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Cedric

Ich dachte, dass nach dem Vorfall gestern mit dem Kuss zwischen mir und Raphael eine eisige Stimmung herrscht und dass er mich wie immer mit sarkastischen  Kommentaren abwirft, doch das schien irgendwie nicht der Fall zu sein.

Es wurde Abend, als Jovie eine Auflaufform raus holte und den Kühlschrank öffnete.
"Raff!" Schrie sie aus vollem Hals, obwohl der braunhaarige nicht mal 6 Meter weiter stand.
"Was ist? Schrei doch nicht so, ich stehe direkt neben dir." Antwortete Raphael und erntete einen bösen Blick von Jovie.

"Hast du die Nudeln weggefressen?" Abwartend wippte sie mit ihrem Fuß auf und ab, während sie ihre Hände an ihre Hüften gestemmt hatte.
Raphael zuckte bloß mit den Schultern.
"Schon vor zwei Tagen. Hättest du heute sowieso nicht mehr essen können." Jovie schnaubte und schmiss den Kühlschrank wieder zu.
Aber ich musste Raphael schon recht geben. Ewigkeiten halten die nun auch wieder nicht im Kühlschrank.
"Na dann, Raff, mach n Vorschlag was wir essen." Augenblicklich fingen die beiden an zu diskutieren und hatten meine Anwesenheit wohl gänzlich vergessen. Dabei saß ich bloß auf einen der Stühle im Esszimmer.

Für einige Momente sah ich mir das ganze an, eher ich mich einmal laut räusperte.
Alle zwei Augenpaare lagen auf mir und ich musste leicht schmunzeln.
"Wie wärs, wenn wir essen gehen. Ich kenn ein sehr leckeres Diner. Ich lad euch ein." Warf ich ein und wartete auf ihre Reaktionen.

"Klingt gar nicht mal so schlecht." Jovie zuckte mit den Schultern und sah dann zu ihrem Bruder.
"Auf keinen Fall." Antwortete Raphael und ich hob fragend eine Augenbraue.
Ich glaube, er nimmt mir den Kuss doch mehr übel, als er es zugeben will.

"Wir wollen essen gehen? Oh ja!" Rief Blue auf einmal, der plötzlich in der Küche am hin und her rennen war. Von wo auch immer dieser Kerl her kam...
"Wo gehen wir hin? Was gibt es da? Haben die Nuggets?" Fragte er sofort und zupfte an den Saum vom Raphaels T-shirt. Aus Kugelrunden Augen sah er bettelnd zu seinem Bruder hoch und wippte ungeduldig hin und her.
Ich musste leise lachen, weil es einfach nur unheimlich niedlich aussah.
Raphael seufzte einmal laut.
"Na gut..." Blue freute sich und tanzte umher. Als Fae die Bestätigung, vom Familien Oberhaupt Raphael hörte, schien auch sie sich tierisch zu freuen.
"Wir können in 5 Minuten los. Ich muss mich fertig machen!" Rief Fae, während sie schon die Treppe nach oben stürmte.

"Können wir kurz reden?" Fragte Raphael mich nach zwei Minuten der Stille in der auch Jovie los gegangen war um sich kurz umzuziehen.
"Hau raus, was gibts?" Fragte ich und lehnte mich lässig an der Küchenzeile.

"Ich will nicht, dass du so viel Zeit mit ihnen verbringst. Sie gewöhnen sich an dich." Grummelte Raphael und hielt seine Arme verschränkt vor seiner Brust.
"Und? Ist doch gar nicht so schlecht, oder?"
"Doch, es ist schlecht. Denn ich bin derjenige, der den beiden dann erklären muss, wieso du nicht mehr wiederkommen wirst. Ich bin der, der den Kids das Herz brechen wird. Verdammt, sie haben dich in ihre Herzen geschlossen, einfach weil sie denken, dass ich glücklich bin mit dir. Und ich kann nicht noch zwei weitere gebrochene Herzen heilen, Cedric." Am Anfang, da sprach er laut und aufgebracht, doch jetzt wurde er zum Schluss immer leiser. Als wären ihn diese Worte peinlich.
"Manchmal redest du in Rätseln. Wieso zwei weitere Herzen heilen?"
"Weil... Weil ich-..."
"Raff!! Wir können los!" Rief Fae und unterbrach somit Raphael. Doch anstatt weiter zu reden, drehte er sich um und ging mit einem "Ist nicht so wichtig." aus der Küche. Ich seufzte innerlich, denn ich war nun mal von Natur aus ein neugieriger Mensch. Und jetzt einfach so aufzuhören, passte mir irgendwie nicht, doch ändern konnte ich es wohl auch nicht mehr.

Also folgte ich Raphael wortlos in den Flur, wo sich Blue gerade von Fae beim Schuhe anziehen helfen ließ. Ist der Knirps nicht schon 9? Oder 10?

Von den Coleman's aus, fuhren wir etwa zwanzig Minuten, bis wir an dem kleinen Diner ankamen. Nicht viele kannten es, da es nicht wirklich in der Stadt lag. Dennoch gab es dort unfassbar gute Burger und Milchshakes.

"Ruth's Diner. Wir sind da." verkündete ich, als ich meinen Wagen hielt und den Motor abstellte.
Die ersten die sich abschnallten, waren Fae und Blue. Kurz beobachtete ich sie im Rückspiegel. Ich fand es fast schon berührend, dass auch Fae mit 14 immer noch ein Kind sein darf und nicht so früh erwachsen werden musste. Nicht so früh, wie Jovie und Raphael.

Zusammen setzten wir uns ins Diner an einen großen Tisch und sofort kam die nette Bedienung und legte uns fünf Speisekarten hin.

"Haben die hier Nuggets?" Fragte Blue erneut seinen großen Bruder.
"Wenn du es wissen möchtest, musst du die Karte lesen. Lesen kannst du doch schon verdammt gut." Raphael lächelte Blue an, doch der Knirps schob nur seine Unterlippe nach vorne.
"Ich hab aber keine Lust jetzt zu lesen." Schmollte er und Raphael musste schmunzeln.
"Dann lesen wir sie eben gemeinsam, einverstanden?"
Hastig nickte Blue und gemeinsam mit Raphael studierten sie die Karte und suchten die Nuggets.
Es war irgendwie echt niedlich mit anzusehen.
Kaum zu fassen, wie komplett anders ich mich einfach fühle, wenn ich bei der kleinen Chaotischen Familie war...

Ich sah zu Jovie, die ihren Blick ebenfalls gar nicht von der Karte abwenden konnte.
"Kommst du zurecht?" Fragte ich sie, was sie veranlasste nach oben zu sehen.
"Oh ja. Bin nur unschlüssig was ich nehme. Einen Salat vielleicht. Oder doch lieber Pommes?"
"Nimm das, was du gerne möchtest. Heute musst du nicht auf den Preis achten."
"Aber.." fing sie an, doch ich hielt protestierend den Finger hoch.
"Kein Aber. Nimm das, was du gerne möchtest. Völlig egal was, oder wie viel." Kurz lächelte ich, als auch ihr Gesicht sich aufhellte.
"Dann nehm ich wohl den Burger mit einer großen Pommes, Cola und einen kleinen Salat." Kam es entschlossen von Jovie, so als würde sie diesen Satz schon immer einmal sagen wollen.

"So viel wie ich will? Dann will ich 100 Nuggets!" Kam es auf einmal von Blue, der - wie auch immer er das schon wieder geschafft hat- während des Lesens mit Raphael unserem Gespräch gelauscht hat.
Raphael, Jovie und ich mussten herzlich lachen, denn Blues Gesicht dabei sah einfach nur wundervoll aus.

Schließlich bekamen wir alle unser essen, die Coleman's schienen sich riesig zu freuen und auch Raphael lächelte in einer Tour. Etwas sehr seltenes, wenn man bedenkt, dass auf meinen beiden imaginären Listen mehr Mittelfinger, als echte Lächeln drauf stehen.
Ich genoss diesen Abend wirklich sehr, da ich ebenfalls einfach glücklich war. Ich wusste nicht wieso, oder warum, doch ich habe die Coleman's in mein Herz geschlossen. Ich habe Raphael in mein Herz geschlossen. Und ich hab Angst, dass wenn er einmal dort drin ist, ich mich zu wohl damit fühle und er Dinge raus finden wird, die er besser nicht wissen sollte...

All that's bright and goneOnde histórias criam vida. Descubra agora