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Cedric

„Deal." sagte Coleman, der mir eben noch wutentbrannt ins Gesicht geschlagen hatte. Ein breites, unechtes Lächeln schlich sich in mein Gesicht.
„Freut mich, mit dir Geschäfte zu machen. Genau ab jetzt, bist du offiziell inoffiziell mein fester Freund." sagte ich und konnte förmlich Raphaels Anspannung sehen. Er hatte mir seinen Namen nicht gesagt, aber man kannte dieses Namen trotzdem.

Raphael Coleman. Den Namen, den man auf den Bildschirm bekommt, wenn man auf Wikipedia „schlechter Einfluss" nachschlägt.
Und verdammt, das war er. Und genau das war es was ich brauchte. Eine Beziehung, die alles an meinem Image ruinierte, was nur ging. So schlimm, dass das schwarze Schaf der Familie, die anderen, so perfekten Schafe mit schwarz einfärben wird. Einfach ganz automatisch. Als würden alle von einem sinkenden Schiff über Bord springen. Genau so sollte es sein. Und mit Raphael war das möglich.

Dieser Gedanke gefiel mir wirklich. Und mit diesem Coleman würde ich schon klar kommen. Immerhin bin ich ein verdammter West!

„Dann hätten wir das." sagte Raphael knapp, lies augenblicklich meine Hand los und hob seinen Baseballschläger vom Boden auf.
„Jovie wir gehen." er sah sie mit einem Blick an, den ich nicht so recht deuten konnte, doch ich würde vermuten, dass es ihn jetzt nicht gefallen würde, wenn sie etwas darüber sagt.

„Auf wiedersehen!" rief ich, gespielt fröhlich. Doch Raphael drehte sich nicht nochmal um, sondern schulterte seinen Schläger und zeigte mir mit der anderen Hand seinen Mittelfinger. Dann flog die Tür auf, um im nächsten Moment wieder ins Schloss zu fallen.

Und ich blieb, mit einem Lächeln zurück. Schon bald werden all meine Wünsche in Erfüllung gehen. Alles wird wahr werden, was ich schon so lange erhofft hatte. Und eventuell beschert es das frühzeitige ableben des reichsten Oligarchen der Stadt.

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Raphael

„Sag mal bist du bescheuert?!" Wurde ich direkt angeschrien, als meine Schwester und ich zurück im Wagen waren.
„Du kannst doch nicht einfach so zustimmen! Er ist ein West und dieser Name is genau so bekannt wie unserer! Wie konntest du nur so blöd sein und..." ich unterbrach sie.
„Jovie! Jetzt halt doch mal für einen Moment den Rand. Ich will es dir erklären, verstanden?" schrie ich direkt zurück und sogleich wurde ich wieder leiser. Jovie anzuschreien hilft weder ihr noch mir weiter.
Ich seufzte um es ihr ruhiger zu erklären.

„Das Auto braucht bald dringend neue Bremsen, die Miete muss gezahlt werden, wir brauchen Geld für essen und wir haben zuhause noch einen ganzen Stapel voll mit offenen Rechnungen. Dazu kommen die Schulden von Coricco. Und das ganze Geld haben wir nicht. Ich liege jede Nacht wach und zerbreche mir darüber den Kopf. Ich frage mich immer nur „wie soll ich meine Familie ernähren können? Was kann ich tun, dass es euch gut geht?" und jetzt war das die einzige Lösung.  Die einzige Lösung, nicht irgendwann auf der Straße zu sitzen und zu betteln. Denn genau das blüht uns, wenn wir nicht mehr Geld verdienen..."
Ich atmete einmal tief ein und ließ meine Schulter hängen.
Jovie bleib still, musterte mich mit einem sanften Blick, eher sie eine Hand auf meine Schulter legte und mich damit dazu brachte, sie anzusehen.
„Wieso erzählst du mir sowas nicht? Ich bin deine Schwester, Raff." sie klang einfühlsam und ich sah ihr an, dass sie gegen ihre Tränen ankämpfte.

„Weil du dich nicht auch noch mit diesen Problemen rumschlagen sollst. Es reicht, wenn ich das tue. Du hast doch schon genug Sorgen mit der Schule und den Kids. Deswegen habe ich auch den Deal angenommen und nicht du. Weil ich mir sicher bin, dass aus dir mal etwas ganz großes wird. Du gehst immerhin auf einer Elite Schule und bist mit einer der besten." erklärte ich ihr und sie nickte nur noch Verständlich. Ich wusste, dass wir beide jetzt nicht die Kraft hatten weiter zu sprechen.
Also fuhr ich wieder los nach Hause...

Zuhause verabschiedete sich Jace von uns. Netterweise hatte Jace sich um das Essen gekümmert und Blue und Fae waren schon satt und saßen auf dem Sofa. Jovie aß die Reste, denn ich hatte absolut keinen Hunger mehr. Ich entschied mich, einfach nach unten in den Keller zu gehen und ein paar Runden zu boxen. Der schwere Boxsack hing von der Decke und ohne Handschuhe drosch ich darauf ein. Immer mehr und mehr, bis sich meine Augen mit Tränen füllten und meine Fingerknochen Blutig wurden. Ich war kurz davor zu schreien und alles raus zu lassen, doch alles was ich tat war schwer atmend, mit Tränen in den Augen und mit meinen Blutigen Händen die an meine Haare zogen, den Kopf in den Nacken legen und verzweifelt durch den kleinen Kellerraum laufen. Das tat ich so lange, bis ich mich beruhigt hatte.

Niedergeschlagen ließ ich mich an der kalten Betonwand herunter sinken. Das war mein zweites Gesicht. Mein echtes. Ein krimineller Typ, der sich um seine Familie sorgt. So sehr, dass er jetzt hier sitzt und kurz vor dem losheulen ist. Ein erwachsener Typ, der Angst hat mit seiner Familie - alles was ihm noch geblieben ist - auf der Straße zu enden.
Doch so weit würde ich es nicht kommen lassen. Ich würde meine Maske wieder aufsetzen. Eine Maske, durch die niemand hindurch gucken wird.

Ich setzte mich auf, verließ den Keller und nahm eine schnelle Dusche. An warmes Wasser fehlte uns leider auch einiges und sehr schnell beendete ich die kalte Dusche wieder. Danach verschwand ich direkt in mein Zimmer, legte mich aufs Bett und wollte eigentlich schlafen gehen. Doch mein Handy vibrierte und mein herz schlug auf einmal schneller.

Coricco.
„In einer Stunde am Platz, für heute ist ein Rennen organisiert worden."
Schrieb er mir und mein Magen zog sich zusammen.
Jetzt musste ich mich zusammenreißen. Pokerface, so wie immer. Einen klaren Gedanken fassen und fahren. So schnell wie möglich.

Es war kurz vor 11, als ich leise das Haus verließ, mein Motorrad startete und davon fuhr.

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Cedric

Es war kurz vor 11, als ich Vivien's Party verließ, in mein Auto stieg und davon fuhr.

Ziel war mein Apartment, hier ganz in der Nähe. Zuhause war ich sofort ausgezogen, als sich die Möglichkeit dazu bot. Jetzt lebe ich alleine und mit der Putzfrau, die mich regelmäßig besuchen kommt zum aufräumen. Sonst bekommt kein anderer mein Appartement zu Sicht.

Ich fuhr gerade auf der Hauptstraße entlang, als plötzlich von rechts ein Motorrad aus der Seitenstraße geschossen kam und viel zu dicht vor mir wieder auf die richtige Fahrbahn lenkte.
Heilige scheiße!
Erschrocken hupte ich, doch alles was ich bekam, war der Mittelfinger des Motorradfahrers.
Ich schnaubte abfällig, denn das war heute schon das zweite mal das man mir den Mittelfinger gezeigt hatte.
Ich hupte erneut, da dieser Fahrer, wer auch immer es war, gerade mindestens 10 Verkehrsregeln in gerade mal 30 Sekunden gebrochen hatte.
Zugegeben, ich halte mich auch nicht an alle, doch was dieser Typ da machte, war Lebensmüde.

Er zog sein Motorrad auf das hintere Rad, wechselte die Spur und wurde langsamer, sodass er auf Augenhöhe mit meinem Auto war. Ein wenig mulmig wurde mir, da ich dachte, er würde mir Gleich mein Auto kaputt schlagen.
Doch er sah mich nur durch seinen komplett schwarzen Helm an. Als ich das selbe tat, konnte ich allerdings kein bisschen von ihn erkennen. Er trug dunkle Motorrad Kleidung und dazu den schwarzen Helm mit einem dunklen, Matten Visir. Ich konnte kein bisschen von ihn erkennen...

Und wäre das nicht alles schon kurios genug, schien er mich sogar erkannt zu haben. Denn er zog sein Bike wieder auf alle beiden Räder, gab Gas und fuhr in Windeseile davon...

All that's bright and goneWhere stories live. Discover now