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Cedric

Ich fühlte mich geborgen, Raphaels Körper hielt mich warm und müde schlug ich am nächsten morgen meine Augen auf. Raphael hielt mich im Arm und mein Kopf war auf seiner Brust gebettet.
Augenblicklich schlug mein Herz höher und zufrieden schloss ich für einen Moment meine Augen, eher ich mich so hinlegte, dass ich in Raphaels schlafendes Gesicht sehen konnte.
Fast genau in dem Augenblick öffnete er ebenfalls seine Augen und sah mich einen Moment an, eher er leicht lächelte. Zum dahinschmelzen.

„Morgen." flüsterte er und ich erwidertet sein Lächeln.
„Guten Morgen." hauchte ich ebenso leise zurück und sah ihn einfach nur an.
„Was ist?" fragte er und hob zugleich eine Augenbraue.
"Nichts. Ich seh dich nur an..." murmelte ich und erneut fielen meine Augen zu. Es war noch viel zu früh, doch Raphael schien völlig wach zu sein.

"Na komm, aufstehen. Wir haben zu tun." Sagte er, stand schließlich auf und kletterte über mich um aus dem Bett zu kommen. Nur widerwillig tat ich es ihm gleich und griff nach einem neuen Hemd von Raphael. Meins hatte er gestern achtlos zerrissen.
Ich stand mit dem Rücken zu Raphael, er erzählte mir, dass sie heute unbedingt das Haus putzen müssten, als er mitten drin stoppte. Fragend drehte ich mich um, dich sein Blick war Starr auf mich gerichtet.

"Was ist los? Du guckst so, als hättest du einen Geist gesehen." Ich musste schmunzeln, aber irgendwie wurde ich unruhig. Raphael hatte selten so einen Gesichtsausdruck. Und das hieß meistens nichts gutes.

"Dein Rücken." Sagte er knapp und ich schluckte. Sofort stieg mir Röte ins Gesicht und so schnell es ging steifte ich mir mein Hemd über.
Zahlreiche Narben von Zigaretten Stummel oder von zu starken Schlägen zierten meine Haut.
"Mein Vater nannte es damals Erziehung. Ich hab mich nicht benommen? Dann drückte er eine Zigarette auf mir aus. Wenn ich nicht angefangen habe zu weinen, dann hörte er nach einem Mal auf. Falls nicht, gabs die nächste Bestrafung."
Murmelte ich und knöpfte mein Hemd zu.

"Verdammt, das wusste ich nicht." Raphaels Stimme klang sanft und er ging ein paar Schritte auf mich zu, bis er direkt vor mir stand.
"Natürlich wusstest du das nicht. Ich hab es bislang niemanden erzählt. Rate, wieso ich immer diese blöden Hemden trage?" Ich versuchte, meinen aufkommenden Scham, wie immer mit einem Lächeln zu verstecken. Doch ich wusste schon längst, dass es bei Raphael keinen Sinn machte.
"Das... tut mir leid. Dein Vater hatte nicht das Recht dazu."
"Ich weiß. Aber jetzt ist es passiert. Ich rede nicht gerne darüber." Somit war das Thema für mich gegessen und das schien Raphael zu verstehen.

Kurz hauchte er mir einen zarten Kuss auf die Lippen, eher wir zusammen nach oben gingen, wo die Kids schon rum rannten und Jovie einen Berg voll Wäsche in der Hand hielt.
"Hast du hier gepennt, Cedric?" Fragte sie, während sie versuchte alles in die Waschmaschine zu stopfen.
"Ähm.. ja hab ich." Antwortete ich und wechselte einen kurzen Blick mit Raff.
"Okey. Raff, Frühstück ist deine Aufgabe heute, ich fang an gleich hier aufzuräumen. Fae, sorg bitte dafür, dass Blue auch endlich sein Zimmer auf Vordermann bringt und Cedric, du kannst gerne den Abwasch übernehmen." Wies Jovie an und als wäre es einer der normalsten Abläufe, fingen alle an, ihre Aufgaben zu machen.
"Frühstück ist in 15 Minuten fertig, seid dann bitte unten!" Rief Raff zu Fae, die schon mit Blue auf dem Weg nach oben war.

"Ich hab immer noch keine Antwort wegen dem Anzug." Sagte Raff einige Momente später, als er auf einmal neben mir stand und Eier in er Pfanne briet.
"Wenn du mir den Anzug gleich mitgibst, dann ist er bis heute Abend wieder sauber." Antwortete ich und tauchte meine Hände in das mit Wasser und Schaum gefüllten Waschbecken.
"Ich hab keine Lust."
"Ich auch nicht."
"Worauf habt ihr keine Lust?" Jovie tauchte auf einmal wieder auf und räumte die Sachen von Raphael wieder zurück in den Kühlschrank.
"Heute Abend findet eine Gala statt. Ich steh auf der Gästeliste und Raphael ist meine Begleitung."
"Stimmt, da war ja was. Das sind doch diese Veranstaltungen, wo super reiche Leute hingehen, Champagner trinken und mit nett verpackten Worten sich vulgär die fresse polieren?"
Ich musste lachen, "Ja, genau so etwas ist das heute Abend."

Das Frühstück war fertig, wir saßen alle am Tisch und unterhielten uns ein wenig.
"Ich hab unseren Vermieter angerufen. Er gibt uns noch eine Woche für die Miete. Ich werde heute mal eine Freundin fragen, ob sie in dem Café noch Hilfe braucht. Dann arbeite ich nach der Schule und am Wochenende." Erzählte Jovie und trank einen Schluck aus ihrem Kaffe.
"Es wäre gut, wenn du heute einkaufen gehen könntest, Raff. Wir haben keine Eier, keine Milch und keine Cornflakes mehr. Außerdem fehlen uns Filter für die Kaffeemaschine. Ich musste den Kaffe mit einem Küchen Handtuch kochen und die Milch schon mit Wasser verdünnen" Fuhr sie fort und der angesprochene nickte.
"Ich begleite dich." Entschied ich kurzer Hand. "Dann kann ich danach deinen Anzug in die Reinigung bringen."
"Gute Idee."

Nach dem Frühstück räumten wir alles weg und ich stand wieder vor der Spüle und machte das Geschirr sauber. Jovie räumte im Wohnzimmer Blues Spielsachen weg und Raphael holte den Staubsauger.
Ich habe aufräumen immer gehasst, aber heute machte es mir sogar ein klein wenig Spaß. Und ohne auf die Zeit zu gucken war das Haus Blitz blank und wir doch ziemlich fertig.
"So.. einkaufen, Raphael. Hier nimm die Coupons mit. Fae hat eine Stunde lang im Müll der Nachbarn nach ihnen gesucht."
"Im Müll?" Fragte ich ungläubig. Wühlte Fae etwa im Müll rum, um an diese Coupons zu kommen?
"Ja. Die Nachbarn schmeißen die immer weg. Manchmal werfen sie die uns auch in den Briefkasten." Erklärte Raff kurz, während er Tüten und Beutel aus dem kleinen Abstellraum kramte.
"Ich bin soweit" sagte er schließlich und wartete gar nicht mal mehr auf meine Antwort, sondern ging schon nach draußen. Doch keine drei Sekunden später kam er wieder rein.

"Hab den Anzug vergessen." Sagte er monoton und rannte fast schon die Treppe runter.

Schließlich standen wir wieder mit vollen Tüten und in der Küche und räumten alles weg.
"Scheiße Raff. Du solltest doch nur ein paar Teile kaufen und nicht den ganzen Laden!" Aufgebracht kam Jovie in die Küche und durchwühlte die Tüten.
"Wollte ich auch erst. Aber Cedric hat darauf bestanden mehr einzupacken. Er hat sogar bezahlt."
Kurz lächelte ich Jovie an und hob abwinkend die Hand.
"Danke.." Jovie lächelte leicht und wieder war die Ähnlichkeit zu Raphael enorm.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr.
"Okey. Ich muss jetzt so langsam los nach Hause um mich fertig zu machen. Ich bring dir gleich den Anzug vorbei und hole dich dann in zwei Stunden ab." Ich klatschte in die Hände und fischte in meiner Hose nach meinem Autoschlüssel.
"Is der Anzug schon fertig?" Fragte er erstaunt. Immerhin hatten wir ihn vor gerade mal einer Stunde abgegeben.
"Für eins zwei Scheine mehr sind die in Windeseile damit fertig. Sei bitte bis dahin fertig und Versuch es erst gar nicht, eine Krawatte zu binden. Das mach ich gleich schon." Ich grinste, doch Raphael versuchte es sich zu verkneifen. Stattdessen hielt er mir seinen Mittelfinger hoch.
"Bis dann, Raff." Grinste ich, ging noch einmal auf ihn zu und küsste ihn kurz auf die Lippen.
Mir entging nicht Jovie's fast schon entsetzter Blick, eher ich das Haus schließlich verließ.

All that's bright and goneWhere stories live. Discover now