Kapitel 52

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Das Wochenende verging mal wieder viel zu schnell. Nick war bereits auf der Arbeit und George durfte noch einen Tag frei genießen. Ich schnappte mir meinen Autoschlüssel und wollte gerade das Haus verlassen, als George mir noch hinterherrief.
,,Vergiss Tommy's Tasche nicht'' hörte ich ihn rufen.

In meiner Position hielt ich inne, lief zwei Schritte zurück und schnappte mir nun auch Tommy's Tasche. Dort war die schmutzige Wäsche von ihm drinnen. Wir hätten die für ihn genauso waschen können, doch meine Mutter bestand unbedingt daraus es selbst zu tun.

Verständlich, schließlich hatte sie nur noch Tommy, um den sie sich speziell kümmern konnte. Denn sonst hatte sie nur noch mich als Sohn und ich war bereits in dem Alter, in dem ich meine Wäsche schon längst selbst wusch.

Bevor ich mich auf die Arbeit begab, schaute ich bei meiner Mutter noch kurz vorbei, um ihr die Tasche auch zu bringen.
Ich klopfte an die Türe und wartete etwas ungeduldig darauf, dass sie sie endlich öffnete. Nachdem sie dann gekommen war, begrüßten wir uns kurz, unterhielten uns ein paar Minuten und dann machte ich die Fliege.

Wollte ich jedenfalls, doch sie rief noch einmal nach mir, woraufhin ich mich wieder umdrehte und sie anschaute.
,,Sag mal was habt ihr denn mit Tommy angestellt? Er ist gerade mal seit ein paar Stunden in der Schule und schon hat mich seine Lehrerin angerufen, dass er dort beinah eingeschlafen wäre'' kam es von ihr. Es klang schon etwas vorwurfsvoll, was ich verstehen konnte.
,,Ja...er hat die Nacht bei uns nicht besonders gut geschlafen'' erzählte ich ihr und kratzte mich am Hinterkopf. Ob es am Horrorfilm lag oder, weil er bei uns immer so lange wach war, wusste ich echt nicht.

Endlich auf der Arbeit angekommen sah ich schon Ean, der sich bereits seine Sachen schnappte, als er mich sah und schon bereit war zu verschwinden. Er hatte die Frühschicht von 5 bis 13 Uhr übernommen. Nun war ich mit der Spätschicht von 13 bis 21 Uhr dran.
,,Viel Spaß großer'' entgegnete er mir, während er mir beim Vorbeigehen auf die Schulter klopfte und den Laden verließ.

Ean war ein guter Arbeitskollege von mir. Er arbeitete, wie man bereits gesehen hatte, mit in der Tankstelle. Die meiste Zeit wechselten wir uns in den Schichten ab. Es war selten, dass wir mal Schichten zusammen übernahmen. 

Keuchend ließ ich mich hinter der Theke auf den Hocker fallen und starrte in den Laden, in dem sich nur ein Kunde zurzeit befand. Nachdem dieser Kunde hatte, was er wollte und zur Kasse kam, um zu bezahlen, verließ er den Laden wieder.

Erneut ließ ich mich seufzend auf den Hocker fallen und starrte nun in den leeren Laden. Ich war ziemlich froh, dass es heute nicht so voll war. Ich konnte noch immer schwer glauben, dass das wirklich mein Leben war.

Wir hatten immer vom Studieren und allem möglichen geträumt, doch daraus wurde bei mir nichts - wie man sah. George war der einzige von uns, der studiert hatte, und zwar Medizin.

Ich stand auf und schaute auf den Arbeitskalender.
,,So ein Dreckskerl'' murmelte ich vor mich hin, hatte jedoch ein kleines Grinsen im Gesicht. Ean hatte nämlich unsere Schichten tauschen lassen. Nun hatte ich am 8. wieder die Spätschicht.

Was daran so schlimm war? An dem Tag würden wir länger als sonst, und zwar bis genau Mitternacht geöffnet haben. Das hieß, dass die Person, die diese Schicht bekommen würde, Überstunden hätte machen müssen.

Natürlich würden diese auch bezahlt werden, doch ich hatte echt keinen Bock darauf. Dass hieß nämlich drei weitere Stunden in diesem Kaff sitzen und unfreundliche Kunden bedienen zu müssen, oh man.

Kurz vor Ladenschluss kam tatsächlich noch ein Kunde herein - wie ich es hasste. Da es jedoch dieses Sprichwort der Künde war König gab, war ich gezwungen zu warten.
Als dieser endlich zur Kasse kam, bemerkte ich nicht, wer er eigentlich war. Erst, als er mich ansprach.

,,Clay?'' sagte dieser Mann meinen Namen. Ich schaute von der Kasse, in der ich gerade das Geld hinein gepackt hatte, in sein Gesicht. Als ich ihn erkannte, weiteten sich meine Augen.
,,Mason?'' entfuhr es mir.
,,Ja. Hey man, lange nicht mehr gesehen'' kam es von ihm. Er hielt mir seine Hand hin, in die ich einschlug.

Wir hatten uns wirklich lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal als ich ihn gesehen hatte, waren George und ich mit Tommy auf dem Spielplatz - vor 5 Jahren. Mason hatte sich echt verändert. Er sah mittlerweile wie ein echter Familienvater aus.

,,Wie gehts der kleinen?'' fragte ich und meinte offensichtlich Alysa. Wenn ich nicht falsch lag, müsste sie bereits sechs Jahre alt gewesen sein. Wie schnell sie doch alle groß wurden.

,,Kleinen? Ich wäre froh, wenn sie nochmal so klein wäre'' fing er an und lachte. Ich legte meinen Kopf schief und schaute ihn etwas verwirrt an.
,,Das kleine Biest feiert bald ihren 6. Geburtstag und ist für ihr Alter schon echt...'' er schien das richtige Wort zu suchen.
,,Frech...'' fügte er nun hinzu und lachte.

,,Von wem sie das wohl hat'' lachte ich.
,,Stimmt auch wieder'' entgegnete er und nahm seine Tüte in die Hand, die noch auf der Theke lag.
,,War schön dich mal wiedergesehen zu haben'' sagte er.
,,Gleichfalls'' entgegnete ich.

Er lief bereits zum Ausgang, drehte sich jedoch noch einmal um.
,,Wir sollten uns mal alle treffen, würde bestimmt lustig werden'' rief er noch.
,,Klar'' antwortete ich und winkte ihm noch einmal kurz zu, bevor er den Laden verließ.

Es war schon merkwürdig, wenn man bedachte, was für ein Verhältnis in der Schulzeit zwischen uns herrschte. Davon bemerkte man heute einfach überhaupt nichts mehr. Es kam einem eher so vor, als wären wir gute Freunde gewesen.
Was das alt werden mit einem anstellte, nicht?


Wieso finde ich, dass die Berufe, die ich ihnen gegeben habe, so gut zu ihnen auch passen? 😂






Stepbrother?Where stories live. Discover now