Kapitel 22

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Clay's PoV

Ich lief in meinem Zimmer hin und her. Ich fuhr mir durch die Haare und schmiss alles, was ich in meine Finger bekam weg.
Ich schmiss etwas gegen die Wand - dadurch fiel das Bild, was dort von George, Nick und mir hing auf den Boden.
Ich kniete mich nieder und versuchte die Glasscherben vom Bilderrahmen aufzuheben.
,,Fuck!'' rief ich, als ich mir in die Hand schnitt.
Ich ließ mich gegen die Wand fallen und starrte meine blutende Hand an. Ich fühlte mich so unendlich scheiße und Leer.
Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten, daher ließ ich ihnen einfach freien Lauf.
Ich dachte alles würde nun besser laufen und dann sowas.

Mein Handy klingelte. Ich kramte es mit meiner anderen Hand aus meiner Hosentasche und ging dran.
,,Hallo?'' Ich hatte keine Ahnung wer dran war, da ich nicht auf den Namen schaute.
,,Welcome back'' ertönte eine Stimme - Nick's Stimme.
Ich antwortete nichts darauf und starrte in das Leere.
,,Clay? Bist du da?'' ertönte seine Stimme erneut.
,,Kannst...kannst du vorbei kommen?'' nuschelte ich völlig fertig.
,,Ist etwas passiert? Geht's dir gut?'' fragte er nun besorgt.
,,Komm einfach vorbei, bitte...'' schluchzte ich.
Er legte auf und machte sich direkt auf den Weg. Da ich die Türe unten nicht richtig geschlossen hatte, kam er problemlos rein. 

Ich hörte, wie er die Treppen hinauf kam und mein Zimmer betrat. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie es hier ausschaute.
,,Was ist denn hier passiert?''
Als er zu mir schaute, kam er direkt auf mich zu. Er kniete sich vor mich nieder und schaute mich an.
,,Scheiße deine Hand''
Er lief ins Badezimmer und holte Verbandszeug. Er fing an meine Hand zu versorgen, während ich wie ein Häufchen Elend dort saß.
,,Was ist passiert Clay?''
Ich bekam keinen Ton heraus. Egal wie sehr ich es auch versuchte.
Ich sah, wie er zu dem kaputten Bild schaute.
,,War etwas mit George?'' fragte er vorsichtig nach.
Als er seinen Namen erwähnte, verpasste es mir erneut einen Schlag.

*****

Nick hatte inzwischen mein Zimmer so gut es ging wieder hergerichtet. Ich hingegen saß die ganze Zeit auf meinem Bett und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Dieser Schmerz in mir nahm mit jeder Minute die verging zu.
Nick kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Er legte seine Hand auf meine Schulter und schaute mich an.
,,Willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist?''
Ich atmete einmal tief ein und aus und fing an ihm zu erzählen, was passiert war.
Er konnte ebenfalls nicht glauben, was er da hörte.
,,Ich versteh George nicht...'' hörte ich ihn murmeln.
,,Hm?'' machte ich.
,,Nichts, schon gut''
Gab es etwas, dass ich nicht wusste?
Naja, was spielt das jetzt überhaupt noch für eine Rolle?

Nick war den restlichen Abend bei mir. Meine Mutter war noch immer drüben, wahrscheinlich machten sie einen auf tolle Familie.
Das ich nicht lache...
Tolle Familie? Eher kaputte und erbärmliche...
Nach dem Nick weg war, lag ich auf meinem Bett und starrte erneut in das Leere. 
,,Sie werden heiraten und sie bekommen ein verdammtes Kind. Wir bekommen einen verdammten gemeinsamen Bruder''
Er hatte Recht, aber es war noch lange kein Grund mich weg zu werfen, als wäre ich der letzte Dreck.
Schließlich änderte es noch immer nichts an der Sache, dass er und ich nicht verwandt waren. Ja, wir hätten einen gemeinsamen Bruder und wären mit ihm verwandt, jedoch wären wir es nicht.
,,Clay?'' ertönte plötzlich die Stimme meiner Mutter an meiner Türe.
Ich setzte mich auf und schaute sie an. Ich versuchte jedoch meine Hand zu verbergen.
,,Alles in Ordnung? Warum bist du denn vorhin so raus gestürmt?'' Ich hörte die Sorge in ihrer Stimme.
,,Mir geht's gut, dass war keine Absicht'' log ich sie an.
,,Sicher? Du weißt, dass du über alles mit mir sprechen kannst oder?''
Ich nickte nur. Sie musterte mich noch einmal und lief anschließend wieder nach unten.

*****

Ich fuhr am nächsten Morgen zum Bauernhof. Es fühlte sich, als wäre das im Moment der einzige Ort, wo ich reinpassen würde. Meiner Mutter sagte ich nichts. Ich wusste, dass sie nur wieder tausend Fragen stellen würde.
,,Mit lass dich mal wieder blicken, war eigentlich nicht der nächste Tag gemeint'' entgegnete mir Tim, als ich auf ihn zu lief.
Tim schaute auf meine Hand.
,,Alles ok?''
,,Klar, nur ein kleiner Unfall'' antwortete ich ihm.
,,Wo ist denn mein Vater?'' fragte ich.
,,Der ist gerade unterwegs, aber er müsste in einer Stunde wieder da sein''

Wir liefen zum Haus und setzten uns auf den Balkon. Er schaute mich etwas besorgt an.
,,Ist wirklich alles ok? Siehst ziemlich fertig aus''
Ich seufzte und schaute in das Weite.
,,George...'' war alles was ich zunächst herausbekam.
,,Ist etwas passiert?''
Ich fing an ihm alles zu erzählen. Von der kommenden Hochzeit und dem kommendem Baby. Natürlich auch, dass George sich wieder von mir distanziert hatte und dieser kleiner Unfall an meiner Hand von einem kleinen Zusammenbruch stammte.
,,Oh man...'' kam es von ihm.
,,Du sagst es''
,,Er wird sich schon wieder einkriegen'' er versuchte mir Hoffnung zu geben, doch die verflog bereits.

Die Stunde verflog ziemlich schnell. Es tat gut in diesem mittlerweile vertrautem Ort wieder zu sein. Vielleicht sollte ich einfach hier bleiben.
Mich hält zuhause schließlich nichts...
Tim und ich saßen noch immer auf dem Balkon und sprachen miteinander.
,,Clay?'' ertönte plötzlich die Stimme meines Vaters.
,,Hey, ich hoffe es ist kein Problem, dass ich einfach wieder so aufgetaucht bin''
,,Nein! Ich freue mich, du bist hier immer willkommen!'' sagte er.
Ich vertraute meinem Vater schon ein wenig, aber noch nicht so viel, dass ich ihm hätte die Wahrheit erzählen können, warum ich so schnell schon wieder da war.
Es ging schließlich um George und alles was ich im Moment wollte war, ihn zu vergessen. Ich hatte es einfach satt.
Ich wusste, dass es einen Weg gab ihn vergessen zu können. Doch genau dieser Weg hatte dafür gesorgt, dass ich weg geschickt wurde und ich Probleme mit meiner Mutter bekam.
Naja, wen kümmert es noch...

Stepbrother?Where stories live. Discover now