Chapter thirty

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Vanessa räusperte sich leise und blickte mich an. Ihr Blick war undefinierbar. 

,,Dein Vater hat das Gelände verlassen", war das Erste, was sie sagte, danach folgte eine etwas längere Pause. ,,Das deine Mutter so schlagartig über dich erzählt hat, finde ich, das ist aber nur meine Meinung, überhaupt nicht gut. Du hattest ein ruhiges Leben. Und wäre ich deine Mutter, hätte ich es dir weiterhin gegeben. Es hätte nicht die ganze Welt erfahren müssen, dass ich noch eine wundervolle Tochter habe. Sie hat dir dein Leben genommen. So viele Jahre liegen noch vor dir und die hat sie dir hiermit offiziell versaut." Ein trauriges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. ,,Wenn ich aufhören soll zu reden sag es mir bitte, ich weiß das diese Worte unhöflich gegenüber deiner Mutter sind!" 

Sie rutschte ein Stück näher zu mir. Ihre Augen waren glasig. Warum setzte ihr das denn so zu? Hatte sie einfach nur Mitleid?

,,Du kannst nicht mehr draußen rumlaufen, ohne dass dich jemand begleitet. Zu groß ist die Gefahr, dass dich jemand überfällt. Ich bin Mutter von zwei wundervollen Kindern. Die Öffentlichkeit macht einen kaputt. Sie zerstört dich. Wenn du es wenigstens selbst gewesen wärst, die sich diese Aufmerksamkeit erarbeitet hätte, dann wäre es vielleicht nicht so schlimm. Dann wärst du dir deiner plötzlichen Aufmerksamkeit bewusst gewesen. So konntest du dich nicht einmal darauf vorbereiten. Ehm. Was ich dir sagen wollte, sollte es dir so gehen wie ich vermute das es dir geht. Dann komm zu mir, ich helfe dir gerne. Ich würde ja gerne sagen ich wäre für dich da, wie eine Mutter. Aber das ist dann doch ein wenig eigenartig." 

Es war einen Moment still und ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen. 

,,Ich denke Mum hat, mal wieder, nicht über die Folgen ihres Handelns nachgedacht. Ja, wahrscheinlich würde ich es genauso empfinden, wie du es gesagt hast. Würde ich die Gefühle zulassen. Meine Mum hat zwei große Fehler gemacht. Genauso wie ich einen besonders großen getan habe. Sie hat mich verlassen und sie hat mich der Öffentlichkeit gezeigt. Aber ich habe es ihr erlaubt, also war es genauso mein Fehler. Aber der eigentliche Fehler meinerseits war, dass ich sie wieder getroffen habe. Das hätte nicht passieren dürfen. Ich denke, dann wäre mir dieses ganze Leid hier erspart geblieben." Murmelte ich vor mich hin.

Ich hatte Fehler gemacht. Und sie erst im Nachhinein entdeckt. Die Probe war geschrieben, die sechs stand auf dem Zettel. Der nächste Test würde besser verlaufen. Das nächste Mal hatte ich mehr auf die Arbeit gelernt.

,,Wir alle machen Fehler. Und Fehler zu machen ist gut. Solange man über sie hinwegsehen kann. Du hast so viele wundervolle Menschen an deiner Seite die immer für dich da sind. Johnny, Lily und ich. Wahrscheinlich sogar deine Mutter. Achte nicht auf Menschen, die dich nicht ausstehen können, bloß weil du braune Haare oder blaue Augen hast. Oder weil du verliebt bist. In einen wunderbaren Menschen. Achte auf dich selbst und auf die wenigen Menschen in deiner Umgebung die dir etwas bedeuten. Ignorier die Leute, die dich kaputt machen! Die dich umformen wollen, weil ihnen etwas an dir nicht passt. Sei du. Und sei stolz drauf! Und um das sagen zu können, brauche ich keine lange Lebenserfahrung, und du erst recht nicht. Du musst nur einmal erleben wie viel du für dich und deine Lieblinge tun kannst, um das sagen zu können! Ich lass dich jetzt noch ein wenig alleine!" 

Sie nickte mir zu und stand auf. Verließ langsam das Zimmer. 

Wie auch immer die Frau wissen konnte, was ich dachte, sie hatte mir wohl meine Gedanken ausgesprochen, wodurch ich mich diesen Gedanken nun nicht mehr stellen musste!

Wieder erklang ein leises Klopfen. ,,Hm?" Ich war plötzlich müde. Diese Gedanken und dieses Aufregen kosteten mir immer so viel Energie.

Die Tür ging auf und Lily stand darin. ,,Möchtest du zu uns rüberkommen und einen Film mit ansehen? Es gibt Chips, Kakao und noch so einiges an Knabberzeug. Du müsstest dir aber einen Schlafanzug anziehen! Außer du möchtest nach dem Film, oder vielleicht mehreren Filmen wieder rüber in dein Zimmer?"

,,Du lässt mir ja gar keine Wahl nein zu sagen!" Murmelte ich. ,,Ja ich komme gleich!" 

,,Super!" Sie verschwand glücklich lächelnd aus dem Zimmer.

Ich wollte diesem Mädchen eine zweite Chance geben, Skyla. Wenn ich sie näher kennenlernte, vielleicht war sie ja dann netter?

Also kramte ich einen Schlafanzug aus meinem Schrank und lief zu Lily rüber ins Zimmer. 

,,Na endlich! Ich dachte schon du kommst nicht mehr!" Lily deutete neben sich auf das Bett.

,,Natürlich komme ich, wenn ich das sage!" Seufzte ich und setzte mich neben sie. Skyla saß auf einer Matratze neben Lilys Bett. Die Matratze war etwa auf der Höhe des Bettes von Lily. 

,,Was schauen wir?" Fragte ich Lily.

,,Keine Ahnung. Irgend so ein Horror, Thriller Ding", meinte sie.

Na toll. Das hatte mir jetzt noch gefehlt. ,,Damit ich ja nicht einschlafen kann", murmelte ich leise.

,,Was?" Fragte Lily nach und ich schüttelte nur meinen Kopf. 

Mehrmals während dem Film stopfte ich mir übermäßig viele Chips in den Mund. Warum mussten denn auch immer solche gruseligen, ekligen Szenen kommen?

Irgendwann ging die Zimmertüre auf. In der Mitte des zweiten Films ungefähr. 

,,Es ist spät, vielleicht solltet ihr den Fernseher langsam mal ausmachen und versuchen zu schlafen!" Johnny lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte seine Arme vor der Brust.

,,Och komm Dad! Wir werden schon irgendwann einschlafen!" Murmelte Lily.

,,Athena sieht aber nicht so aus!" 

Skyla und Lily drehten sich gleichzeitig zu mir.

,,Ach das geht schon. Ist ja nur ein Horrorfilm!" Ich klang erstaunlich gelassen, obwohl mir von den ganzen Szenen und den vielen Chips furchtbar übel war.

,,Mhm!" Kurz blickte Johnny nochmal misstrauisch zwischen uns Mädchen hin und her. ,,Dann schlaft gut! Und ich wünsche euch schöne Träume!" So verschwand er kopfschüttelnd aus dem Türrahmen, ließ die Tür aber angelehnt.

Lily drückte wieder auf Play und wieder versteckte ich mich halb unter der Bettdecke. Als wenn mir das gegen diesen Horror Krams helfen würde. Es war nur eine Decke und kein Schutzschild. 

Irgendwann fielen meine Augen zu und ich schlief trotz der Horrorfilme vor dem Einschlafen ziemlich gut. Ich fühlte mich geborgen und sicher neben Lily.

New Home (Johnny Depp FF)Where stories live. Discover now