9. Versuch dein Glück

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Being a nice person means being nice to yourself as well
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Shy

Gelangweilt wackelte ich mit einem Stift in meiner Hand herum und beobachtete Avery bei dem verzweifelten Versuch, eine Matheaufgabe zu lösen.

„Shy, hilf mir," flüsterte sie und blickte zu unserem strengen Mathelehrer Mr. Henrichs.

Eine Sache die unser Mathelehrer hasst ist es, wenn man in seinem wertvollen Unterricht die Zeit mit reden verschwendet.

      „Ich hätte dir auch eigentlich Nachhilfe geben sollen," versuchte ich ihr klar zu machen und meine blauhaarige Freundin schenkte mir einen grimmigen Blick von der Seite. Bis jetzt hatten wir noch keine Nachhilfestunde und ich weiß nicht, ob das so gut ist.

      Das erlösende Klingeln der Schulglocke erklang und alle versuchten so schnell wie möglich diesem Raum zu entfliehen. Verständlich, denn an einem Montag in der letzten Stunde Mathe zu haben ist einfach ätzend. Selbst ich empfinde es als den reinsten Horror, obwohl ich viel von Mathe verstehe.

      Avery und ich liefen gemeinsam aus dem Gebäude hinaus, doch uns stellte sich eine Person in den Weg. Vor uns stand Monika und sie starrte mich besorgt an. Ihr kurzer Bob wackelte in dem Wind und einige Strähnen wehten in ihr Gesicht hinein. Sie ist so groß wie ich und erst jetzt fällt mir auf, dass Avery fast einen halben Kopf größer ist als wir.

      „Hey Shy, seit wann hängst du mit so einer rum?" Fragte Monika verwundert und stemmte ihre kräftigeren Arme an ihre Hüfte.

      „Sie ist eine Freundin," antwortete ich und überhörte den spöttischen Unterton in ihrer Stimme.

      „Ich bin auch eine Freundin."

      Mir lag die Wahrheit, die ich über sie denke, auf der Zunge. Leider fehlte mir der Mut, diese Worte herauszubringen.

      „Aha super, kann ich jetzt mit meiner besten Freundin gehen ohne von dir gestört zu werden?" Fragte Avery in einem genervten Ton und Monika machte uns Platz, doch sie konnte sich einen letzten Kommentar nicht verkneifen.

      „Du bist so tief gesunken Shy," flüsterte Monika, doch ich versuchte weg zu hören, denn ich möchte keine Zeit damit verschwenden an Worte wie diese zu denken.

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      „Du hast doch bestimmt richtig viel Wut in dir," meinte Logan zu mir und boxte mir spielerisch an die Schulter. Daraufhin verließ ein leises „Aua," meine Lippen. Fassungslos starrte er mich an und schüttelte mit dem Kopf.

      „Was bist du denn für ein Waschlappen?" Fragte er und schubste mich sanft. Dadurch, dass ich nicht auf diesen Schubs vorbereitet war, stolperte ich über meine eigenen Füße und konnte mich gerade noch halten, bevor ich auf den kalten Boden geflogen wäre. Entsetzt sah er mich an, denn er hat nicht erwartet, dass ich wegen diesem Schubs fast hinfalle.

      „Ich dachte du machst Ballett, warum hast du dann keine Spannung?" Fragte Avery schmunzelnd und ich zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Eigentlich hätte ich heute Training, doch ich ließ es für Avery sausen. Hoffentlich erfährt meine Mutter davon nichts.

Shy. So wie schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt