11|Vorgesetzte sind Psychopathen und Psychopathen sind Vorgesetzte

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M I R A

Frau Nowak öffnet gleich neben der Schiebetür zu Herr Sezins Büro eine schwarze Tür, durch die wir gemeinsam gehen.
Ein niedliches und leeres Büro mit zwei quadratischen Fenstern hinter dem Schreibtisch erstreckt sich vor mir. Bloß ein Schreibtisch, ein Stuhl jeweils davor und dahinter sowie ein leerer Bücherregal stehen mir hier zur Verfügung, doch es ist mehr als nur genug für drei Wochen.

„Ist das mein Büro?", frage ich vorsichtshalber nochmal nach und sie nickt, dass ich begeistert nochmal herumschaue. Ich habe ein eigenes Büro. Wahnsinn.
„Hier liegt noch etwas Staub rum, weil dieses Zimmer kaum benutzt wird. Hin und wieder haben wir probiert Herr Sezin eine Assistenz zur Seite zu stellen, doch es hat nie funktioniert. Die Putzkräfte werden es erledigen.", sagt sie und wischt demonstrativ mit dem Finger über den Tisch. Eine ganz leichte Staubschicht liegt auf ihrem Zeigefinger.
„Das ist kein Problem. Ich erledige das schon."

Ich drehe mich um mich selbst und stocke sofort, als ich das breite Fenster vor mir habe, das geradewegs zu meinem Chef ins Zimmer zeigt.
Er hat sich wieder daran gemacht mit links zu zeichnen, doch sein Blick gleitet flüchtig hoch, als würde er meinen auf sich spüren. Wie blöd starrt er mich nur an und seine Augen zucken ein wenig zusammen, während er sich um einen finsteren Blick bemüht. Mit diesem Unsinn werde ich mich nicht herumschlagen.
Diese Aussicht gefällt mir ganz und gar nicht.
Glücklicherweise gibt es Jalousien, die ich sofort zuziehe, um ihn nicht mehr sehen zu müssen.

Es dauert ziemlich lange, bis Frau Nowak mir das ganze Gebäude gezeigt hat und ich erzähle währenddessen, dass ich hier bereits für kurze Zeit ein Praktikum absolviert habe, jedoch nur im untersten Stockwerk tätig war, was sie zu begeistern scheint. Ich erfahre, dass sie seit Beginn der Marke hier als PR-Managerin arbeitet und die ein oder andere Skandale verhindert hat. Welche das waren, erzählt sie mir natürlich nicht.
Wahrscheinlich denkt sie, dass ich es sofort der Presse erzählen werde, wenn Demir Sezin für Katastrophen gesorgt hat, was ich ihr nicht übel nehme, denn wir hatten nicht unbedingt freundliche Auseinandersetzungen gehabt. Ich selbst würde mir in diesem Fall nicht vertrauen.

Als Frau Nowak mich kurz alleine im Foyer lässt, kommt mir der blonde Mann, der Yaz und mich zum Studio geführt hatte, entgegen und als ich ihn anlächle, hält er beim Gehen inne und steuert mich an.
„Sind Sie neu hier? Ich kann mich nicht daran erinnern Sie hier je gesehen zu haben.", spricht er mich an und mustert mich nochmal von Kopf bis Fuß.
„Gerade erst angefangen. Mira Acar, freut mich.", stelle ich mich vor und strecke ihm meine Hand entgegen, die er mit sanftem Druck drückt.
„Levi Jonsen."

Levi und ich kommen schnell ins Gespräch und er verrät mir, dass er einer der Modedesigner hier ist und ich beneide ihn um seinen Beruf, was ich auch geradeheraus sage.
Er lacht auf.

„Es ist wirklich cool. Vor allem, da wir selten etwas tun müssen, weil Herr Sezin gerne alles selbst erledigt.", erzählt er, dass ich die Augen verdrehe.
„Natürlich will dieser Egomane das.", murmle ich, nicht leise genug, denn Levi sieht mich erst erschrocken an, bevor er in schallendes Gelächter ausbricht.
„So etwas darfst du hier auf keinen Fall laut sagen, Mira. Wenn er das hört, schickt er dich geradewegs in die Hölle.", warnt er mich schmunzelnd.
„Ich bin doch schon hier.", kontere ich,„Und er mag mich sowieso nicht. Also kein Grund für falsche Freundlichkeit."

Levi verlässt mich nach nur wenigen weiteren Worten, weil das Modedesign-Team ein Meeting hat und ich bleibe mit der Vorstellung, ebenfalls an diesem Meeting teilzunehmen, zurück.
In meinen Vorstellungen sitzen sie alle an einem Tisch, überall Zeichnungen und jemand steht vorne, erklärt, was er sich bei seiner Zeichnung dachte und vielleicht ist auch eine Schneiderpuppe dort, an der sie die verschiedenen Stoffe halten und legen, während sie eine heiße Diskussion über die neusten Trends führen.

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