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Raphael

Mein Leben hatte sich verändert, als Cedric vor vier Wochen auf einmal auftauchte. Mein Leben hatte sich verändert, als Cedric vor vier Tagen auf einmal aus unserem Leben verschwunden war. Keine Nachricht, keine Besuche, keine Anrufe oder sonst was. Er ging nicht in die Schule, so konnte auch Jovie nicht mit ihm reden.
Währenddessen versuchte ich immer und immer wieder bei verschiedene Werkstätten einen Job zu bekommen. Doch niemand redete mit mir auch nur länger als 5 Minuten.
Ich versuchte so gut es geht mit meinem alten Leben wieder klar zu kommen. Doch es war schwerer als gedacht.
Ich kam gerade nach Hause, nur um von der nächsten Werkstatt abgelehnt worden zu sein. Ich öffnete den Briefkasten, ob sich nicht doch jemand zurück gemeldet hat. Doch stattdessen lag dort nur ein weiterer Brief drin, den ich am liebsten verbrannt hätte.
Mit einem seufzten setzte ich mich in die Küche und öffnete mit einem Messer den Brief.
Das erste was mir in die Augen stach war die dunkel rote Schrift und die großgeschriebenen Buchstaben.
ABMAHNUNG.

Ich schluckte. Sie schrieben mir, dass ich innerhalb von zwei Tagen die Miete für das Haus zahlen muss. Ansonsten würden sie uns fristlos kündigen.
Mein Hals schnürte sich zu, mein Herz pochte viel zu laut und wie gebannt sah ich auf die schwarzen Zahlen.

Zu zahlender Betrag: 2200$.

Ich hatte das Geld nicht. So viel Geld auf einmal hatte ich noch nie. Wie sollte ich es bitte schaffen, bis übermorgen 2200$ aufzutreiben?!
Ich fuhr mir durchs Gesicht, wollte am liebsten anfangen zu schreien, doch in dem Moment ging die Tür auf und die Kids kamen mit Jovie heim.

Schnell verstellte ich mein Gesicht zu einem Lächeln.
„Hey ihr! Wie war die Schule?" fragte ich, eher Blue anfing von seinen Hausaufgaben zu erzählen. Ziemlich danach ging er auch schon hoch um sie zu machen. Jovie versprach gleich nachzukommen und ihn zu helfen.
„Rechnung?" fragte sie und setzte sich neben mir. Ich schüttelte nur niedergeschlagen mit den Kopf.
„Abmahnung..." hauchte ich und Jovie zog scharf die Luft ein.

„In zwei Tagen verlieren wir unser Haus. Wenn wir bis dahin nicht bezahlt haben. Und ich weiß nicht, wie ich an das Geld kommen soll..." ich gab mir die größte Mühe meine Fassung zu bewahren und nicht anzufangen zu zittern, zu schreien oder zu heulen.
„Ich... ich werde bei den Vermietern anrufen und ihnen die Lage erklären. Vielleicht bekommen wir mehr Zeit. Ich..." Jovie stand auf.
„Ich rufe da an.." murmelte sie, eher sie aus der Küche verschwunden war.

Also blieb ich wieder alleine in der Küche sitzen und starrte auf den Brief. In nur zwei Tagen könnte alles ein Ende finden. Wir würden auf der Straße sitzen. Ohne einen Cent, ohne ein Dach über dem Kopf; Obdachlos und ein kleines bisschen mehr Abschaum der Gesellschaft.

Ich wollte es nicht akzeptieren. Ich konnte es nicht akzeptieren. Fast schon ruckartig stand ich auf.
Fae kam gerade die Treppe runter gelaufen, als ich mit meinem Motorradhelm die Haustür verlassen wollte.
„Wo willst du hin?" fragte sie, während sie einen Blick in die Küche warf.
„Nur ein paar Besorgungen machen." sagte ich, während ich schließlich die Wohnung mit einem „Es wird später. Wartet nicht auf mich." verließ.

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Cedric

Es war am frühen Abend, als ich plötzlich einen Anruf bekam. Jovie zeigte mein Display an. Ich war am überlegen, ob ich ran gehen würde oder ob ich es einfach klingeln lassen sollte. Doch nach dem vierten Klingeln ging ich schließlich ran.
„Jovie? Was gibts?" fragte ich und war verwundert, als ich nicht Jovie hörte.

„Cedric! Du musst uns helfen.." flehte eine kleine weibliche Stimme. Fae.
„Fae...? Was ist los?" fragte ich, Fae hörte sich so an, als wäre sie kurz davor zu weinen.
„Raphael ist los. Er... er macht vielleicht etwas ganz dummes. Ich.. ich hab diesen Brief hier gefunden. In zwei Tagen schmeißen die uns aus unserem Haus raus, wenn wir die Miete nicht bezahlen! Ich hab Angst Cedric! Ich will nicht, dass Raff etwas zustößt!" ihre Stimme brach nun gänzlich ab und bitteres geweine drang durch den Hörer. Und es brach mir mein Herz sie so weinen zu hören.
„Fae, hey hey.. beruhig dich Okey? Alles wird gut. Ich werde sofort los fahren und Raphael suchen Okey? Alles wird gut. Weißt du wo er sein könnte?" ich muss zugeben, auch ich stand kurz vor den Tränen. Es fiel mir nicht leicht, selber stark zu bleiben, bei den Gedanken die mir durch den Kopf schossen.

„Nein..." schluchzte sie.
„Er ist einfach aus dem Haus..." fügte sie hinzu.
„Okey okey... Fae? Weiß Jovie, dass Raphael weg ist?" fragte ich, eher sie es leise verneinte.
„Dann möchte ich jetzt, dass du ganz tapfer bist, zu ihr hin gehst und ihr alles sagst, was du mir gerade gesagt hast, Okey? Währenddessen werde ich mich um Raphael kümmern. Ihm wird nichts passieren und ich verspreche dir, dass ihr euer Haus nicht verlassen müsst. Dafür werde ich sorgen. Ich werde euch beschützen. Okey?"
„Danke Cedric..." hauchte Fae ganz leise, sodass man es unter ihrer immer noch brüchigen Stimme kaum hören konnte. Dann vernahm ich nur noch das tuten des Hörers.
Einige Sekunden musste ich realisieren was ich da gerade gehört hatte.
Raphael wird sich Ärger einhandeln. Und wenn es hart auf hart kommt wird es verdammt großer Ärger sein. Und wenn ich zu spät bin, dann werde ich ihn vielleicht nicht davor beschützen können.

Ich ließ in meinem Apartment sofort alles stehen und liegen und rannte zu meinem Auto. Ich musste ihn schleunigst finden!

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Raphael

In meinem Kopf ankerte sich ein Gedanke fest. Ein einziger, der mich dazu veranlasste, immer schneller und schneller auf dem Motorrad zu fahren.
Es war der Gedanke an meiner Familie. Ich würde sie immer beschützen. Und ich war bereit, alles dafür zu tun.

Die Lichter der Stadt rasten an mir vorbei, ich überholte Autos und wich dem Gegenverkehr aus. Nur um kurze Zeit später vor einem Restaurant zu halten. Doch es war nicht irgend ein Restaurant. Es war eines der teuersten in dieser Stadt und nebenbei das Hauptquartier eines ganz bestimmten Mannes.
Ich setzte meinen Helm ab, stellte das Motorrad auf dem Parkstreifen zwischen zwei geparkten Autos und stand schließlich vor der Gold verzierten Glastür des Restaurants.

Ich atmete einmal tief ein und aus. Ich setzte mein Pokerface auf, und betrat den Laden. Jetzt gäbe es kein zurück mehr. Ich werde es durchziehen, egal was es kostet...

"Guten Abend Sir, wir haben im Moment noch geschlossen, ich bitte sie in einer Stunde wiederzukommen." Sofort sprach mich eine Dame hinter der mit edlen Holz verzierten Empfangstheke an und lächelte mir freundlich zu.
"Ich möchte zu Coricco..."

All that's bright and goneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt