenfalls ersticken. Ich brauchte seine Liebe. Und er brauchte meine....

Aus diesem Grund fuhr ich wieder los. Doch genau dann aber klingelte mein Handy. Ich hatte jetzt keine Zeit, extra dafür anzuhalten. Ich musste Cedric finden...

Ich raste aus der Seitenstraße raus und fuhr die Hauptstraße entlang. Mein Handy hörte auf zu vibrieren und ich konzentrierte mich wieder aufs fahren.
Vor mir fuhr ein schwarzes Auto. Es war viel zu schnell, dabei war ich schon über der vorgegebenen Geschwindigkeit.

Durch die vielen Lichter der Stadt und der Straße, merkte ich fast gar nicht, dass ein LKW auf der falschen Seite auf uns zu gerast kam. Ich war mittlerweile mindestens hundert Meter von dem Wagen vor mir weg, dennoch erschreckte ich mich so heftig von dem plötzlichen Knall, dass ich eine Vollbremsung machte, sofort auf den Gehweg drivtete und von meinem Motorrad runter geworfen wurde. Ich rollte mich gekonnt ab und blieb für einige Sekunden stöhnend am Boden liegen.
Was für eine scheiße war das denn jetzt?

Ich klappte mein Visir hoch und sah nach vorne. Das Auto, welches vor mir fuhr lag auf dem Dach und hatte mehrere Laternen mit umgerissen. Der LKW war komplett quer auf der Straße, stand aber noch auf allen Rädern.

Sofort riss ich meinen Helm vom Kopf und rannte zu dem verunfallten Auto.
„Hey! Hey! Alles Okey!?" rief ich schon von weitem. Immer und immer wieder, bis ich schließlich an der Vordertür angekommen war. Die abgedunkelten Scheiben ließen mich nicht hindurch sehen.
Die Tür war verriegelt oder klemmte. Die ganze Fahrer Tür bestand nur noch aus einer großen Delle. Ich ging um das Auto herum, die Beifahrer Seite hatte ein zerbrochenes Fenster, der Innenraum qualmte von den Airbags und ohne hinein zu gucken, öffnete ich von innen die Tür. Nur sehr schwer ging sie auf, doch als ich es endlich geschafft hatte, blieb ich wie angewurzelt stehen.

Der Fahrer... Es war Cedric..! Er hing über Kopf in seinem Sitz fest und hatte seine Augen geschlossen. Blut tropfte ersten Anschein nach von seiner Stirn hinab.
„Fuck. FUCK FUCK!!" schrie ich laut und augenblicklich bekam ich Panik. Tränen rannten mir über die Wange und mein Herz hätte schneller nicht pumpen können!
„HILFE!" schrie ich so laut ich konnte und versuchte alles, Cedric aus diesem Sitz zu befreien. Doch der Gurt löste sich nicht.

Immer mehr und mehr Panik breitete sich in mir aus.
Ich war nicht bereit, ihn zu verlieren.
„Bitte stirb nicht, Ced! Bleib am Leben! Hörst du!" schrie ich ihn mit zittriger Stimme an und zerrte immer noch an diesem blöden Gurt.

„HILFE!" schrie ich erneut in der Hoffnung, dass es irgendjemand in dieser gottverdammten Großstadt hören würde.

Ich hob eine Scherbe auf, die von der Windschutzscheibe stammte und griff sie fest in meiner Hand. Dann versuchte ich damit, den Gurt durchzuschneiden. Es war mir egal, ob ich mir in die Hand schnitt. Und wenn ich mir das scheiß Bein brechen muss um Ced da lebend raus zu bekommen. Ich würde es tun. Ohne mit der Wimper zu Zucken.

Weil ich ihn liebte. Und ich nicht bereit war, diese Liebe aufzugeben. Ich war nicht breit ihn zu verlieren. Nicht so. Nicht jetzt. Nicht nachdem mir klar wurde, was ich immer noch für ihn fühlte.

Und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit gab der Gurt nach und löste sich. So gut es ging versuchte ich Ced aufzufangen und zog ihn so schnell und gleichzeitig so langsam wie es ging aus dem Wagen.
„Verdammt Ced!" rief ich und wischte mir mit meinen Blutigen Händen die Tränen weg, während ich ihn auf die Straße legte und sein Hemd aufriss.
Ich atmete auf, als ich sah, wie sein Brustkorb sich hob und wieder senkte.
Von weitem hörte ich Sirenen... sie kamen immer näher und näher.

Ich legte Ced's Kopf auf meine Brust und an einer umgeknickten Laterne angelehnt hielt ich ihn fest in meinen Armen.
„Alles wird gut. Alles wird gut, hörst du? Ich geh nicht mehr weg. Ich werde bleiben. Weil ich dich liebe. Ich liebe dich auch..." nuschelte ich mit zittriger Stimme, während meine Tränen leise auf seinem Hemd tropften.

Und dann raste endlich der Krankenwagen um die Ecke und blieb vor uns stehen. Hilflos sah ich mit an, wie sie Cedric aus meinen Armen nahmen und ihn sofort in den Krankenwagen hievten.

„Darf ich mit?" fragte ich einen Sanitäter, der sich meine Hand ansah.
„Kennen sie sich?" fragte er und ich nickte.
Mehr konnte ich nicht zustande bringen. Und schließlich stimmte der Sanitäter zu und ich durfte mit in den Krankenwagen.

Ich hielt seine Hand fest in meiner und mit Blaulicht und Martinshorn fuhr der Krankenwagen los.

Und mein einziger danke war Ced. Ich hoffte, dass er es übersteht. Ich hoffte, dass es gut werden wird. Ich hoffte, dass alles gut gehen wird.

All that's bright and goneWhere stories live. Discover now