70. Letzter Tag

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„He does realize what he lost. And that's why he can't speak to you now."
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Shy

Ein gleichmäßiges Piepen war das erste Geräusch, welches ich vernahm, doch noch immer umhüllte mich die Finsternis als wollte sie mich nicht loslassen.

Der zweite Ton, welcher meine Ohren erreichte, war die verweinte und gebrochene Stimme meiner Mutter. Noch nie hatte ich sie mit solch einer zittrigen Stimme gehört.

Etwas kaltes berührte meine Finger und das war der Moment, als ich endlich meine Augen aufmachen konnte, doch ich konnte sie nicht auf einmal aufschlagen. Das grelle Licht in dem Zimmer blendete mich zu sehr als dass ich meine Augen offen halten könnte.

Ein angestrengtes Seufzen überkam meine Lippen und ich versuchte einen weiteren Versuch, denn ich wollte endlich wissen, wo ich war.

Immer mehr gewöhnten sich meine Augen an das grelle Licht und nach einigen Sekunden vernahm ich das verzweifelte Gesicht meiner Mutter. Jede Falte, welche sich auf ihrem Gesicht befand, musterte ich. Ihre dunklen Schatten unter den Augen verrieten mir sofort, dass sie seit Tagen keinen ordentlichen Schlaf mehr abbekommen hatte. In ihren glasigen Augen spiegelte sich mein Gesicht und obwohl ich kaum etwas von mir erkannte, wurde mir sofort klar, dass ich nicht besser aussah als meine Mutter in diesem Moment.

„Du bist wieder zurück," erhellte die bezaubernde Stimme meiner Schwester den Raum und sie stürzte zu meinem Bett. Gleich darauf ließ sie dich auf meinen Bauch fallen und erschrocken, durch die Schmerzen, die bei dem Aufprall von Lilly geschahen, zuckte ich heftig zusammen. Das war der Moment, als ich meinen eigenen Körper wieder wahrnahm und jeder Zentimeter fühlte sich schmerzhaft an. Die Erinnerungen, was mit mir geschehen war, waren noch immer nicht zurückgekehrt.

Lilly stellte sich sofort aufrecht hin, als sie bemerkte, dass ich mein Gesicht schmerzhaft verzog. Sie entschuldigte sich, doch ihre Stimme drängte sich in meinem Kopf in den Hintergrund. Tränen sammelten sich in meinen Augen und vor mir prasselten die Bilder von meinem Unfall ein.

Ich erinnerte mich, wie ich auf die Motorhaube von dem Auto gestoßen war und anschließend mit meinem Kopf auf den Asphalt einschlug. Aiden war sofort an meine Seite getreten und die Verzweiflung stand in seinem Gesicht.

Hektisch blickte ich mich in dem Krankenhauszimmer um, doch die Person, nach der ich suchte, tauchte nirgends auf. Der einzige Mensch in dem Raum, außer meine Mutter und Lilly, war mein Dad, der auf einem der Stühle schlief. Ich spürte, wie mein Herz anfing, gegen meinen Brustkorb zu schlagen und es drohte, jeden Moment zu platzen. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich konnte meine Atmung nicht mehr kontrollieren. Das Piepsen von dem Monitor, auf dem mein Herzschlag angezeigt wurde, dröhnte in meinen Ohren und bereitete mir Kopfschmerzen.

Plötzlich flog die Tür auf und eine Krankenschwester stürmte hektisch auf mich zu. Sie redete auf mich ein und ich verstand Wortfetzen, dass ich mich beruhigen sollte und versuchte, daraufhin normal zu atmen.

„Ich möchte hier raus," krächzte ich und meine Stimme war nur ein heißerer Ton, der im Raum zu hören war. Der Blick von meiner Mutter wanderte zu der Krankenschwester, auf wessen Schild Ina Wilson stand. Mit hochgezogener Braue musterte sie erst mich und danach meine Eltern, welche jetzt beide neben meinem Bett standen, weil mein Vater durch den Trubel aufgewacht war.

„Ich werde den Arzt holen und er wird das dann entscheiden."

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Es dauerte nicht lang und der Arzt gab sein okay ab und ich dürfte endlich wieder nach Hause. Zwar wollte er mich weiterhin im Krankenhaus lassen, aber meine Eltern wussten, dass ich mich in mein Zimmer, zwischen meine Bücher verkriechen wollte.

Shy. So wie schüchternWhere stories live. Discover now