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Raphael

Das rennen war gefahren, auch wenn es diesmal mit unfairen Mitteln zuging, hatte ich gewonnen. Fair gewonnen.
Coricco kam mir entgegen, hatte wie immer seinen schwarzen Mantel und seinen Hut auf.
„Und wie immer enttäuscht du mich nicht. Hier." sagte er und wie immer drückte er mir einen Stapel Geld in die Hand. „Minus 150 Dollar für deine Schulden." sagte er und zog direkt wieder ein paar Scheine ab.
Ich zählte sie. Erst einmal, dann ein zweites Mal. Wieder nur waren es nicht mehr als 150 Dollar die mir übrig geblieben sind. Innerlich seufzte ich, doch es war immerhin ein bisschen. Bei weitem nicht genug, doch es war zu mindest ein kleiner Teil der Rechnungen, die wir nun begleichen konnten.

Gegen 1 Uhr war ich wieder zuhause, hatte dieses Mal mehr Zeit zum schlafen und fiel direkt K.O ins Bett.

Wie gewohnt wurde ich wach von meinem Wecker, stand auf und ging nach unten, wo ich mir nur in Boxershorts einen Kaffee machte und mich wie jeden Morgen an den Tisch setzte.

Ich fing an, in meinen Kopf von 10 runter zu zählen, denn ich wusste, dass bei eins die Tür von Jovie aufgehen wird.
Und ich behielt recht, denn Jovie war mal wieder pünktlich wie immer.
Ich hatte gerade meinen Kaffe leer, als sie die Treppe unten angekommen war.
„Guten Morgen Raff." sagte sie, wie jeden Morgen mit einer Zahnbürste im Mund.
„Guten Morgen." gab ich zurück und ging schon mal zum Kühlschrank.
„Ich frühstück, du Brote." sagte ich, denn so lief es eben jeden Morgen ab.
Während ich die Eier briet und nebenbei den Tisch deckte, rannten auch schon wieder die Kids durch die Gegend. Fae suchte verzweifelt irgend etwas, und Blue sorgte wie immer für das morgendliche Chaos im Haus, indem er mit seinem Krümelmonster Kuscheltier durchs Haus rannte.

Doch ganz unerwartet klingelte es an der Tür. Und das schon um 7 Uhr morgens?
Verwirrt öffnete ich, immer noch halb nackt die Tür und erstarrte.
Meine Augen verengten sich zu Schlitze und widerwillig wollte ich die Tür zu schlagen.
„Wer ist das Raff?" fragte Blue und kam zur Tür gerannt, während er sich halb an mein Bein klammerte und sich dahinter schüchtern versteckt.
„Nie-..." ich wurde unterbrochen.

„Hey kleiner. Ich bin Cedric. Der Freund von deinem Bruder." Cedric lächelte Blue an und ich runzelte die Stirn. Es sah nicht aus wie ein gefaketes Lächeln.

„Cool! Sagte Blue, eher er ins haus zurück rannte.
„RAFF HAT EINEN FREUND! ER IST UNS BESUCHEN GEKOMMEN!" schrie Blue aus vollem Hals und am liebsten hätte ich ihn diesen gleich umgedreht. Was fällt Cedric ein, sich meiner Familie vorzustellen? Das ganze war fake und in 2 Monaten ist es vorbei. Also wieso macht er das?

Von Blues Geschreie kam auch Fae zur Tür.
„Mensch, jetzt lass ihn doch rein." murrte sie, drückte mich zur Seite und lies Cedric ins Haus. Diese Einladung nahm er sogleich an und stand nun in meinem Haus. Und das gefiel mir irgendwie nicht. Ganz und gar nicht.

Cedric lächelte, stellte sich Fae ebenfalls vor und sah dann an mir herab.
Wie gesagt, ich stand immer noch nur in einer Unterhose bekleidet vor ihn. Bei meiner Familie war mir das egal, da brauchte ich nicht morgens schon fertig in meinem Arbeitssachen sitzen. Die habe ich eh schon den ganzen Tag an.
Doch wenn West hier so stand und mich von oben bis unten einmal musterte, wollte ich am liebsten die Kleidung so schnell wie möglich anziehen.

„Sabberst du schon oder geht es?" fragte ich, deutlich genervt an Cedric gerichtet und schloss die Tür hinter uns zu.
Der angesprochene schüttelte den Kopf und wendete den Blick von mir ab.
„Jaja. Alles bestens." sagte er und strich sich sogleich seine Krawatte glatt.

„Was willst du hier?" fragte ich schließlich, als Jovie für mich die Spiegeleier aus der Pfanne geholt hatte und auf den Tisch gestellt hatte. Als sie Cedric sah, verfinsterte sich auch ihr Blick.
„Würde ich auch gerne wissen." kommentierte sie, eher sie Blue an den Tisch setzte und nach Fae rief, die schon wieder irgendwo ihre Sachen suchte.
Cedric stand mitten im Raum und sah sich um. Den größten Teil unserer Möbel hatten wir von Nachbarn oder vom Spermüll. Dementsprechend passte nichts zum anderen.
Die Kids setzten sich nur widerwillig an den Tisch, während ich West im Raum stehen lies und das Essen auf die Teller schob und danach sofort zu meinem T-shirt griff, welches über dem Stuhl Hang und es anzog.
„Ich bring euch zur Schule." sagte er knapp und ich hörte augenblicklich auf, mir das Spiegelei reinzustopfen. Wir waren spät dran, West hatte uns allein mit seiner Anwesenheit aufgehalten.
„Kommt nicht in Frage." antwortete ich und schüttelte dabei den Kopf.
„Wieso nicht? Er ist doch dein Freund." kommentierte Fae mit vollem Mund und griff zu ihren Glas.
„Genau. Ich bin dein Freund. Dann darf ich euch doch alle wohl zur Schule bringen, oder nicht?" fragte er und kam ein Stückchen näher.
„Denk dran, es muss für jeden echt aussehen." flüsterte er mir zu, sodass nur ich es hören konnte.
Schließlich gab ich mich geschlagen. Fürs erste.

Nach dem Essen räumte ich schnell alles in die Spüle und zog mir noch schnell meine normale Kleidung an.
Blue zog sich die Schuhe an und öffnete bereits die Haustür. Doch weiter kam er nicht. Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte auf die Einfahrt.
„Cedric? Ist das dein Auto?" fragte er, als er sich zu West umgedreht hatte und ihn mit großen Augen ansah.
„Ja, das ist meiner. Ab jetzt werden wir mit dem Auto zur Schule fahren." antwortet er ihn und Blues Augen leuchteten. Das Taten sie seit Jahren nicht mehr und ich hasste diesen Gedanken, dass ausgerechnet Cedric es war, der der Grund dazu war. Doch diesen Moment mit anzusehen, wie glücklich Blue für diesen Moment aussah, lies mich das schon wieder fast vergessen.

Draußen auf der Einfahrt stand ein moderner, schwarzer Mercedes. Der Mercedes Stern stach glänzend hervor und Cedric öffnete das Auto und wir alle stiegen ein. Jovie und die Kids auf der Rückbank und ich vorne.

„Raff, denk dran gleich eben noch mit ins Sekretariat zu kommen. Zu musst diesen Zettel für die Stipendium Firma unterschreiben. Irgendwas neues was denen eingefallen ist." sagte meine Schwester, als wir fast in der Schule waren.
Ich seufzte. Das hätte ich fast vergessen.
„Na gut. Aber beeil dich bloß, ich muss pünktlich zur Arbeit."
Cedric warf mir einen Blick von der Seite zu, doch ich ignorierte ihn so gut ich konnte.
Als die Kids in der Schule waren und auch Cedric nun das Auto an seiner Schule parkte, griff Cedric nach meiner Hand. Ich sah ihn an, doch er lächelte nur so gespielt, wie er es immer tat.
„Öffentlichkeit. Schon vergessen?" grinste er und ich seufzte. So ging ich mit ihm an der Hand schließlich in die Schule. Wie ein Schauspieler, spielte ich seinen Freund. Und fühlte mich dabei wie eine blöde Puppe. Alle sahen uns, bzw. Mich an. Denn auch die anderen hier schienen mich zu kennen.
Sie tuschelten was das Zeug hielt und erst vor dem Sekretariat lies er meine Hand los...

„So das wärs auch schon. Danke Mister... Coleman." sagte die Sekretärin hinter ihren Theresen, als ich den Füller, der teurer als ein ganzer Wocheneinkauf von uns ist, zur Seite legte.
Ich verabschiedete mich kurz und verließ das Sekretariat.
„Warte mal." rief eine -mittlerweile bekannte Stimme- und ich seufzte, drehte mich schließlich aber um.
„Hier." sagte Cedric und warf mir etwas zu.
Es war der Autoschlüssel.
Verwirrt sah ich erst den Schlüssel und dann ihn an.
„Was? Du musst doch irgendwie zur Arbeit kommen?" kommentierte er. Innerlich musste ich schmunzeln, denn so ein schickes Auto zu fahren macht bestimmt Spaß.

„Sag mal. Fährst du öfters betrunken?" fragte ich schließlich.
„Was? Naja ab und zu. Wieso?"
„Hab dich gestern gesehen. Du warst vorher noch auf der Party. Also warst du denke ich betrunken."
„Wo hast du mich denn-..." ich ließ ihn nicht ausreden, denn ich drehte mich um und ging. Aber nicht ohne ihn während des Gehen den Mittelfinger zu zeigen. Die Mittelfinger Strichliste wuchs auf drei.

All that's bright and goneWhere stories live. Discover now