53|ein Frühstück bei den Sezins

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M I R A

Gähnend strecke ich mich auf der weichen Matratze und drehe mich auf die andere Seite. Gestern Nacht muss ich ziemlich gut geschlafen haben, denn meine Muskeln sind derart entspannt und warm, dass ich gleich wieder einschlafen könnte.
Aber etwas stimmt nicht.
Komisch. Das Bett ist viel weicher, als mein eigenes es üblicherweise ist.
Ist das Seide?
Ich habe keine Seidenbettwäsche.

Ich öffne beide Augen und muss mich an die Helligkeit im Raum gewöhnen, dass ich mehrmals blinzle, während ich mich aufsetze.
Mir wird sofort klar, dass ich nicht in meinem Zimmer bin.
Ich liege in einem Doppelbett mit grauer Seidenbettwäsche und trage noch meine Kleidung von gestern, die zerknittert und gedreht an mir sitzt.
Das Zimmer in dem ich mich befinde hat keinerlei Persönlichkeit. Keine Kleidung, die irgendwo liegt, keine Fotos an den Wänden, bis auf eine Fotografie von hohen Wolkenkratzern gegenüber vom Bett.
Gräuliches Licht fällt durch das Fenster links und draußen scheint es ganz nebelig heute Morgen zu sein.

Ich bin noch bei Herr Sezin zuhause.
Oh mein Gott!
Wieso schlafe ich immer überall ein, wenn er dabei ist? Habe ich neuerdings Narkolepsie?!
Er muss mich hierher getragen haben, nachdem ich Idiotin auf dem Sofa eingeschlafen bin. Das ist so peinlich!

Wie spät ist es überhaupt?
Ich komme zu spät zur Arbeit!

Schnell steige ich aus dem Bett und ziehe mir meine Socken an, bevor ich das Gästezimmer verlasse und mich in der Eingangshalle befinde.
Gegenüber ist ein offener Durchgang und von dort kommen Geräusche, dass ich geradeaus durchgehe.

Beide Herr Sezins sind da und alle beide tragen schon Hemd und Hose und sehen so gut aus wie eh und je. Und mein linker Ärmel ist hochgezogen, während der rechte über meine ganze Hand hängt...
Mein Herr Sezin presst Orangensaft und die Ärmel seines schwarzen Hemdes hat er hochgekrempelt, dass man die tätowierten und muskulösen Unterarme sehen kann. Diese hochgekrempelten Ärmel tun etwas tief in mir, wenn ich es bei Männern sehe.

Der nette Herr Sezin steht neben ihm und jongliert mit den Orangen, die noch nicht gepresst sind. Als er mich sieht, fallen sie ihm aber alle runter.

„Frau Acar-?", stottert er und grinst so breit wie eine Grinsekatze, als er zu seinem Cousin schaut und ihn am Arm haut, dass er ihn ansieht,„Sie ist also der Grund, weshalb du verschlafen hast?"
Herr Sezin wirft ihm einen warnenden Blick zu, bevor er mich anschaut.
„Guten Morgen.", wünscht er mir, dass ich es zurück murmle.

„Entschuldigung. Ich muss wohl gestern eingeschlafen sein." Beschämt schaue ich aus dem Fenster hinaus zur Einfahrt. Das hier ist etwas ganz anderes, als in Duisburg oder Italien. Das hier ist Herr Sezins Zuhause und ich habe wie ein Baby in Seide geschlafen, als würde ich hierher gehören, statt aufzustehen und zu meinem Zuhause zu fahren. Dumme Mira.

„Kein Problem.", winkt der nette Herr Sezin ab und schaut sich hinter mir um,„Es besteht nicht die Chance, dass Ihre zickige Freundin ebenfalls hier ist?"
Yaz? Das wär's noch.
Ich schüttle den Kopf, doch sein munteres Grinsen verschwindet nicht.
„Schade. Wollen Sie Frühstücken?" Erneut schüttle ich den Kopf.
„Nein, danke. Ich sollte besser nach Hause und mich umziehen. Ich bin schon viel zu spät zur Arbeit."

Der nette Herr Sezin legt seinen Kopf auf eine niedliche Weise schräg und lächelt, dass sein Grübchen erscheint.
„Wenn Sie doch hier mit Ihren beiden Chefs sind, wie können Sie zu spät sein? Alle anderen sind zu früh, wenn Sie vor uns dort sind.", meint er lachend und ich will dennoch ein Frühstück ablehnen, weil ich wirklich gehen sollte, doch mein Herr Sezin hebt den Kopf an und schaut mich ebenfalls an.
„Er hat recht. Frühstücken Sie erst, dann fahre ich Sie nach Hause.", plant er und schüttelt den frischen Orangensaft in eine gläserne Karaffe.

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