[19]

139 17 0
                                    

—————
Raphael

Ich hatte es getan. Ich hatte das getan, was mein Herz die ganze Zeit wollte, was mein Kopf aber nicht verstehen konnte. Also habe ich vielleicht das erste mal in meinem Leben das richtige getan und auf mein Herz gehört?
War es überhaupt das richtige? Mein Herz sagte auf jeden Fall eines. Ja.

Nach dem Kuss rückte Cedric näher und zum ersten Mal genoss ich seine Anwesenheit vollkommen.
Niemand war da der uns störte und nichts an Cedric war da, was mich wieder zum Augenrollen veranlassen würde.

„War das so schwer?" fragte Cedric nach einiger Zeit, in der wir nur nebeneinander saßen und die Aussicht noch ein klein wenig weiter genossen. Dass es schon gleich ein Uhr Nachts war, schien uns in dem Augenblick nicht zu kümmern.
„Was?" fragte ich, da ich nicht wusste worauf er hinaus wollte. Das tat er irgendwie immer. Einfach so drauf los reden mit einem Thema, das für mich eigentlich schon beendet war.
„Mir zu sagen, dass du mich magst?" er lächelte.
„Weißt du, ich hab es nicht so mit Gefühlen. Ich tu mich da generell ziemlich schwer." gab ich zu. Denn ein emotionaler oder gar sensibler Mensch war ich eigentlich nicht. Doch bei bestimmten Themen klappt es eben nicht anders.
Cedric war eins dieser Themen. Wo es mir unheimlich schwer fällt etwas in seiner Gegenwart zuzugeben.
Alles was ich sage, tue oder sonst was könnte ihn abschrecken.
Das dachte ich zumindest bei dem Essen mit den West's. Doch es schreckte ihn irgendwie nicht ab. Es brachte uns sogar näher.

„Geht mir genau so." antwortete er und aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie er sich über seine Arme rieb.
„Ist dir kalt?" fragte ich und musterte ihn.
„Ein bisschen."
Wortlos stand ich auf und streifte mir meine dicke Motorrad Jacke über die Arme. Ich hielt sie ihn hin, doch Cedric sah mich nur komisch an. 
„Jetzt nimm schon. Mir ist warm genug." fast schon widerwillig nahm er sie entgehen und zog sie sich über.
„Danke." murmelte er und ich setzte mich wieder neben ihn.

„Versprichst du mir eine Sache?" murmelte ich und mit neugierigen Augen sah mich Cederic an.
„Bitte zeig niemanden diesen Ort hier. Auch nicht Jovie oder den Kids. Es ist der einzige Ort wo ich für ein paar Momente meine Ruhe genießen kann. Er ist mir wichtig."
Langsam nickte Cedric.
„Versprochen. Danke, dass du mir diesen Ort hier gezeigt hast." Cedric lächelte und automatisch musste ich auch lächeln. Ich hatte ein gutes Gefühl was ihn anging.

Um kurz nach eins machten wir uns wieder auf dem Heimweg. Cedric behielt den Helm und die Jacke und war schon deutlich entspannter auf dem Motorrad.
Als wir vor unserer Haustür standen, überreicht er mir beides wieder.
Ich ging zu der kleinen Fensterbank neben der Haustür, hob den Blumentopf hoch und zog Cedric's Autoschlüssel hervor.
„Jovie versteckt da drunter immer alles." grinste ich und gab ihn seinen Schlüssel wieder.
Cedric lachte leise.
„Dann... danke für diesen Abend. Er war wirklich schön. Bis auf die Sache, dass alle dachten du wärst bei dem Rennen gestorben." grinsend sah er zu mir und ich stimmte ihm zu.
„Das fand ich auch. Bis morgen dann?"
Cedric lächelte, beugte sich kurz zu mir rüber und gab mit einen kleinen Kuss auf die Wange.
„Bis morgen."

Und schließlich lag ich mit einem Lächeln in meinem Bett und schlief ein.

Geweckt wurde ich nicht von meinem Wecker. Was mich sehr verwunderte. Ich wurde wach, weil etwas, beziehungsweise jemand mich immer und immer wieder leicht anstupste. Müde schlug ich meine Augen auf um zu wissen, wer mich da ärgerte, als ich Cedric erkannte.
„Was machst du denn schon hier?" fragte ich müde und setzte mich aufrecht in mein Bett hin.
„Schon?" grinste Cedric.
„Ich bin pünktlich wie immer hier und siehe da, da liegst du noch im Bett und schläfst." er grinste und panisch sah ich auf die Uhr.
„Scheiße!" Fluchte ich, während ich mich aus meinem Bett rollte, hektisch durch das Zimmer sprang und mich in Windeseile umzog. Dass Cedric mich dabei halb nackt sehen konnte, war mir in dem Augenblick völlig egal.
„Wie lange bist du schon hier?" fragte ich ihn ein wenig hektisch, während ich mein Hemd zuknöpfte.
„4 Minuten vielleicht. Eine davon hab ich mit Jovie geredet, die andere hab ich dich beim schlafen angesehen, eine habe ich verbraucht um dich wach zu bekommen und jetzt guck ich dir zu wie du eine panische Welle schiebst. Die Kids sind doch auch erst in 5 Minuten wach. Mach dir nicht so ein Stress."
Wieder grinste Cedric, doch den Stress machte ich mir lieber, als am Ende zu spät bei der Arbeit zu sein. Das konnte ich mir nicht leisten.

Seine Antwort ließ ich unkommentiert, dann sprang ich die Treppe nach oben und stand schließlich in der Küche.
„Guten Morgen du Langschläfer. Lange Nacht gehabt?" fragte Jovie neckend, doch ich rollte nur mit den Augen.
Schließlich drehte ich mich einmal um und sah, dass der Tisch schon gedeckt, und alles an Brötchen und Aufschnitt auf dem Tisch platziert war.
„So viel zum Thema, du bist erst seit 4 Minuten hier, Cedric!" schrie ich, da angeschrieener ziemlich lange brauchte die Treppe hoch zu gehen.
Als Antwort bekam ich von ihm nur ein herzhaftes lachen.

—————
Cedric

Und wieder war ich in der Schule, obwohl ich heute so gar keine Lust darauf hatte. Kai saß neben mir und erzählte Vivien und Jenny irgend eine anscheinend wichtige Story.
Schließlich stupste er mich von der Seite an.
„Alter, hörst du überhaupt zu?" etwas angepisst sah er mich an, doch ich schüttelte den Kopf.
„Sorry. Was war?" fragte ich und Kai seufzte.
„Alter, die Party am Wochenende. Man du bekommst ja gar nichts mehr mit, seitdem du mit dieser Coleman anhängst." er verdrehte die Augen und warf danach gleich einen abfälligen Blick zu dem Tisch an dem Jovie und Jace saßen.
„Was? Du chillst mit einer Coleman? Mit dieser Jovie?" kam es spöttisch und abwertend von Vivien.
„Unter anderen." antwortet ich.
„Naja er datet sie." ergänzte Kai, was nicht mehr so ganz stimmte.
„Du machst was?!" rief Vivien laut und einige sahen sie komisch an.
„Nein tu ich nicht. Ich date ihren Bruder." Alle drei Gesichter entgleisten auf einmal und fassungslos sahen sie mich an.
„Alter, ist dir ein Amboss auf den Kopf gefallen?!" rief Kai aufgebracht, doch ich schüttelte den Kopf.
„Erstens, ist das der Sohn eines Mörders und zweitens ist er so arm, wie wir uns das nicht mal vorstellen könnten!" warf Vivien ein und mich verwunderte es, dass Jenny so still blieb.
„Es reicht!" rief ich schließlich, denn ich konnte es nicht mehr ab, wenn jemand so über Raphael, Jovie oder über diese zauberhafte Familie redete.
„Ihr kennt weder Raphael, noch Jovie. Würdet ihr sie kennen, würdet ihr nicht so über sie reden."

„Ich fasse es nicht. Unser West schlägt sich auf die Seite der Asis." Vivien schnalzte mit der Zunge, eher sie aufstand, nach ihrer Handtasche griff und davon stolzierte. Genau das gleiche tat Kai. Nur nicht mit mit so einem femininen Auftritt.
„Willst du nicht auch gehen?" fragte ich Jenny, während ich mir ein gefaketes Lächeln aufsetzte, mich nach hinten lehnte und die Beine übereinander schlug. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, dass ich verletzt war. War das jetzt das Ende der Freundschaft mit Kai und Vivien? Und auch mit Jenny?

Doch Jenny schüttelte den Kopf.
„Wieso sollte ich? Nur weil du jemanden Datest, der nicht stinkreich ist? Klar, das sorgt für Skandale aber so etwas liebst du schließlich." sie lächelte mir zu.
„So etwas liebe ich... ja. Doch für mich soll es mehr als nur ein Skandal sein. Es soll echt sein..."

All that's bright and goneWhere stories live. Discover now