66. Oxford

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Your hand touching mine, this is how galaxies collide
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Shy

       Aiden sein Kopf lag noch immer auf meinem Bauch und keiner von uns beiden sagte ein Wort. Schlussendlich war ich es, die die Stille durchdrang und meine Worte wiederfand.

       „Können wir reden? Mein Kopf steht seit Jahren kurz vor dem Explodieren und ich glaube, mit täte es gut, wenn ich mit jemanden darüber spreche," immer wieder blinzelte ich, während ich diesen Satz sagte, denn die Worte fielen waren nicht leicht zum Aussprechen. Seit Jahren konnte ich mich Niemandem mehr öffnen und nicht Mal bei Avery war es mir möglich, ihr wirklich alles zu erzählen, obwohl ich sie mittlerweile als meine beste Freundin ansah.

       Aiden nickte mit dem Kopf und ich befreite mich aus seinem klammerartigen Griff, damit ich mich neben ihn setzen konnte. Im Schneidersitz saß ich ihm gegenüber und starrte ihn erwartungsvoll in die Augen, als würde er dieses Gespräch anfangen, obwohl ich mit ihm reden wollte. Somit nahm ich all meinen Mut zusammen und fing von vorne an.

       „Manchmal habe ich das Gefühl, dass zwischen uns immer noch eine Distanz schwebt und ich hoffe, ich kann diese verschwinden lassen kann, indem ich dir über mich erzähle, so wie du mir deine Vergangenheit anvertraut hast," fing ich an und merkte schnell, dass Aiden mit seiner vollen Aufmerksamkeit jedes meiner Worte verfolgte.

       „Anfangen kann man bei mir vermutlich ganz weit vorne. Da fing es an mit dem Ballett. Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich dieses Hobby für mich fand und zwang es mir regelrecht auf. Somit mache ich diese Sportart zirka schon seit ich laufen kann. Früher habe ich oft deswegen geweint, weil schon in dem Alter ein gewisser Druck auf mir ausgeübt wurde. Damit haben meine Mutter und mein Ballettlehrer mich zu einer unverbesserlichen Perfektionistin gemacht," ich holte tief Luft und Aiden konnte in dieser kleinen Pause alles gehörte verarbeiten.

       „Im Ballett lernte ich Blaine und Anastasia kennen. Sie haben mich seit der ersten Stunde gehasst und haben mich daraufhin fertig gemacht. Natürlich wussten meine Eltern davon nichts und selbst wenn, Blaine ist nun Mal der einzige Schwiegersohn, den sich meine Mutter vorstellen könnte. Wegen den beiden Menschen wurde ich immer stiller und mein Name passte irgendwann perfekt zu meinem Charakter. Auch fingen zu dieser Zeit meine Alpträume an, die manchmal zurückkommen, obwohl ich dachte, dass sie endlich vorbei seien, aber schlechte Träume sucht man sich nun mal nicht aus, wann sie kommen."

       Ein trauriges Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Die Erinnerungen an meine Vergangenheit schmerzten noch immer, doch es befreite mich, all diese Gedanken bei jemanden loszuwerden und ihm davon zu erzählen, denn ich hatte das Gefühl, Aiden würde danach ein größeres Verständnis für meine Reaktionen zeigen können.

       „Die Schulzeit war sowieso die meiste Zeit schrecklich. Ich war lieber allein und habe die Lehrer angebettelt, wenn es hieß, wir machen Gruppenarbeit, dass ich weiterhin allein arbeiten durfte. Manchmal hat es sogar geklappt. Es gab aber auch etwas Gutes an dieser Zeit. Ich habe die Liebe zum Lesen entdeckt. Ganz zufällig bin ich auf die Bücherei gestoßen und habe da die meiste Zeit verbracht. Somit habe ich natürlich angefangen mich immer weiter abzuschirmen. Natürlich wusste ich, dass das überhaupt nicht gesund war, aber in dieser Zeit war es meine einzige Flucht aus der Realität. Irgendwann lernte ich dann Monika kennen. Sie war für mich nie eine wirkliche Freundin, obwohl ich im Nachhinein denke, dass es doch ganz gut gepasst hätte, wenn ich nicht so sehr darauf beharrte, unbedingt mein Leben lang allein zu sein. Das Verhältnis zu meiner Mutter wurde besonders in der Schulzeit immer schlechter. Auch versuchte sie mich seit zirka einem Jahr dazu zu bringen, weniger und gesünder zu essen. Manchmal konnte sie mich tatsächlich davon überzeugen, dass ich zugenommen hätte. Ganz besonders wenn sie Sätze zu mir gesagt hatte, wie „keiner möchte eine Ballerina mit Brüsten." Vielleicht war das sogar der Satz, der mir am meisten weh getan hat, weil er mir noch immer in meinem Kopf steckt, als hätte meine Mutter ihn eingebrannt."

Shy. So wie schüchternWhere stories live. Discover now