SECRET DESIRE

64|kein guter Zeitpunkt für einen Hausbesuch

M I R A

„Machen Sie so etwa die Tür auf?", fragt er und deutet mit einer schlappen Handbewegung auf mein winziges Handtuch, das mich gerade so noch bedeckt.
Das Verlangen mich hinter der Tür zu verstecken ist groß, doch ich hebe stattdessen mein Kinn an und bleibe mit gerader Haltung vor ihm stehen, denn das hier ist meine Wohnung und ich kann die Tür öffnen wie ich will. Wenn ich will, dann könnte ich hier auch nur in Unterwäsche stehen.

„Haben Sie es so sehr vermisst, mir einen Spruch reinzuhauen, dass Sie extra bis hierher gekommen sind?", hake ich nach, ohne auf seinen Satz einzugehen. Er grinst fälschlich.
„Mit Kerem ist das Kontern einfach nicht das selbe.", behauptet er, dass ich das selbe Lächeln wie er zur Schau trage.
„Sie können jetzt wieder gehen. Ich wollte ein Bad nehmen."
„Das sehe ich."

Ich winke ihm wie zum Abschied und will die Tür vor seiner Nase schließen, doch er legt seine Hand um die Tür und drückt sie wieder auf, dass ich zurücktrete, als er sich weiter in den Türrahmen drängt.

„Ich bin hergekommen, um mit Ihnen zu reden.", sagt er und sieht mir in die Augen, doch sein Blick zuckt mehr als nur einmal zu meinem Handtuch herunter.
„Wenn es um meinen Lohn geht, den würde ich gerne noch bekommen. Es ist ja schon Ende des Monats, auf diese eine Woche kommt es nun auch nicht mehr an. So geizig können Sie nicht sein.", meine ich und puste mir eine Haarsträhne aus den Augen.
„Nein, nicht deswegen.", lehnt er ab, dass ich eine Braue hochziehe und er den Blick wieder abwendet. Er fokussiert den Saum meines Handtuchs, als könnte er darunter sehen und dieser Gedanke jagt eine Gänsehaut über meinen Körper.

Nackt vor ihm stehen, ist das letzte, was nun passieren sollte. Das will ich doch auch gar nicht. Diese törichten Gedanken müssen sofort aus meinen Kopf!

„Wieso sind Sie nicht zur Arbeit gekommen?"
Ich runzle die Stirn heftig und schnell, dass meine Haut spannt und lege den Kopf schräg. Habe ich richtig gehört?
„Wie bitte?"
„Heute ist Mittwoch. Sie müssen arbeiten." Das kann er nicht ernst meinen.
„Nein, muss ich nicht. Ich habe nämlich gekündigt und Sie haben mich rausgeworfen."

Er sieht mich an, als würde ich lügen. Seine Nase kraust sich und er verzieht den Mund.
„Ich habe Sie für den Tag rausgeworfen, weil ich Sie nicht mehr sehen konnte, aber das heißt nicht, dass Sie auch heute nicht kommen sollen. Ich dachte Sie würden wiederkommen.", erklärt er sich und hebt die Hände ratlos an.
„Falsch gedacht."
„Kommen Sie zurück."
„Wieso?"
„Mel will es so."
„Mel- Frau Nowak? Sie will es so?", stottere ich und sehe ihn eindringlich ein, sodass er nickt.

„Es sieht falsch aus, wenn Sie nun kündigen, nachdem Sie mit Aras... ausgegangen sind. Man könnte denken, dass ich Sie aus Eifersucht heraus gekündigt habe.", meint er, dass ich auflache.
„Eifersucht.", wiederhole ich amüsiert und auch er lacht spöttisch auf.
„Totaler Unsinn, ich weiß. Als wäre irgendeiner von uns wegen irgendetwas auf den anderen eifersüchtig.", stimmt er mir zu und schnaubt. Allein der Gedanke bringt mich schon wieder zum Lachen.
„Als wenn."

Ich halte die Tür fester und sehe auf meine weiß lackierten Zehennägel hinunter, als wir zu schweigen beginnen und nur stumm voreinander stehen.
Wieso geht er nicht? Wir sind hier fertig.

„Lassen Sie mich nun rein oder soll ich weiterhin im Hausflur stehen?", fragt er schließlich und ich sehe wieder zu ihm auf.
„Wofür denn? Alles wurde gesagt."
„Nichts wurde gesagt." Wie werde ich ihn los? Ich bin gerade nicht in der Laune für Gesellschaft und dann auch noch seine. Er verlangt mir immer doppelte Energie und doppeltes Verlangen an menschlicher Interaktion ab.

„Sie haben mich nackt gesehen. Ich kann nicht mehr für Sie arbeiten.", behaupte ich und zucke mit den Schultern. Er blinzelt und runzelt langsam die Stirn.
„Was reden Sie da? Ich habe Sie doch noch gar nicht nackt gesehen."
„Wenn ich mein Handtuch jetzt fallen lasse, schon und dann ist diese Sache zwecklos.", stelle ich klar, doch verarbeite dann sein Gesagtes, dass ich stocke,„Moment mal! Noch nicht?"