107|Weihnachtskekse mit fatalen Folgen

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M I R A

Weil Deon ein Meeting falsch terminiert hat und ausländische Vorsitzende nun auf ein Videoanruf warten, muss Demir zu Kerem ins Atelier fahren und an einer Besprechung der Trendanalysen und Marktbeobachtungen des vergangenen Jahres teilzunehmen. Also Themen, die nicht dringend besprochen werden müssen und aufgeschoben werden könnten, aber die Vorsitzenden warten bereits.
Ich habe Demir angeboten mitzukommen, doch er meinte das sei nicht nötig und es würde nicht allzu lange dauern. Ich bin kein Vollidiot, daher habe ich nicht weiter darauf beharrt, denn wer will schon arbeiten, wenn es nicht sein muss? Auch noch an einem bezahlten Feiertag?

„Alles, was ich noch habe sind Aras und Hops.", schmollt Yaz durch das Telefon an meinem Ohr und ich höre besagten Mann im Hintergrund sprechen,„Hops war heute wieder da, aber sie wollte sich nicht von mir streicheln lassen, obwohl ich ihr Futter rausgestellt habe. So eine undankbare Göre." Aras sagt wieder etwas und ich höre das Wort „selber" deutlich heraus, doch alles andere ist ein undeutliches Gemurmel, gefolgt von Yaz, die ihn anzischt.

„Komm doch hierher.", biete ich an, denn Yaz scheint zu vergessen, dass wir uns immer noch in der selben Stadt aufhalten. Ich streiche über die Blätter des Busches im Garten und schaue zu den kahlen Bäumen hoch. Es ist verrückt, dass diese Büsche noch so grün sind, wenn alle anderen Pflanzen bereits gestorben sind. Mir ist bisher nicht aufgefallen, wie riesig Demirs Garten eigentlich ist. Hier würde sicher noch ein zweites Haus hinpassen und dennoch könnte man genug Garten für alle haben.

„Willst du, dass ich gefangen genommen werde?" Ihr trockener Ton entgeht mir nicht und ich grinse, während ich zurück zur Terrasse und ins leere Wohnzimmer gehe.

Das Haus ist so still und leer ohne all die Menschen, denen dieses Haus gehört. Demirs Tante ist vor einer Weile mit Rosa spazieren gegangen und hat mir ihre Telefonnummer hinterlassen, für den Fall, dass sie sich verlaufen wird, weil es wohl länger her sein soll, dass sie hier gewesen sei. Sie war so schnell weg, dass ich ihr gar nicht erklären konnte, dass ich mich hier auch nicht auskenne und mich nur selbst verirren würde.
Jetzt bete ich einfach nur dafür, dass sie sich nicht verlaufen und wir dieses Abenteuer der Verirrung Part zwei überspringen können.

„Kerem ist nicht da.", merke ich an und gehe ohne Ziel durch das Wohnzimmer, statt mich hinzusetzen und in Ruhe zu telefonieren.
„Der Spinner hat bestimmt eine Alarmanlage installiert, um alle Türen und Fenster zu verriegeln, sobald ich drinnen bin.", phantasiert sie, dass ich auflache.
„Er tut deinem Ego ganz schön gut."

Ein Geräusch ertönt aus der Küche und erinnert mich daran, dass ich nicht ganz so alleine bin, wie ich es mir doch lieber erwünscht hätte. Dem Geräusch folgend, gehe ich die Stufen hoch und aus dem Wohnzimmer, um zu sehen, was Selin treibt.
In der Tür bleibe ich stehen und schaue zu, wie sie einen Haufen Zutaten wie Mehl, Milch und Zucker herauslegt. Währenddessen summt sie eine Melodie und ihr Kopf wippt, dass ihr Zopf über ihre Schulter schwingt, doch ich sehe keine Kopfhörer an ihr.

Aus meinem Handy ertönt wieder Aras' undeutliches Gesagtes. Yaz übersetzt es mir aber augenblicklich.
„Station Zuhause, möchte erfahren, ob du Demir schon einlochen lassen hast." Es ist erstaunlich wie romantisch Yaz sich ausdrücken kann. Man könnte fast meinen sie wäre eine noch größere Romantikerin, als sie sich gibt und wir sie sehen.

„Nope und ich denke nicht, dass dieser Zug noch getätigt wird.", antworte ich und Selin zuckt zusammen, als sie mich hinter sich hört, bevor sie sich zu mir umdreht und mich mit einer Packung Zucker in den Händen böse anstarrt.

Gedanklich habe ich schon damit abgeschlossen, dass es dieses Wochenende nicht passieren wird. Sollte es aber doch auf mich zukommen, öffne ich sehr gerne die Beine und lasse es geschehen.

SECRET DESIREWhere stories live. Discover now