9|ein süchtig machender Mann

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M I R A

Das Büro wirkt trotz dem deckenhohen Eckfenster und der verglasten Terrassentür -die beide viel Licht durchlassen- dunkel, was an der roten Backsteinwand sowie an der mit dunklem Holz vertäfelten Wand, als auch an der schwarzen Einrichtung -einem langen Schreibtisch, zwei Stühlen und einem Zweisitzer in der Ecke- liegen könnte.
Demir Sezin passt hier perfekt hinein auf seinem großen Stuhl, auf dem er sitzt mit seiner schwarzen Anzugshose, die ich von hier unter dem Tisch erkenne. Und dem schwarzen Hemd, das er bis auf die Ellbogen hochgekrempelt hat. Die Tattoos unterstreichen das Thema dieses Gemäldes vor mir nur.

Geheimnisvoll, düster, wahrscheinlich sogar gefährlich.

Männer mit Geld verheißen nie etwas gutes.

Obwohl er weiß, dass jemand durch die Tür gekommen ist, hat er seinen Kopf noch nicht gehoben und ist gebückt über ein Blatt Papier, während er mühsam versucht mit links etwas zu zeichnen. Es fällt ihm sichtlich schwer den Stift auch nur richtig zu halten.
„Scheiße.", flucht er, als sein Stift abrutscht und er quer über das Bild malt. Er knüllt sein Papier mit einer Hand zusammen und knallt es in die Mülltonne unter seinem Schreibtisch. Währenddessen behält er seine eingegipste Hand still auf dem Tisch und hebt nicht einmal den Arm an.

Wann schaut er denn mal auf?
Ich räuspere mich lautstark, um ihn daran zu erinnern, dass er nicht alleine ist.
Als er den Kopf anhebt und sein Blick meinen kreuzt, werden die Falten in seiner Stirn noch tiefer und er lehnt sich mit grimmiger Miene zurück. Ich wäre nicht davon ausgegangen, dass er so ruhig bleiben würde, wenn er mich wieder zu Gesicht bekommt.

„Warum sind Sie schon wieder hier? Wollen Sie mir heute noch die Nase brechen?", blafft er mich statt einer Begrüßung sofort an, dass ich mich um mein schönstes Lächeln bemühe.
„Wenn Sie wollen.", biete ich an und er grinst genauso fälschlich auf. Dabei entblößt er eine Reihe weißer, gerader Zähne und ich kneife die Augen wieder einmal etwas zusammen, um seine Unattraktivität wieder vor Augen zu bekommen. Er ist hässlich, Mira. Hässlich!

„Raus aus meinem Büro. Sonst rufe ich die Security.", warnt er mich, doch statt zu gehen, mache ich noch einen Schritt nach vorne.
„Aber Sie haben mich hierherbestellt.", beteuere ich mit unschuldigem Blick, dass er verwirrt die Brauen zusammenzieht.
„Bullshit."
„Kein Shit. Sie haben meine Mappe und die hätte ich gerne wieder.", erkläre ich und strecke den Arm aus, dass er mich einen Moment lang anstarrt,„Und? Wo ist sie?"

„Das ist Ihre Mappe.", wiederholt er und ich nicke, woraufhin er sich ein wenig auf seinem Stuhl dreht und zu überlegen scheint,„Sie sind Mira Acar?"
„Was ist? Gefällt es Ihnen nicht?", hake ich interesselos nach und er mahlt mit dem Kiefer.
„Nicht im Geringsten."
Will er das Ganze hier noch weiter in die Länge ziehen? Ich stehe wie blöd mitten im Raum, eine Hand weiter ausgestreckt, damit er mir meine Mappe gibt.

Ohne ein Wort zu sagen lehnt er sich vor und holt aus einer Schublade am Schreibtisch meine Mappe heraus. Das weiß ich, weil sie oben rechts einen Knick hat. Das ist sie ganz sicher.
Bereit von hier zu verschwinden, gehe ich schnell vor und überbrücke den letzten Abstand, um meine Mappe zu nehmen, doch sobald ich sie ihm aus der Hand reißen will, zieht er sie wieder zurück. Verdutzt schaue ich zu ihm.
„Was soll das?"
„Vielleicht sollte ich es behalten.", denkt er laut und tippt mit meiner Mappe gegen sein definiertes Kinn. Ist er gestört? Will er, dass ich hier einen Aufstand mache? Es tut mir leid, Yaz, aber er hat es nicht anders gewollt.

„Nein, das sind meine Zeichnungen!", keife ich ihn an und will es wieder nehmen, doch er ist schneller als ich. Argh!
„Als Entschädigung für meine gebrochene Hand. Dann überlege ich es mir vielleicht auch nochmal mit der Anzeige.", sagt er und ich atme tief durch die Nase.

Wenn ich nicht in ein paar Sekunden hier raus bin, besteht die reelle Chance, dass ich ihm wirklich die Nase breche.

„Jetzt geben Sie schon her!", schimpfe ich und haue eine Hand auf den Tisch, um mich abzustützen, während ich mich vorlehne und wieder danach greife.

Er seufzt und streckt es mir hin.
„Fein. Hier." Na endlich!
Doch als ich es an mich nehmen will, zieht er es schnell wieder zurück. Ich bin kurz davor aufzuschreien.
Wütend schaue ich in seine rotbraunen Augen, die ein wenig funkeln, doch er bemüht sich um einen emotionsfreien Gesichtsausdruck.
„Okay, jetzt meine ich es ernst. Bitteschön, Ihre Mappe.", sagt er mit ernster Miene und legt sie mir wieder vor, dass ich natürlich versuche sie zu schnappen, aber dieses zu groß geratene Kind vor mir zieht meine Mappe schnell wieder weg, dass ich in die Luft greife.

Er lacht auf und ich spüre meine Wangen ganz warm werden.
Spielt er Spielchen mit mir, dieser Mistkerl?
Was denkt er wen er vor sich hat?
Das reicht mir.

Entschlossen gehe ich um den Tisch herum und sein Lachen bleibt ihm im Hals stecken.
„Hey!" Doch ich höre nicht mehr hin.
Ich drehe ihn an seiner Stuhllehne zu mir herum, stemme mein Knie zwischen seine Beine, die er breit voneinander hält, dass ich genug Platz bekomme und lege meine Hand am Kopf des Stuhls ab, um mich abzustützen, während ich ihn einkästle und mich nach meiner Mappe strecke.

„Gehen Sie runter von mir! Was denken Sie, was sie da tun?", schreit er mich an und zappelt, aber er hat nicht viel Bewegungsfreiraum mit meinem Knie zwischen seinen Beinen. Nur eine kurze Bewegung und ich ramme es ihm mitten in die Weichteile. Dann kann er darüber mal nachdenken.

„Ich nehme, was mir gehört!", schreie ich zurück und lehne mich vor, doch er streckt seinen Arm noch weiter nach oben, dann nach unten, dass ich seiner Bewegung schnell folge und mich etwas bücke.
„Was sind Sie nur für ein stoischer Idiot?", rufe ich frustriert aus und schaue wieder auf, um ihn so laut anzuschreien, dass es ihm noch Tage später in den Ohren nachklingt, doch meine Stimme versagt, bevor ich den Mund wieder aufbekomme.

Ich habe nicht bedacht, dass ich ihm viel näher gekommen bin und als ich den Kopf anhebe, sind wir uns so nahe, dass unsere Nasenspitzen sich berühren.

Das ist zu nah.
Viel zu nah.

Aus dieser Nähe kann ich die dunklen Sprenkel in seinen Augen deutlich sehen und bemerke wie seine Pupillen größer werden.
Ich könnte jede der geschwungenen Wimpern zählen und sein frischer Duft umringt mich, bis es mich langsam in einem sinnlichen Gefängnis einsperrt hat.
Er riecht so edel und sinnlich. Ein wenig nach Sandelholz und auf jeden Fall nach etwas, das jemanden süchtig machen könnte.
Diesen Duft sollte jeder Mann und alle, die sich dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen, tragen.

Seinen Mund hat er etwas geöffnet und sein Atem prallt sanft gegen meine Lippen, was mich erschaudern lässt und seine warme Nasenspitze streicht gegen meine.
Seine Augen wirken so vertraut und der Blick, mit dem er mich bedenkt, raubt mir den Atem.
Oh Gott, er ist so verdammt schön in diesem Moment, dass es selbst nichts helfen würde, wenn ich imstande wäre meine Augen zusammenzukneifen.




Uh-uh die ersten Annäherungen
Denkt ihr es wird lange dauern, bis sie einander näher kommen oder geht es im nächsten Kapitel schon mit einer stürmischen sexy Szene weiter?
Ich weiß wirklich nicht wer auf die Idee kam Seminare bis 19 Uhr wären okay. Drei Stunden auf einem Stuhl zu sitzen ist wirklich nicht cool.

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