Kapitel 19

2.4K 161 62
                                    

George's PoV

Ich lief Clay und Tim hinterher, wir waren gerade auf dem Weg zu seinem Vater.
Seinen Vater hatte ich tatsächlich noch nie gesehen. Als ich ihn von weitem sah, fiel mir sofort auf, dass Clay vom Aussehen her stark nach ihm kam.
,,Danke, dass ihr mir helft'' entgegnete er mit dem Rücken gedreht zu uns.
,,Kein Problem'' antwortete Tim.
Dan drehte sich um und lief fast in mich hinein.
,,Wow, tut mir leid'' rief er. Nach dem er mich anschaute, schaute er etwas irritiert.
,,Wer bist du denn?'' fragte er mich.
,,Das ist George, mein bester Freund. Er bleibt für heute hier, ich hoffe das ist ok'' klärte Clay ihn auf.
Bester Freund? Ich dachte aus dieser besten Freunde Sache wären wir schon raus...
Hatte es etwas mit Tim zu tun? Oder seinem Vater?
,,Freut mich dich kennenzulernen, ich bin Dan'' stellte er sich bei mir vor.
Er schien auf den ersten Eindruck tatsächlich ziemlich nett.
Wir halfen Dan beim wechseln der Futtersäcke, es waren ganz schön viele. Danach zeigte Clay mir den Bauernhof, ihm schien es hier zu gefallen.
Was, wenn er hier bleiben will...?

*****

Wir saßen gerade alle im Haus am Küchentisch und aßen zu Abend. Dan, Tim und Clay unterhielte sich, während ich stumm blieb und in meinem Essen herum stocherte.
Ich bemerkte, wie Clay mich ein paar mal musterte. Ich wollte ihm wirklich nicht das Gefühl verpassen, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte oder ich nicht hier sein wollte, denn es war nicht so.
Mir war vom bisherigem Tag einfach nur aufgefallen, dass es ihm hier ziemlich gut gefiel und er sich auch ziemlich gut mit seinem Vater und vor allem Tim verstand.
Ich hatte einfach etwas Angst, dass er hier bleiben und ich durch diesen Tim ersetzt werden würde.

Clay und ich waren gerade dabei den Abwasch zu machen. Nach dem Tim und Dan nach draußen verschwanden, fragte er mich direkt, was los wäre.
,,Was ist los mit dir?'' 
Ich schaute ihn mit einem Blick, den ich selber nicht einmal ein ordnen konnte, an.
,,Ich hab nichts'' antwortete ich ihm, in dem Wissen, dass ich ihn mal wieder anlog.
,,George, rede mit mir''
,,Bitte'' bat er mich.
Ich seufzte und beschloss einfach das Thema zu wechseln.
,,Du verstehst dich mit diesem Tim ziemlich gut'' murmelte ich.
Ok, dass mit dem Thema wechseln hatte dann doch nicht so gut funktioniert.
Er schaute mich etwas verwundert an.
,,Bist du deshalb so drauf?'' fragte er mich.
,,Wie bin ich denn drauf? entgegnete ich ihm.
,,Ziemlich ruhig und abwesend''
,,Kann sein'' nuschelte ich.
Er legte das Geschirr aus seiner Hand und kam auf mich zu. Er legte seine Hand an mein Kinn und ließ mich ihn anschauen.
,,Es gibt überhaupt keinen Grund zur Sorge, George. Du weißt doch, dass ich nur dich will''
Ich glaubte ihm, dass tat ich wirklich, aber irgendwie ließ mich dieses seltsame Gefühl, was ich den ganzen Tag schon über hatte, einfach nicht in Ruhe.

*****

Die Sonne ging inzwischen schon komplett unter. Ich saß auf dem Balkon vor dem Haus und starrte zu Tim, Clay und Dan, die gerade an der Scheune etwas befestigten.
Dan kam auf mich zu, er lehnte sich an eine Säule und schaute mich an.
,,Ihr seid mehr, als beste Freunde, oder?'' fragte er mich plötzlich.
Überrascht über diese Frage, starrte ich ihn einfach nur an.
,,Tut mir leid, falls diese Frage zu persönlich war'' entschuldigte er sich.
,,Nein alles gut, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was genau zwischen ihm und mir jetzt ist...'' murmelte ich.
,,Er mag dich, wenn ich ehrlich bin, sogar mehr, als nur mögen.'' sagte er.
Das er mich mochte wusste ich, aber was genau versuchte er mir zu sagen?
,,Er schaut dich so an, wie ich Lora damals angeschaut habe'' fing er an zu reden.
Clay's Mutter?
,,Ich bin nie über sie hinweg gekommen, aber sie hat jemanden gefunden, der sich um sie kümmert. Das, was ich nie tat. Damit muss ich nun leben.''
Fühlte er etwa noch immer etwas für sie?
Ich schaute noch immer zu Clay. Er erwiderte ein paar mal meine Blicke.
,,Du liebst ihn, oder?'' fragte er mich plötzlich.
Das war das erste mal, dass das Wort Liebe fiel.
Ich empfand etwas für ihn ja, aber über Liebe habe ich, um ehrlich zu sein, nie nachgedacht.
,,Woher weiß ich, dass es Liebe ist?'' sprach ich meine Gedanken ausersehen laut aus.
,,Ich sehe es schon alleine an der Art, wie ihr euch anseht'' entgegnete er mir.
Ich hatte immer Gedacht, dass sein Vater das größte Arschloch wäre, doch das war er nicht - im Gegenteil sogar. Er war total freundlich, hilfsbereit und Weise.
,,Eine richtige Beziehung würde zwischen uns sowieso nie funktionieren...'' nuschelte ich vor mich hin, doch er verstand mich.
,,Wieso nicht?'' fragte er.
Ich erzählte ihm, was es mit unseren Eltern auf sich hatte. Er hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu.
,,Nun, ich verstehe deine Sorgen und verstehe, dass das Problem eure Eltern sind aber um ehrlich zu sein steht euch doch überhaupt nichts im Weg?'' sagte er.
,,Aber wäre es denn nicht komisch, wenn sie davon erfahren würden? Wenn sie wissen würden, dass etwas zwischen ihren Söhnen im selben Haus läuft?'' fragte ich ihn.
,,Ihr solltet vielleicht mit ihnen darüber sprechen. Ich bin mir sicher, dass sie Verständnis dafür haben werden'' antwortete er.
Clay und Tim kamen auf uns zu.
,,Hey, worüber redet ihr?'' kam es von Clay.
,,Ach ich habe George nur ein paar Ratschläge fürs Leben gegeben'' antwortete Dan.
Dankbar, dass er nichts sagte, lächelte ich ihm zu.

Clay und ich liefen nach oben. Er zog sich seine dreckigen Klamotten aus und schlüpfte in saubere.
,,Dein Vater ist wirklich anders, als ich erwartet hätte'' sagte ich.
,,Ja, ich bin wirklich froh, dass sich das alles mit ihm klären konnte. Klar ist es trotzdem Scheiße, dass ihn erst jetzt wirklich kennenlerne, aber besser jetzt, als nie'' entgegnete er mir.
,,Aber genug davon'' rief er und schmiss sich aufs Bett neben mich.
Er starrte mich an und lächelte.
,,Was?'' fragte ich mit einem leichten Grinsen.
,,Nichts. Ich bin nur froh, dass du hier bist'' antwortete er.
,,Wie lange musst du jetzt eigentlich hier bleiben?'' fragte ich ihn.
,,Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass ich nächste Woche, also in vier Tagen schon zurück darf''
Vier Tage? Ok, dass schaffe ich schon irgendwie.


Stepbrother?Where stories live. Discover now