12. Peinlich berührt

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You're always one decision away from a totally different life.
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Shy

Heute ist es schon so weit und mein Ballettlehrer wählt aus, wer bei der Auswahl für das Internat ein Solo tanzen darf. Insgesamt dürfen bei ihm drei Leute ein Solo tanzen und alle anderen tanzen einen Tanz zusammen, wobei auch die Solotänzer wieder mit tanzen dürfen.

      Meiner Meinung nach, ist es ein bisschen unfair, dass manche von uns zwei Chancen bekommen um sich zu beweisen und die anderen haben nur eine.

„Die glücklichen, welche dieses Jahr ein Solo tanzen dürfen sind," fing Mr. Roberts an zu sprechen und sah sich in der Runde um, „Anastasia, Blaine und Shy," verkündete er und von den anderen Tänzerinnen war Applaus zu hören, doch trotzdem waren die anderen enttäuscht. Sie haben einen Traum und dieser wird vielleicht nicht in Erfüllung gehen. Die meisten, die für das Internat angenommen werden, sind die Solotänzer. Für viele von den Mädchen tut es mir wirklich leid, da die meisten sehr gut sind und es mehr verdient hätten, ein Solo tanzen zu dürfen.

Eigentlich wundert es mich gar nicht, dass Mr. Roberts mich ausgewählt hat, denn er nimmt mich sowieso immer wenn es ein Solo zu tanzen gibt.

Nach und nach verließen alle den Raum, da die Ballettstunde für heute vorbei ist und ich lief noch zu meinem Lehrer um mit ihm über das Solo zu sprechen.

„Mr. Roberts? Tut mir leid für die Störung, aber es geht um das Solo. Warum nehmen sie nicht eine der anderen Mädchen anstatt mich? Jessica ist total gut und weißt viel mehr potenzial auf als ich," versuchte ich meinen Tanzlehrer zur Vernunft zu bringen, doch er sah mich weiterhin freudestrahlend an.

„Ach Shy, sei nicht so bescheiden. Wir beide wissen, dass Ana, Blaine und du die besten Schüler von mir seid. Mach dich nicht selbst lächerlich. Die anderen Mädchen bekommen ihre Chance nächstes Jahr," versicherte er mir und verließ den Raum mit einem Kopfschütteln. Er ließ mich fassungslos zurück. Wieso kann er denn nicht einfach zuhören oder verstehen, dass ich das nicht will?

Auch ich verließ nun die Halle und machte mich auf den Weg nach Hause.

Zu Hause angekommen lief ich direkt in die Küche hinein und erschrak als ich meine beiden Eltern am Esstisch sitzen sah.

Die letzten Tage waren sie nur Nachts zum Schlafen Daheim und deswegen habe ich nicht gedacht, dass ich sie heut hier auffinden werde.

„Hallo," begrüßte ich die beiden, doch eine Reaktion bekam ich keine zurück. War es auch anders zu erwarten, wenn beide schwer beschäftigt in ihre Computer starrten?

Mit einem Schwung schulterte ich meine Tasche ab und legte sie in den Flur hinein.

„Ich darf bei der Auswahl für das Internat ein Solo tanzen," verkündigte ich beiläufig und nun bekam ich die gewünschte Aufmerksamkeit meiner Eltern.

„Das ist großartig," sagte meine Mutter und klappte ihren Laptop einwenig zu.

„Ich hätte es einem anderen Mädchen mehr gegönnt," nuschelte ich und fing an einen Apfel zu essen.

„Shy, mach dich nicht lächerlich. Du bist eine der besten Tänzerinnen von Mr. Roberts," wiederholte meine Mutter die Worte von meinem Lehrer und faltete ihre Hände ineinander. Mein Vater lauschte unserem Gespräch weiterhin neugierig.

Shy. So wie schüchternWhere stories live. Discover now