111|schnelle Versöhnungen und gemeinsame Besuche

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D E M I R

Es ist erst eine Stunde her, dass ich meinen Frust an Mira abgelassen habe und dass ich ein Vollidiot bin, weiß ich besser, als alles andere in meinem Leben.
Seit einer halben Stunde sitzen wir im Meeting und ich kann mich nicht genug konzentrieren, um die Mood-boards, die mir von allen Seiten über den Tisch zugeschoben werden, zu beurteilen.

Die Konzepte und Ideen fliegen an mir vorbei und ich schaue mir die Zeichnungen und verschiedenen Referenzfotos gar nicht erst an.
Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt mich davon abzuhalten Mira, links neben mir, nicht anzustarren.
Aus dem Augenwinkel sehe ich sie auf ihr Tablet tippen, während sie mich keines Blickes würgt, wie seit einer Stunde schon und mit den anderen spricht, um voranzukommen.
Ich werde wahnsinnig.

Ich stecke verdammt tief in der Scheiße, wenn mich schon eine Stunde Ignorieren ihrerseits dermaßen aufwühlt. Wann bin ich so süchtig nach ihr geworden?

Ich habe mein Gesagtes in der Sekunde bereut, in der ich praktisch sehen konnte, wie sie ihre Mauern hochgefahren ist und ihre Gefühle vor mir versteckte. Ich weiß nicht, was ich mir davon erhofft habe, sie so anzufahren. Dass etwas der Last von mir abfällt? Dass ich mich besser über meinen Vater fühle? Was auch immer es ist, mir gefällt nicht, was als Resultat hervorgeht.

Eine Hand von rechts legt sich auf meinen Arm und ich blinzle meine Gedanken weg, um Frau Metaj anzusehen. Noch in letzter Sekunde sehe ich aber, dass Mira ihren Kopf beinahe exakt zur selben Zeit anhebt und Frau Metajs Hand auf mir fixiert.
„Alles in Ordnung?", fragt sie und klimpert unschuldig ihre langen Wimpern.
Es gefällt mir nicht, dass sie mich anfasst, Miras Reaktion darauf aber sehr wohl. Sie ist eifersüchtig, also hat sie mich noch nicht abgeschrieben. Sehr gut.

Geschickt entziehe ich ihr meinen Arm und lehne mich im Stuhl zurück, um etwas mehr Abstand zu haben.
„Alles in Ordnung. Macht weiter."
Frau Metaj sieht mich noch einen Moment an, doch räuspert sich dann und fährt fort mit ihrer Erklärung, weshalb bedruckter Stoff eine gute Idee wäre. Ich kann ihr nur mit einem Ohr zuhören, während ich sie anschaue.

Sie spricht sachlich, sieht mich hin und wieder an, doch auch die anderen im Raum und gibt mir alle Details, während sie mit der Hand über ihr Mood-Board fährt.
Komisch, ihre Hand zittert nicht. Normalerweise zittert ihre Hand, wenn sie mit mir spricht und ein schüchternes Lächeln liegt auf ihren Lippen, aber jetzt gerade ist sie durch und durch sachlich.

Ich bin zwar ein Idiot, wenn es zu Mira kommt, aber ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen. Frau Metaj mag mich, sie schwärmt für mich.
Solange sie diese Gefühle aber für sich behält und nicht danach handelt, sehe ich keinen Grund für eine Entlassung. Sie erfüllt ihren Job, arbeitet sorgfältig und ihre Ideen sind grundsätzlich gut. Es ist mir egal, ob sie mich damit beeindrucken will.

Frau Metaj ist eine hübsche Frau mit ihren dunklen Haaren und der gebräunten Haut, jedoch nicht mein Typ. Mein exakter Typ Frau sitzt links von mir und ist wütend auf mich. Wie sollte ich am besten vorgehen, damit sie mir meinen idiotischen Ausbruch verzeiht?

Besagte Frau tritt mich unterm Tisch, dass ich zucke. Frau Metaj hat schon aufgehört zu reden und schreibt fleißig mit, während Frau Jovanović spricht. Wahrscheinlich muss ich sie weiter angeschaut haben. Schon wieder abgedriftet.
Ich drehe den Kopf nach links, erwarte, dass Mira mich anschaut, doch sie tippt nach wie vor auf ihr Tablet, als hätte sie mich nicht gerade noch getreten.
„Konzentrier dich.", keift sie so leise, dass es niemand anderes hört.

Das restliche Meeting verläuft nicht besser. Ich höre nicht zu, kriege nichts mit und bin genervt von mir selbst, weil genau das passiert, was ich Mira vorgeworfen habe. Es ist noch viel schlimmer, jetzt, da sie mich ignoriert.

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