17||Verdacht auf Täterin

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„Mikey!", die Tür wird rasch aufgerissen, mit der aufgeregten Stimme meiner Schwester. Ist sie den ganzen Weg hierher gelaufen? „Was ist? Du störst beim Meeting.", sage ich und stehe von meinem Platz auf. „Y/N hat mich angerufen und als sie etwas sagen wollte, hat sie aufgelegt. Ich hab's immer wieder versucht, aber sie geht nicht mehr ran!", ihre Augen sind vor sorge weit aufgerissen.

„Verflucht bei mir hat sie auch angerufen.", stößt Keisuke hervor und auch die anderen sagen, dass Y/N bei ihnen angerufen hat. Zögernd greife ich nach meinem Handy, etliche verpasste Anrufe und eine Nachricht. Ryu ist hier. Panisch reiße ich meine Augen auf. Sofort, ohne dabei zu beachten, dass wir mitten im Meeting sind, Stürme ich aus dem Raum, in dem alle drei Tage eine Versammlung stattfindet.

Mein Mädchen ist in Gefahr. Wieso habe ich das nicht bemerkt? Mein Herz pocht und ich hoffe inständig, dass es ihr gut geht. Dass sie munter ist und lächelt, sobald ich da bin. Ich verliere keine Zeit und setze mich auf das Motorrad. Scheiß auf die Verkehrsordnung. Mein Mädchen ist mir wichtiger, als jede Regel in diesem verdammten Land. Ich hätte jemanden vor ihrem Haus positionieren sollen, der zur Not mich ersetzt und sie beschützt.

Ich höre die Motorgeräusche der anderen, die mir folgen. Alle sind in Sorge. Warum muss es so verdammt weit sein? In meinem Hals bildet sich ein Kloß, der zu schmerzen beginnt. Wäre ich doch bloß nicht gegangen. Ich rufe sie an, aber sie geht nicht ran und die anderen versuchen es sicher auch. Minuten, unendliche Minuten der quälenden Fahrt verstreichen, als wir vor dem Haus, vor dem etliche Polizeiwägen und ein Krankenwagen steht.

Meine Augen weiten sich, als sie eine Trage, mit einer bedeckten Person hinaus tragen. „Sei nicht darunter, Y/N. Bitte nicht.", ich halte an und renne zur absperre, die ich gekonnt ignoriere und übertrete. Aber ein Polizist kommt mir zuvor. „Lassen Sie mich durch!", brülle ich ihn an, will die trage erreichen und mich vergewissern, dass mein Mädchen nicht unter dieser Plane liegt.

„Manjiro.", Y/N's Mutter kommt mit Tränen überströmten Gesicht auf mich zu, sie hat eine Decke um sich gelegt bekommen und ihre Augen sind erschrocken weit aufgerissen. „Ist ...", ich kriege kaum Luft und vermag es mir nicht daran zu denken, oder gar auszusprechen. „I-Ist sie ...", ich zeige mit zitternder Hand auf die trage, die in Transporter geschoben wird.

Und als sie ihren Kopf schüttelt, bin ich zunächst erleichtert. „Ich dachte sie ist bei dir. Sie wird verdächtigt, Ryu getötet zu haben.", ihre Stimme bebt. „Meine Tochter.", schluchzt sie. Wir alle schnappen geschockt nach Luft. Mein Mädchen, eine Mörderin? „Ihr ganzes Zimmer war voller Blut, das Handtuch, der Bademantel.", sie hält sich den Mund zu, als würde sie sich gleich übergeben müssen.

Alles in mir ist erstarrt und ich suche verzweifelt nach einer Lösung. Wo ist mein Mädchen? Hat sie ihn wirklich umgebracht? Sie ist viel zu unschuldig, um sich die Hände schmutzig zu machen. Plötzlich geht ein Anruf auf mein Handy ein. Rasch sehe ich drauf und ihr Name kommt zum Vorschein. Sofort gehe ich ran, frage wo sie ist und ob es stimmt.

Wir alle warten gespannt auf ihre Antwort. „Wo bist du? Wir wollen dir helfen!", sage ich zum dritten Mal. Ein Schluchzen ertönt. „Sucht nicht nach mir.", mein Herz bleibt stehen. Ein lautes Geräusch ertönt und dann wird aufgelegt. Stille klagt und nicht einmal mehr die Fragen der Polizisten dringen zu mir durch. Sucht nicht nach mir. Sie hat Angst, solche Angst und so, wie ich sie kenne, wird sie denken, dass wir sie für ein Monster halten werden.

Ich renne zu meinem Motorrad. „Wo willst du hin?", ruft Kenny. Tränen, die ich weg blinzle. „Sie wird sicher nicht weit gekommen sein. Sie ist unter Schock und hat Angst.", ich sehe auf den Boden und starte den Motor. „Ich werde sie suchen und finden.", mein Blick fest auf die Straße gerichtet und ich frage mich, wo ich lang gehen würde. Was würde ich tun, wenn ich an ihrer Stelle bin? Ich muss ihr sagen, dass es eine Lösung gibt.

Verdammt, ich hätte es sein müssen, der diesen Mistkerl umbringt, damit er das Gras von unten wachsen sehen kann. Sie hat ihre Hände unnötig schmutzig gemacht und jetzt ist niemand da, um ihr zu sagen, dass alles gut wird. „Y/N!", brülle ich gegen den Wind. Denn wird sie eben wie wir, so lange sie bei mir ist. Ich werde dafür sorgen, dass sie nie wieder jemanden töten muss, der sich ihr auch nur nähert.

Ich werde dafür sorgen, dass sie keine Angst mehr haben muss.
Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht um Verzeihung flehen muss.
Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht denken muss, dass sie ein Monster ist.

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt