Kapitel 23

2.3K 154 131
                                    

George's PoV

Ich weiß, dass ich ihn verletzt habe, mehr als nur verletzt.
Aber es war die richtige Entscheidung.
Ich liebe ihn und gerade, weil ich ihn liebe muss es sein.
Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf die Uhr, es war inzwischen schon 12 Uhr.
,,Weißt du vielleicht wo Clay steckt?'' ertönte die Stimme meines Vaters.
,,Nein, warum?''
,,Lora macht sich ein wenig Sorgen. Clay scheint anscheinend sehr früh gegangen zu sein und sie weiß immer noch nicht wo er ist. Er meldet sich bei ihr auch nicht.'' sagte er.
Hm...
,,Tut mir leid, ich weiß leider auch nicht wo er sein könnte''
Er nickte und schloss die Türe hinter sich wieder.
Er ist also wieder abgehauen...? 

*****

Ich war gerade auf dem Weg zu Nick. Ich wusste nicht, wo ich sonst hätte hingehen sollen.
Nick öffnete mir die Haustüre und lies mich herein. Wir liefen in die Küche, er nahm sich ein Glas und füllte Wasser hinein. Ich hingegen saß am Küchentisch und schaute ihn an.
Ob er was weiß?
Nach dem er sein Glas abstellte, verschränkte er seine Arme und schaute mich an.
,,Weißt du eigentlich, was du ihm damit wieder antust?'' sagte er plötzlich.
Er weiß es also...
,,Ich hab keine andere Wahl, Nick. Unsere Eltern heiraten und bekommen ein Kind''
Er schaute mich nicht gerade überzeugt an.
,,Und? Noch vor ein paar Tagen erzählst du mir, dass du ihn lieben würdest und jetzt schießt du ihn wieder ab? Nur deswegen? Weißt du eigentlich, was bei ihm gestern noch los war?'' er klang echt angepisst. Vermutlich, weil er um Clay besorgt war.

Ich schüttelte meinen Kopf, als Antwort auf seine letzte Frage.
,,Er war total fertig, George. Ich hab ihn noch nie so erlebt'' er senkte seinen Blick, er erinnerte sich anscheinend an das, was passiert war.
,,Es ist nicht meine Absicht ihn zu verletzen...'' murmelte ich.
,,Genau das tust du aber''
,,Was soll ich denn machen man? Versetz dich doch mal in meine Lage'' rief ich etwas lauter und fuhr mir durch die Haare.
,,Ich versteh dich George, ich verstehe Clay aber genauso'' sagte er.
,,Mein Vater meinte er wäre heute Morgen abgehauen, hat er dir gesagt wo er hin ist?'' fragte ich ihn.
Er schüttelte seinen Kopf.
,,Nein, aber ich kann ihn mal anrufen''
Er versuchte Clay anzurufen, doch der Anruf ging nicht einmal durch.
,,Ich schreib ihm dann einfach'' sagte er, doch die Nachricht kam ebenfalls nicht an.
Es gab nur einen Ort, wo er bei so einem schlechten Empfang hätte sein können - auf dem Bauernhof seines Vaters.
,,Ich glaube ich weiß, wo er ist''

Ich machte mich wieder auf dem Weg nach hause. Zuhause angekommen traf ich auf Lora und meinen Vater in der Küche.
,,Ich weiß wo er ist'' Sie schauten mich überrascht an.
,,Er ist auf dem Bauernhof bei seinem Vater''
,,Wieso das denn?'' kam es von Lora.
,,Ich mache mich gleich auf den Weg dorthin'' sagte sie.
,,Soll ich mitkommen?'' fragte mein Vater sie, doch sie schüttelte ihren Kopf.
,,Ich denke, dass es besser ist, wenn ich alleine fahre''

*****

Lora war inzwischen schon seit über einer Stunde weg.
Warum dauert das denn solange?
Ich hörte plötzlich, wie die Haustüre unten auf ging. Ich nahm Lora's Stimme wahr. Ich lief nach unten und rechnete eigentlich damit, Clay ebenfalls zu sehen. Er war jedoch nicht dabei.
,,Wo ist Clay?'' fragte ich sie.
,,Er möchte für ein paar Tage bei seinem Vater bleiben'' antwortete sie.
Was? Warum das denn? Wegen mir etwa?
,,Hat er gesagt warum?''
,,Er sagte, dass er die Neuigkeiten erstmal verarbeiten müsste'' erzählte sie.
Ich wusste, dass es eigentlich gut wäre, wenn er nicht hier wäre und wir uns nicht sehen würden, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ich ihn trotzdem sehen wollte.
Er kam gerade erst nach hause und nun war er schon wieder fort und das war diesmal meine Schuld.

*****

Es waren inzwischen drei Tage vergangen. Clay war noch immer nicht zurück.
Ich lag am Abend auf meinem Bett und scrollte durch Instagram, als ich sah, dass er etwas in seine Story gepostet hatte.
Ich klickte darauf und was ich sah, verpasste mir einen kleinen Schock.
Er schien gerade feiern zu sein, mit Tim.
Hat Nick nicht gesagt, dass er total fertig wäre? Scheint ja wohl nicht der Fall zu sein...
Ich versuchte das ganze zu ignorieren und ging einfach schlafen.

Mitten in der Nacht wurde ich von einem Geräusch aus meinem Zimmer geweckt. Ich schaltete die Taschenlampe von meinem Handy ein und sah mich um.
Was zum...?
,,Clay?''
Er schien total neben der Spur zu sein.
,,Was tust du hier?'' fragte ich ihn.
Er schaute mich an und kam ein wenig in meine Richtung. Mir kam eine riesige Duftwolke entgegen, er war definitiv betrunken.
,,Bin wohl im falschem Haus gelandet'' nuschelte er.

Er kam plötzlich zu mir und beugte sich über mich. Er schaute mir tief in die Augen, obwohl es dunkel in meinem Zimmer war, erkannte ich den Schmerz in seinen Augen.
Mein Herz fing an wie wild zu pochen, als er mir immer näher kam.
Unsere Gesichter trennten nur noch wenige Zentimeter.
,,Clay...nicht...'' murmelte ich. Es war hart, mehr als nur hart dagegen anzukämpfen.
Ich wollte ihn küssen, ich wollte es so sehr, doch es ging nicht. Warum musste er alles noch schwieriger machen, als es sowieso schon war?

Er seufzte und wandte sich von mir ab. Er setzte sich auf mein Bett und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
,,Du hast es versprochen...'' nuschelte er.
Ich wusste sofort, von was er sprach. Er sprach von dem versprechen, was ich ihm gab.
Das versprechen, alles zu zulassen und mich nicht mehr von ihm zu distanzieren...
,,Ich...es tut mir leid'' war alles was ich sagen konnte.
,,Mir auch'' kam es von ihm. Er stand auf und verließ mein Zimmer.
Ich schaute ihm hinterher. Ein stechen begann in meiner Brust. Ich konnte es die letzten Tage halbwegs gut ignorieren, doch nun kam es noch schlimmer, als vorher wieder.


Stepbrother?Where stories live. Discover now