32||Erste Umarmung

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Ich seufze schwer und lasse mich auf den Stuhl fallen, während ein gewisser jemand meine Hand hält. Er hat Angst, dass - wenn er mich los lässt - ich mit mal verschwinde, deswegen bestand er darauf, keine Vollnarkose zu bekommen, damit sie die Kugel entfernen konnten. „Mikey, wir müssen rausgehen.", sagt Ken und sieht ihn streng an. Aber er streikt, wie ein kleines Kind, dass das Spielzeug nicht behalten darf. Seine Hände sind weich und rau. Sein Verband ist Blut getränkt und ich wundere mich, warum er noch bei verstand ist, wenn er doch so viel Blut verloren hat.

„Wir passen auf sie auf.", mischt sich auch Takashi ein, der Mikey zu überreden versucht. Sie alle versuchen es und irgendwie ist es mir unangenehm mit allen in einen Raum zu sein, wo wir uns doch noch nicht ausgesprochen haben. „Ich warte ...", murmle ich und stehe auf. Ich sehe zur Tür und spüre, wie seine Hand lockerer lässt. „ ... zuhause.", füge ich leise hinzu und nehme meine Hand zurück. Ohne ein Blick zurück zu werfen, gehe ich aus dem Krankenzimmer.

Es ist eine Etage, in dem ein Arzt wohnt, hier in diesem Riesen Gebäude. Ich bin erschöpft und meine Hände zittern. „Hey, Y/N, warte.", jemandes Hand hält den Fahrstuhl davon ab, sich zu schließen. Takashi, Keisuke und Takemichi betreten den Fahrstuhl. Ich drücke den Knopf, der mich zu Naru bringen soll und erhoffe mir dabei, je öfter ich drücke, desto schneller der Fahrstuhl wird. „Der Fahrstuhl wird dadurch nicht schneller.", sagt Keisuke und schnauft belustigt. „Eine macht der Angewohnheit.", ich zucke mit den Schultern.

„Du wirst doch jetzt bei uns bleiben, oder?", fragt Takashi hoffnungsvoll. Erst blicke ich die leuchtenden Knöpfen an, dann sehe ich zu den drein, die gespannt auf eine Antwort warten. „Ich glaube, dass das das beste für Naru wäre.", ich versuche es mit einem schwachen Lächeln, während ich an Naru denke. „Also Ja, ich bleibe.", ich schaue wieder zu den Zahlen. „... wenn ihr es erlaubt.", füge ich hinzu. Die Türen öffnen sich, weswegen ich erleichtert aufatme und den Fahrstuhl verlasse. „Immer, schließlich gehört ihr zur Familie!"

Familie, dass ist es, wovon jeder träumt. Familie, dass ist es, was und glücklich machen sollte.
Und doch haben wir Angst.
Was ist, wenn wir Versagen und am Ende erneut getrennte Wege gehen?
Was ist, wenn die Liebe allein nicht ausreicht?
Was ist, wenn die Familie sich verliert?
Wir sind Monster und alles was wir tun können, ist unsere Kinder vor dem zu bewahren, was uns letzt endlich zu Monstern machte.

Und Hölle ja, ich werde alles dafür tun, damit Naru nicht so wird wie ich oder sonst wer, der tötet. Naru soll ein wohl erfülltes Leben leben. Doch umgeben von dem Reichtum und den ganzen Mord, fällt es schwer sich darum zu kümmern. „Danke, Emma.", die blondhaarige zuckt kaum merklich zusammen und dreht sich zu mir. „Ihr seid zurück! Was ist passiert? Geht es allen gut?"
„Naru schläft, er liegt im Zimmer."
„Ken wird dir alles erklären.", ich zeige hinter mich, weil ich mitbekommen habe, dass er mir gefolgt war.

Er scheint die Treppen genommen zu haben, da er den Fahrstuhl wohl verpasst hat - mit hoher Wahrscheinlichkeit Mikey's Schuld. Mit schnellen Schritten gehe ich ins Zimmer, in dem Naru liegen soll. Ich atme erleichtert durch, als ich ihn da liegen sehe, wie er friedlich schläft. Vorsichtig setze ich mich an die Bettkante und fahre Saft durch sein blondes Haar. Er klammert sich an seine Kuscheldecke, mit den Dinos.

„Mama hat dich lieb.", flüstere ich. „Wir werden bei Papa bleiben ...", ich küsse seine Stirn und ziehe die Decke etwas höher, da sie ihn runter gerutscht war. Ich stehe vom Bett auf, weil ich ihn nicht wecken möchte und gehe aus unserem Zimmer. „Ihr könnt ruhig auf euer Apartment gehen.", sage ich, als ich das Wohnzimmer betrete. „Eigentlich habe ich Mikey versprochen auf dich aufzupassen, nur deswegen hat er zugestimmt, sich diese Kugel raus operieren zu lassen."

Stur wie eh und je. Aber ich weiß immer noch nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. „Es war dumm.", ich setze mich auf das Sofa und schaue auf die Decke, während ich mich zurücklehne. „Ich hätte nicht abhauen dürfen. Aber ich hatte Angst, solche scheiß Angst.", meine Hände zittern, wie immer, wenn ich daran denke. „Und letzt endlich hat Ryu mir keine andere Wahl gelassen. Izana hat auf mich eingeredet, dass ich zugestimmt habe und am Ende finde ich ausgerechnet von Kisaki heraus, dass das alles nur ein beschissener Plan gewesen ist."

„Fuck, Kisaki? Kisaki Tetta? Willst du damit sagen, dass er die ganze Zeit wusste, was los gewesen ist!", Ken lehnt sich vor. Seine Augen lodern vor Wut und ich nicke. „Warum hast du denn nicht früher etwas gesagt? Verdammt!", er fährt sich durch sein Gesicht. „Es ... tut mir-" „Nicht, Y/N. Du hast dich genug entschuldigt und durch machen müssen. Da gibt es nichts zu entschuldigen.", er steht auf und tätschelt meinen Kopf, wie in alten Zeiten. Er war wie ein Bruder den ich nie hatte. „Ich gehe telefonieren.", sagt er und wendet sich kurz an Emma, diese eifrig nickt und lächelt.

„Ich bin zurück!", die Tür geht auf und er stolpert eilig in die Wohnung. Ich blinzle verschlafen und ziehe meine Decke höher. „Wo sind denn Emma und Kenny?", Mikey runzelt seine Stirn. „Ich habe sie runter geschickt."
„Aber ich habe doch gesagt-"
„Mikey, sie sind Menschen und wollen auch schlafen gehen.", ich verdrehe meine Augen und lege meinen Kopf auf das Sofakissen. „Außerdem bin ich, wie du siehst, noch hier.", murmle ich.

Er setzt sich neben mich. „Was ist mit der Schusswunde?", ich sehe auf sein Oberschenkel. „Kannst du mich umarmen?", müde blinzelt er und sieht mich fragend an. Ich zögere, ehe ich nicke. Ohne Zeit vergolden zu lassen, rutscht er dichter. Ich lasse es zu, dass er seinen Kopf auf meinem Brustkorb legt. Völlig verkrampft lege ich meine Arme um ihn. Ein kribbeln durchfährt meinen gesamten Körper. „Ich weiß, dass es niemals mehr so wird, wie damals. Wo wir unbeschwert und frei gewesen sind."

„Dafür haben wir zu viel an unseren Händen kleben. Aber ist es okay, wenn ich auf dich und Naru acht gebe und euch raus aus diesem Mist lasse?", er linst zu mir hoch. „Auch, wenn wir nicht wie andere Familien, draußen unbeschwert leben können, möchte ich eine mit dir und Naru sein."

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Where stories live. Discover now