40|ein Kuss von Demir ist ein Streitgrund

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M I R A

Der Samstag ist regnerisch und ich hülle mich schon seit heute Morgen in einer Decke ein, während ich durch die Wohnung gehe. Um mich auch von innen zu wärmen, bereite ich eine Suppe vor und setze mich damit an den Esstisch.
Ich bin noch immer ganz erschöpft und habe gestern nichts anderes getan, als mich entspannt. Heute wird es auch nicht anders aussehen.
Ich sollte später mal runtergehen und schauen, ob Hops wieder am Hinterhof ist, wobei das bei diesem Wetter eher unwahrscheinlich ist. Trotzdem sollte ich ihr Futter hinlegen.

Yaz kommt aus dem Badezimmer, ein Handtuch noch um ihre Haare gewickelt, doch fertig angezogen. Sie knöpft sich beim Gehen noch die Knöpfe des kurzen Rocks zu und bleibt vor mir stehen.
Fragend sieht sie mich an und ich sehe von dem Rock zum Pullover, mit dem sie es kombiniert hat. Verdammt, hätte ich gerne ihre unendlich langen Beine!
„Stiefel dazu und es ist perfekt.", meine ich und sie nickt zustimmend.

„Ich habe Suppe gemacht. Trink etwas davon, bevor du gehst.", verlange ich und tunke meinen Löffel in meine Schüssel.
Yaz hat heute wieder ein Shooting und dieses Mal für eine Gesichtscreme. Hoffentlich kriegt sie ein Paket gratis, dass ich es benutzen kann.
„Ich habe nicht genug Zeit."
„Für Essen kriegst du schon irgendwie Zeit dazu.", behaupte ich und sie sieht in meine Schüssel.
„Okay, ein wenig kriege ich hin."
Sie eilt in die Küche und kommt mit einer dampfenden kleinen Schüssel zurück, mit der sie sich mir gegenüber hinsetzt.

„Wir konnten gestern gar nicht richtig reden. Wie war es, nachdem ich zurückgeflogen bin?", fragt sie und rührt und pustet ihre Suppe.
„Herr Sezin hat seine zig Persönlichkeiten gezeigt.", erzähle ich und sie trinkt einen Schluck vom Löffel.
„Wie meinst du das?", fragt sie und zieht eine Braue hoch.
Ich beginne ihr alles bis ins kleinste Detail zu erzählen und lasse wirklich nichts aus. Yaz und ich waren schon immer ehrlich miteinander und erzählen uns alles, egal, was ist.

Grinsend sieht sie an mir auf und ab.
„Hast du Aras' Kondom überhaupt noch?"
„Ich habe es nicht einmal mitgenommen, du blöde Kuh.", keife ich sie an und sie lacht auf.
„Was denn? Du stehst total auf ihn.", beschwichtigt sie überzeugt, dass meine Augen groß werden,„Ich würde es dir auch nicht vorwerfen, wenn du mit deinem Chef ein wenig Spaß haben willst. Er sieht gut aus und niemand braucht wissen, was auf Geschäftsreisen passiert."
Mit aufgeklappten Mund starre ich sie an und mir fällt beinahe mein Suppenlöffel hin.
„Ich stehe gar nicht auf ihn!"

Wieso sagt sie sowas? Ist sie doof?
Das zwischen Herr Sezin und mir ist auf keinen Fall so! Wir streiten und zanken uns andauernd. Gut, die Ereignisse, besonders in dieser einen Nacht, waren etwas fragwürdig und von anderer Natur, aber das hat nichts zu bedeuten. Vor allem nicht, dass ich auf ihn stehen mag!

„Wen willst du verarschen, Mirachen? Du redest seit einer halben Stunde nur von ihm, statt darüber zu schwärmen, dass du das erste Mal weggeflogen bist. Etwas, das du schon lange tun wolltest, aber nie dazu kamst.", dichtet sie mir vor und trinkt weiterhin ihre Suppe.
„Du hast mich gefragt deswegen!", halte ich dagegen.
Jetzt wird auch sie ernst und legt ihren Löffel an die Seite.

„Was würdest du tun, wenn er jetzt herkommt und dich küsst?"
Ich stocke und öffne den Mund, doch kein Ton kommt heraus.

Herrje, wieso küsst er mich denn?
Schnell schüttle ich die Gedanken ab und versuche die Bilder von ihm und seinem blöden Mund auf meinem zu löschen.
Ich müsste den Kopf zurücklegen und wahrscheinlich auf Zehenspitzen gehen, um überhaupt an ihn ranzukommen. Er würde sicher seine Hand an meinen Nacken legen, um mich fester gegen sich zu drücken.

Nein, nein, nein!
Das ist nicht richtig und ich will das doch eigentlich gar nicht.
Wieso verwirrt Yaz mich jetzt so?

„Ich würde ihn natürlich von mir schubsen!", zische ich und Yaz schnaubt.
„Hätte ich dich vor zwei Wochen gefragt käme diese Antwort wie aus der Pistole geschossen, aber jetzt hast du erst darüber nachgedacht, es dir vielleicht sogar vorgestellt und dich dann entschieden.", hält sie mir vor und zieht wie eine blöde Klugscheißerin eine Braue hoch.
Ich hasse es, dass sie damit absolut richtig liegt.
Wieso reden wir jetzt überhaupt darüber?
Wir haben uns ganz gut unterhalten und jetzt wandert das Gespräch zu Themen, die ich nicht mag.

SECRET DESIREWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu