79|komische Spekulationen und Überraschungsgäste

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D E M I R

Ich weiß zwar nicht, was Frau Acar dazu gebracht hat in meinem Bett, statt im Gästezimmer zu schlafen, doch ich will mich gar nicht darüber beschweren. Ich bin mir sicher, dass es damit zu tun hat, dass sie sich an nichts mehr vom Abend der Gala erinnert. Ihre Reaktionen auf alles, was ich tue, bestätigen meine Vermutung nur und jetzt bin ich mir sicher.
Sie hat alles vergessen.

Sie hat sich so sehr im Bett eingegraben, dass sie winzig aussieht und nur ihr Gesicht aus der Decke und von den Kissen schaut.

Schon seit einer Weile liege ich wach neben ihr und versuche zu verstehen, wie ich sie die ganze Zeit über nicht erkennen konnte.
Die selben faszinierenden Augen und das Muttermal rechts unter ihrem Mund hätten mir vom ersten Augenblick an verdeutlichen müssen, dass sie das Mädchen ist, das mich zu dem werden ließ, der ich heute bin.
Ohne sie hätte ich all das hier gar nicht.

Das Mädchen, in das ich für kurze Zeit verknallt war, liegt gerade in meinem Bett.
Das erste Mädchen, das ich interessant fand und... die ich dazu aufgefordert habe mich zu heiraten, wenn ich Modedesigner werden sollte.
Jetzt bin ich Modedesigner.

Ganz leise lache ich vor mich hin.
Frau Acar heiraten? Das klingt wie eine Vereinbarung mit dem Teufel. Als würde ich meine Seele auf ewig verkaufen.

Frau Acar seufzt leise im Schlaf und rümpft die Nase. Ihre Hand unter der Decke bewegt sich und sie legt sie an meiner Brust ab, dass ich mich verspanne. Egal, wie oft wir zusammen einschlafen und kuschelnd aufwachen, ihre Berührungen lösen immer eine Gänsehaut bei mir aus.

„Frau Acar.", flüstere ich und stupse ihre Nase an, doch sie rümpft diese nur wieder,„Sie sollten langsam aufwachen. Es ist schon fast zehn Uhr."
„Fünf Minuten.", nuschelt sie und dreht ihr Gesicht mehr in das Kissen.
„Ich wollte noch joggen gehen.", teile ich mit, doch sie antwortet nicht mehr.

Ich denke sie ist wieder eingeschlafen, doch im nächsten Moment zieht sie ihre Hand schnell von mir und setzt sich blitzschnell auf, dass ich zusammenzucke.

„Herr Sezin! Das tut mir so leid! Ich wollte mich nicht so breit machen! Ihr Bett ist nur so gemütlich und diese Seide ist der Wahnsinn! Man kommt sich vor, als würde man auf einer Wolke liegen!", plappert sie sofort los und streicht über die Decke, dass ich die Bettwäsche betrachte. Alles ist mit Seide bezogen und es ist meine einzige Wäsche aus diesem Stoff.

„Stimmt wohl.", stimme ich ihr zu und setze mich langsam auf,„Wollen Sie mit mir joggen kommen?"
Sie schaut mich stirnrunzelnd über die Schulter an und lacht auf.
„Heute ist Sonntag. Ich mache schon genug Sport." Verwirrt sehe ich sie an und lege den Kopf schräg. Sollte ich das verstehen?
„Sonntags zwingt Yaz mich immer zum Sport.", erklärt sie auf meinen Blick hin, dass ich langsam nicke. Stimmt. Als wir uns im Fitnessstudio begegnet sind, war auch Sonntag.

„Wollen Sie dann noch frühstücken, bevor ich Sie zuhause ablasse?", frage ich, in der Hoffnung beim Essen noch ein wenig mit ihr über die Zeit nach unserer Begegnung reden zu können. Ist ihr der Nachmittag auch in Erinnerungen geblieben? Fand sie mich genauso merkwürdig und wollte mich wiedersehen?
„Ich nehme den Bus. Aras kann mich sicher vom Bahnhof abholen.", schlägt sie mein Angebot ab, dass ich erwäge sie umzustimmen, doch ich habe sie schon letzte Nacht hier behalten, als sie gehen wollte.
„Wie Sie wollen."

Sie geht zuerst ins Badezimmer und ich hole ihre mittlerweile trockene Kleidung aus dem Waschraum. Ich nehme alles auf den Arm und etwas fällt hin, dass ich mir vor die Füße sehe.

Ihr BH.

Das rosa Ding mit der kleinen Schleife zwischen den Körbchen liegt genau vor mir auf dem Boden und scheint mich anzustarren. Verdammte Scheiße.
Muss ich das jetzt aufheben?

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