105|Alles an ihr soll mir gehören.

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M I R A

„Was soll das?", rufe ich in donnernder Stimme aus.
Demir und die Frau drehen beide den Kopf zu mir herum und während Demir die Augen panisch weitet, mustert mich die Frau nur argwöhnisch, als wäre ich diejenige, die auf jemanden liegt, auf dem sie nicht liegen sollte. Was fällt ihr bitte ein?

„Wer ist das denn?", fragt sie und rümpft die Nase, nachdem sie mich von oben bis unten betrachtet hat. Sie wendet sich wieder an Demir und nimmt sein Gesicht in einer vertrauter Weise zwischen die Hände. Als wäre es ihr gestattet ihn so anzufassen. „Hast du etwa eine neue Haushälterin?"

Wie kann sie es wagen ihn anzufassen? Wenn Demir jetzt nicht sofort aufsteht und sie von sich schubst, werde ich sie tacklen, als wären wir beim Football.

„Das könnte ich fragen! Wer bist du?", keife ich und balle die Hände zu Fäusten. Die Fremde dreht ihren Kopf wieder zu mir und ihre grünen Augen funkeln mich boshaft an. Wieso zur Hölle schubst Demir sie nicht von sich? Er liegt völlig nutzlos da, blinzelt ein paar Mal, doch rührt sich nicht. Was denkt diese Frau, wer sie ist?

„Ich bin dich überraschen gekommen und jetzt werde ich von dieser Frau dumm angemacht. Was soll das, Demi?" Demi? Sie hat auch noch einen Spitznamen für ihn!

Ich habe ganz vergessen wie schrecklich sich Eifersucht anfühlt und ich habe es kein bisschen vermisst.

Kerems schwere Schritte ertönen hinter mir und er bleibt neben mir stehen, schaut mit leichter Panik in seinen Augen zu den Beiden, die nach wie vor auf dem Boden sind. Er zeigt auf mich.
„Das ist Mira. Demirs manita.", erklärt er und die Augen der Fremden weiten sich, wenn nicht vor Schock. Blöde Kuh.
(Türkisch: Geliebte)

„Hast du mich etwa wegen ihr vergessen?", ruft sie aus und stemmt die Hände in die Hüften.
„Ne-", will er sagen, doch sie knufft wieder seine Wangen, als wäre er ihr persönliches Spielsack.
„Sie ist doch kein Grund mich nicht mehr anzurufen!"

Das reicht.

Ich gehe auf sie zu, bereit Football zu spielen, aber Demir schnappt sich die Frau -endlich- und drückt sie von sich, um mit so viel Stolz wie ein kleines Fohlen aufzustehen und sich vor sie zu stellen. Er braucht nicht probieren sie vor mir zu schützen. Ich werde sie in die Finger kriegen.

„Das ist meine Schwester!" Er stellt sich vor mich und versucht mich anzufassen, doch ich weiche ihm aus, denn diese respektlose Frau-
Was hat er gesagt?
Ich bleibe abrupt stehen, als seine Worte durchsickern und schaue von ihm zu ihr. Er nickt bekräftigend und zeigt auf sie.
„Selin. Meine Schwester."

Oh.

Sie sieht gar nicht aus wie im Internet. Die grünen Augen sind gleich, ja, aber die dunkelbraunen Haare sind viel länger, statt in dem kinnlangen Pixie-cut, wie es auf Fotos von ihr zu sehen war. Jetzt locken sich die Haare bis unter ihre Brust und sie hat curtain bangs in ihrer Stirn hängen. Demirs Schwester ist viel größer, als ich dachte. Wahrlich Laufsteg-Model-Maße.

Selin lacht laut auf und lässt sich Zeit dabei, während wir alle wie Schachfiguren auf einer Stelle stehen und darauf warten, dass sie sich wieder beruhigt. Sie wischt sich Lachtränen vom Augenwinkel und zeigt mit zitternder Hand auf Demir.
„Dachtest du etwa ich hätte was-" Noch mehr Gelache „ich hätte was mit ihm?!"
„Was hätte ich denn sonst denken sollen?", keife ich zurück. Sie mag zwar seine Schwester sein und somit keine Gefahr mehr, aber ich habe unser Telefonat noch sehr gut in Erinnerung. Und sie war nicht gerade eine angenehme Persönlichkeit.

„Wie widerlich!", schmunzelt sie und wirft sich die Haare über die Schulter,„Ich würde niemals an Demi interessiert sein." Besagter Mann verdreht die Augen und schaut sie an.
„Weil ich dein Bruder bin."
„Und selbst wenn nicht. Du bist unsexy und ich mag sexy.", behauptet sie. Er schaut sie mit zusammengezogenen Brauen an.
„Weil ich dein Bruder bin!", wiederholt er und sieht sie angestrengt an,„Ich diskutiere meine Attraktivität nicht mit dir."
„Weil du weißt, dass ich recht habe.", kontert sie und hebt die Reisetasche neben der Tür auf, um sie ihm zuzuwerfen. Er wirft ihr einen bösen Blick zu, den sie gekonnt ignoriert.

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