28||Eine Familie

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Eine Familie.
Aber nicht irgendeine Familie, sondern wir.
Naru und ich, dann gibt es noch Mikey und die anderen. Es macht mir Angst, wieder hier zu sein. Aber erfüllt es mich mit Wärme, die mir zuvor nur Naru geben konnte. Vielleicht glaube ich unterbewusst, dass ich hier sicher bin - zusammen mit Naru - und wir von vorne starten können. Als Familie. Aber nicht irgendeine Familie, sondern wir. Naru, Mikey, ich und die anderen.

„Iss.", fordert mich Emma auf und zeigt streng auf den mir vorliegenden Teller. Ich blicke zu Naru, der längst an muffeln ist und dann zu Mikey, der mich abwartend ansieht. „Ihr tut so, als würde ich nichts essen.", sage ich und nehme die Stäbchen zur Hand. „Natürlich, du siehst so dürr aus!", Emma stemmt ihre Arme auf den Tisch und beugt sich ein wenig vor. „Dürr?", ich seufze. Eigentlich habe ich darauf geachtet genug zu essen, selbst wenn es mir dabei schlecht ging.

„Was macht Kakucho?", frage ich. „Er meinte, er müsste für einige Stunden weg.", ich nicke auf die Antwort von Ken. „Wie geht es meiner Mutter?", frage ich vorsichtig. „Ihr geht es gut. Sie ist an einem sicheren Ort, aber dein verschwinden hat sie echt mitgenommen.", sagt Emma und schaut traurig auf das Glas Wasser, dass sie sich eben gemacht hat. Ich nicke verstehend. „Dann ist gut.", flüstere ich und bin erleichtert darüber, dass es ihr gut geht. „Du kannst sie bald besuchen, wenn der Kampf vorbei ist.", schlägt Mikey vor.

„Das wird ihr sicher gut tun, aber sicher wird es sie auch schockieren, besonders wenn du ihr Enkel mitbringst.", Ken fährt sich über sein Kopf. Er hat recht, wenn ich Naru mitnehme, wird es nur ein weiterer Schock sein. Aber vielleicht freut sie sich auch, schließlich kann auch ich ihr Naru nicht vorenthalten. Bin ich überhaupt dazu bereit meine Mutter zu treffen? Wie wird sie mich sehen, nachdem sie erfahren hat, dass ihre Tochter getötet hat und verschwunden ist, und mittlerweile eine gesuchte Mörderin ist. Sie hat unbewusst ein Monster groß gezogen.

Aber wer hätte auch gedacht, dass ich so Ende? Nicht einmal ich habe damit gerechnet. Aber immer dann, wenn man denkt, dass alles schön ist, kommt genau dieser Punkt, an dem du leiden musst. Das Leben wendet sich um einhundertachtzig grad und man steht im kalten Wasser. „Ich überlege es mir.", murmle ich und sehe dabei zu Naru. Er wäre sicher glücklich, seine Oma kennenzulernen. Das Mikey sein Vater ist, scheint er gut aufgenommen zu haben. Dennoch ist er Mama Kind, dass macht nicht irgendwie stolz.

„Morgen ist bereits der Kampf.", murmle ich und spüre, wie sich in meinen Magen alles dreht. Ein Teil von mir will bei ihnen bleiben, aber der andere Teil will zu Izana, um die anderen zu schützen. Aber was ist, wenn er plant uns zu töten? Es frisst mich auf. Schnürt mir die Kehle zu, dass ich kaum atmen kann. „Entschuldigt mich.«, murmle ich. „Mama.", ruft mir Naru hinterher, weil er sich Sorgen macht, trotz seines Alters.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, gleite ich an dieser herunter und halte mir verzweifelt mein Hals fest. Taste nach Händen, die nicht da sind, um mich zu ersticken. Ein schmerzendes stechen macht sich in meiner Brust spürbar und ich will schreien. Stattdessen wimmere ich. Ich sehe auf meine Hände, rot. Ich krieche zu den Taschen und atme hektisch. Verzweifelt suche ich die Taschen ab, aber es ist nicht zu finden. „Verflucht!", brülle ich und lehne mich an dem Regal.

Da ist er wieder. Ryu und hinter ihm die, die ich umgebracht habe. Ich Presse mich dichter an die wand und atme immer hektischer, während ich „Verschwindet!", rufe und mir die Ohren zuhalte. Mein Herz rast und mein Körper bebt, die Schmerzen und stimmen werden zunehmend schlimmer. „Y/N!", ertönt eine Stimme. Ich öffne langsam meine Augen und vor mir steht Mikey, mit seinen schwarzen Iren. Aber hinter ihn steht immer noch Ryu, der mich verächtlich ansieht.

„Er soll weg!", ich kneife meine Augen zu. „Y/N achte nur auf mich.", die Hände Mikey's legen sich um meine Wangen. Aber ich halte meine Augen und Ohren zu. Ich habe Angst, wenn ich die Augen öffne, dass sie immer noch dastehen und mir leid zufügen wollen. Wegen ihnen hätte ich Naru beinahe verloren. Ich will das nicht noch einmal. „Y/N!", ruft Mikey lauter. „Sieh mich an.", fleht er und streicht über mein Gesicht, um eine nasse Strähne weg zu wischen.

Ich sehe ihn an, aber wie von selbst gleiten meine Augen hinter ihm. „Nicht.", sagt er und erregt erneut meine Aufmerksamkeit. „Nur mich, hörst du?", er hält mein Gesicht vor seinem, damit ich nur ihn ansehe. Ich nicke. „Jetzt atmest du mit mir, Y/N.", er atmet ein und ich versuche es, doch atme ich schneller wieder aus, als er es von mir erwartet. Heiße Tränen rollen meine Wangen hinab. „K-Kakucho hat etwas d-dagegen.", krächze ich mit heiser Stimme. Mikey schüttelt seinen Kopf.

„Wir schaffen das ohne dieses Zeug.", sagt er und sieht mich fest entschlossen an. „Atme einfach mit mir, oder konzentriere dich zumindest darauf.", bittet er mich. Er atmet ein und wieder aus. Langsam und beruhigend. Und bis jetzt klappt es, bis mein Blick erneut über seine Schultern gleitet. „Y/N.", mahnt Mich Mikey und ich sehe ihn an. „Nur mich ansehen.", fordert er mich auf und ich gehorche. Ich lehne mich vor, um mein Kopf an seiner Brust zu betten. Seine Arme umfassen meinen Körper und seine rechte Hand durchfährt mein Haar.

„Alles wird gut, du bist in Sicherheit."

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Where stories live. Discover now