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Cedric

Ich erhob mich von der kleinen Sitzecke, an dem meine Freunde Kai, Vivien und Jenny saßen und kassierte einen fragenden Blick von Kai.
„Was hast du vor?" fragte er und auch die anderen sahen mich an, da sie bei meinem Gespräch mit Kai mitgehört hatten. Doch ich setzte nur ein Lächeln auf - das Lächeln, welches ich beherrschte: ein gefaketes.
„Ich hole mir einen Skandal." grinste ich und steuerte auf das Coleman Mädchen zu. Ich kannte ihren Namen nicht, doch das musste ich auch nicht. Ich war Cedric West. Sie wird mir schon bald ihren Namen verraten, mir hinterher laufen und am Ende meinen stöhnen.
Die Vorstellung gefiel mir, auch wenn ich mich nicht auf ein Geschlecht festlegte. Sex war Sex und ich liebte es.

„Charmante Augen, wunderschöne Haare und volle Lippen. Ich glaube ich habe meine Traumfrau gefunden." sagte ich mit meinem bezaubernden Lächeln und ließ mich elegant auf den Stuhl vor ihr nieder. Sie blickte von ihrem Buch auf und sah mich erst geschockt, dann mit hochgezogener Augenbraue an.
„Wie bitte?" fragte sie, während die das Buch nun komplett zur Seite legte.
„Ich sagte, du hast Charmante Augen, wunderschöne Haare und..." sie unterbrach mich.
„Das habe ich verstanden. Was willst du von mir, West?" sie spuckte meinen Nachnamen förmlich aus, doch das veranlasste mich nur, etwas mehr zu lächeln.
Sie kannte mich also. Natürlich kennt sich mich. Jeder tut das. Zumindest jeder, der jemals mindestens eins dieser Klatsch Magazine gelesen hatte.
„Dich kennenlernen, Coleman. Wie war noch gleich dein Name?"

„Jovie, hier bist du ich hab dich schon überall gesucht." ein junger Mann mit dunkelroten Haaren kam auf das Mädchen zu und blieb erst neben ihr stehen, als er mich sah.
„Was will ein West denn hier?" fragte er und sah sie an. Und nun wusste ich ihren Namen.

„Keine Ahnung. Aber..." sie wendete ihren Blick von dem Jungen ab und sah nun wieder in mein Gesicht, „ich habe kein Interesse."
Ich lächelte weiter, fuhr mir einmal durch meine blonden, kurzen, leicht lockigen Haare, die wie immer perfekt saßen und beugte mich ein wenig über den Tisch.
„Du hast einen wunderschönen Namen, Jovie. Er passt zu deiner Art." flirtete ich weiter und sah ihr dabei in die Augen. Erst jetzt erkannte ich die Farbe. Ein stürmisches grau und mir wurde klar, dass ich anfangs hätte nicht mal lügen müssen, was ihre Augen betraf. Diese sahen wirklich schön aus.

Ich berührte mit meiner Hand sanft ihren Unterarm, den sie vor sich auf den Tisch ruhen hatte und feierte innerlich schon meinen Sieg. Mein Vater würde grün und blau werden, wenn er mitbekommt, dass ich eine Coleman Date.

Doch gegen meinen Erwartungen zog Jovie ihren Arm hastig zurück, wirkte panisch, als ich versuchte sie fest zu halten um wenigstens noch ein paar Wörter mit ihr wechseln zu können um sie davon zu überzeugen mit mir auszugehen. Doch daraus wurde nichts.
„Fuck West, lass sie in Ruhe!" Fauchte der Rothaarige Typ neben ihr und zog Jovie vom Stuhl rauf. Er benahm sich, als hätte ich ihr gerade sonst was antun wollen.
Beschwichtigend hob ich Augenblick meine Hände und sah zu den beiden hoch.
„Verpiss dich, Cedric. Komm Jace, wir gehen lieber." sagte Jovie mit einem erbosten Tonfall und zog den rothaarigen, dessen Name offensichtlich Jace lautete, mit sich aus der Schulhalle.
Okey, wow. So sollte das Ganze definitiv nicht ablaufen. Aber deswegen gebe ich noch lange nicht auf. Dann muss ich eben erst einen Schritt zurück gehen, um zwei Vorwärts gehen zu können.

Die zweite Pause brach an und ohne mich bei meinen Freunden blicken zu lassen, suchte ich Jovie auf den Fluren. Sie stand an ihrem Spind, hatte beinahe ihren halben Kopf rein gesteckt und schien irgendwas zu suchen.

Lässig lehnte ich mich einen Spind weiter an und beobachtete sie für einen kurzen Moment.
„Ich habe dir meine Nummer noch gar nicht gegeben, also wieso suchst du in deinem Spind nach ihr?" fragte ich und Jovie zuckte zusammen, während sie einen kleinen Kreischer von sich gab. Danach hob sich ihr Kopf mit wutentbrannter Miene aus dem Spind und ihre Augen funkelten mich böse an.
„Ich warne dich, geh mir bloß nicht auf die Nerven. Was auch immer du vor hast, ich will davon nichts wissen. Verstanden? Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst." fauchte sie und ich konnte zu dem Zeitpunkt nur ahnen was sie damit meinte...

„Woah Sachte. Ich kann dir meine Nummer auch gerne geben, wenn du zu schüchtern bist mich zu fragen." lächelte ich und wollte ihr zart eine ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht wischen, doch das ließ sie nicht zu. Meine Hand wurde weggeschlagen und sie sprang gefühlt einen Meter von mir weg.
„Wag es bloß nicht." ihr ernster Blick verriet mir, dass sie es wohl oder übel ernst meinte. Doch ich wusste, wie man solche Frauen knackt.

„Guck nicht so böse, das steht dir nicht. Wie wärs, wenn wir heute nach der Schule eine kleine Spritztour mit meinem Auto machen? Heute Abend steigt eine Party bei Vivien, Lust mit mir da hin zu fahren?" So schnell würde ich nicht aufgeben. Definitiv nicht, denn Jovie Coleman war genau die richtige für eine Fake-Beziehung mit Skandalösen Ausmaß.

„Auf keinen Fall." antwortete sie nur genervt, knallte ihre Spindtür zu und verschwand in ihren Klassenraum.

Dennoch, ich blieb mit einem Lächeln zurück. Lange dauert es nicht mehr und dann knickt sie ein. Und sobald das passiert, verpasst genau das meinen Vater den goldenen Schuss.

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Raffael

Wir besaßen kein eigenes Auto, doch in unserer Nachbarschaft kannte jeder jeden. So bekamen wir
das Auto von unserer alten Nachbarin Eli.
Sie braucht das Auto nicht mehr, denn sie wurde in den letzten Jahren einfach zu alt zum Autofahren. Deshalb durften wir es nutzen. Das erleichterte einiges sehr. Zum Beispiel morgens. Jovie, Fae und Blue mussten nicht zur Schule laufen und auf dem Weg zur Arbeit setzte ich sie vor der Schule ab. Wie auch heute.

Dann fuhr ich ebenfalls zur Arbeit. Bis nachmittags arbeitete ich in in einer Autowerkstatt und reparierte alle möglichen Sachen von den Kunden. Nach dem Feierabend hole ich meine Geschwister von der Schule ab, fahre sie nach Hause und beginne meine nächste Schicht an der Tankstelle ein paar Meilen weiter. Doch heute...

Heute am späten Nachmittag kam eine Nachricht von Jace. Er ist mein bester Freund und wohnt schon mehr oder weniger bei uns, da er sich fast jeden Tag bei uns blicken lässt. Ein Wunder, dass er offiziell noch nicht hier eingezogen ist. Auf jeden Fall: seine kurze Nachricht, über Jovie und diesem reichen, ekelhaften schnösel Cedric, der versucht hat sich an meiner Schwester ran zu machen, hat gereicht, um meine Arbeit abzubrechen und sofort nach Hause zu fahren.
Niemand, wirklich niemand wagt es meine Schwester anzufassen oder sonst was. West wird sich wünschen, das niemals getan zu haben, so viel stand fest.

Jace [dscheyß] : bester Freund der Coleman's.

All that's bright and goneWhere stories live. Discover now