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»Willst du darüber reden?«, fragend hauchte er vorsichtig seine Worte, als hätte er Angst, er würde mich mit ihnen verschrecken. »Was gibt es zu bereden? Ich hatte eine Panikattacke, das war's.«, erwiderte ich ungewollt kalt und schlug meine Decke beiseite.

Ich wagte es, ihn anzusehen. Doch so schnell mein Blick auf ihn fiel, so schnell wandte ich ihn wieder ab.

Ema, die von all dem nichts mitbekam, meinte ich sollte mit Mikey über den Stand der Dinge reden. Damals waren wir wie ein süßes, junges Pärchen. Unaufhaltsam und perfekt - obwohl wir unsere Macken hatten.

Doch wie sollte ich mit ihm darüber reden, wenn ich es nicht einmal schaffte über das vergangene reden zu können. »Du solltest gehen.«, murmelte ich und legte mich in mein Bett. »Y/N, bitte.«

Stumm lag ich da und starrte meine Wand an. Mir war nicht nach jemand, der sich um mich sorgen machte. Vier Jahre war ich ohne Mitleid eines anderen, es würde schwer werden, mich daran zu gewöhnen. Also bittete ich ihn, mich zu verlassen - meinen Raum.

Aber er tat das Gegenteil. Er setzte sich an die Kante meines Bettes und streifte sanft meinen Rücken. »Ich habe nicht aufgehört dich zu lieben.«, begann er und sorgte dafür, dass mein Herz höher schlug.

Das Blut schoss mir in die Wangen, während ich ihn fragen wollte, was das sollte. »Ich habe gewartet, jeden Tag, denn ich wusste, dass du zurückkehren würdest. Ich konnte und wollte mein Blümchen nicht vergessen.«, ich vernahm sein schweres seufzen und sah im Augenwinkel, wie er kurz zu mir rüber blickte. In der Hoffnung ich würde ihn ebenso anstarren.

»Jeden Tag wusste ich nicht, was du getan hast oder wie es dir erging. Es machte mich verrückt, ständig in Unwissen zu sein. Dann stehst du plötzlich vor mir, mit etlichen Verletzungen und völlig verändert. Ich bekam das Gefühl, dich nicht mehr zu kennen und doch schlägt mein Herz noch immer für dich.«, seine Stimme wird heiser.

»Ich möchte nur verstehen, was geschehen ist, dass du so bist und ich werde bereit sein, wenn du es bist. Also warte ich, wie die letzten vier Jahre, auf dich.«, nun stand er von meiner Bettkante auf und ging zu meiner Tür, während mir Tränen meine Wangen hinab strömten.

»Ruhe dich aus, Y/N.«, sagte er und verschwand. Ich drehte mein Kopf zum Kissen und weinte hinein. Lauter, schmerzerfüllter und voller Hass. Die Trauer und Wut hütete in mir, wie ein Sturm.

War es das, was ich wollte? Alles schweigend hinnehmen und meine Freunde in Unwissen lassen?

***

»Na sowas.«

Überrascht schnappten wir nach Luft, bevor ich meinen Blick beschämt abwandte und eine Strähne hinter meinem Ohr strich. Nach dem, was geschah, meldete ich mich bei keinem und ignorierte die Anrufe, die ich bekam.

Ich brauchte Bedenkzeit, denn ich wollte wissen, was ich tun wollte. Ob ich dazu bereit war, ihnen alles anzuvertrauen.

»Wir gehen auf dieselbe Schule.«, seine gleichgültige Stimme ließ mich innehalten. Nachdem er mir sagte, er würde ein weiteres Mal auf mich warten, war ich erschrocken, wie egal ihm das doch war. Aber was erwartete ich?

Ich ließ sie alle im Dunkeln tappen. Sie machten sich sorgen und ich trampelte es nieder. »Mikey, das passt nicht. Zwing dich nicht dazu.«, Kenny stupste ihn genervt an, weswegen ich verwirrt meine Stirn runzelte.

Schmollend trat er an mich heran. Leise murmelte er etwas unverständliches vor sich her. »Ich habe nichts verstanden.«, ich steckte meine verschwitzten Hände in meine Jackentasche. »Wieso du uns ignoriert hast!«, rief er laut aus und erregte die Aufmerksamkeit anderer Schüler.

Das Blut schoss mir in die Wangen, während mich Unwohlsein durchströmte. »Ich habe nachgedacht.«, flüsterte ich und schaute ihm in die Augen. »Ich will es euch erzählen, aber ich brauche Zeit. Es ist zu viel passiert, das ich selbst erst einmal verarbeiten muss.«

»Wurdest du vergewaltigt?«

Erschrocken weiteten sich meine Augen, in denen sich Tränen anbahnten. »Mikey, was soll das? Wir haben doch darüber geredet.«, mischte sich Kenny ein.

Prompt schlug mein Herz höher. »Ich ...«

»Hör auf!«, meine Stimme überschlug sich. Die Tränen flossen über mein Gesicht, während ich mich beschämt in meinem eigenen Körper fühlte. Ich fühlte mich schmutzig und gedemütigt. »Bitte ...«, meine Stimme zitterte, unterdessen ich versuchte Wörter zu formen. »Hör auf.«, ich wandte mich unter ihm, damit er mich losließ.

»Schade das ich kein hochkriege. Es wäre nur höchst amüsant, dir deine Jungfräulichkeit zu entnehmen.«, hauchte er in meinem Ohr, während ich spürte, wie er seine Finger unter meinem Höschen verschwinden ließ. »Lass mich!«, schrie ich verzweifelt und zappelte nun doller, weswegen er wütend wurde. »Halt still, Miststück!«, er schlug mich, damit ich endlich Ruhe gab, doch ich konnte nicht aufgeben.

Dass, was er tat, lag an meiner Grenze. Es war das erste mal, dass ich mich so richtig gegen ihn wehrte. »Halt still oder ich schlitze deine Kehle auf.«, das Katermesser, das er immer mit sich trug, hielt er an meinem Hals und ließ mich schlucken. Ich wollte nicht sterben. »Gut so.«, lobte er mich und führte seine Hand ungeniert zu meiner Mitte.

»Wollen wir mal sehen, wie es sich anfühlt.«

»Es ist nicht der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort, um darüber zu reden, Mikey.«, sagte ich und ließ mein Blick zu Boden schweifen. »Das war kein Nein.«, seine angeekelte Stimme ließ mich erschaudern. »Mikey-«

»Wer war das? Den Mistkerl mache ich fertig!«, vor Wut getrieben packte er meine Schulter und zwang mich ihn anzusehen. »Sags mir.«, forderte er mich auf. »Was soll ich dir sagen, dass nichts passiert ist?«, ich schlug seine Hände von mir und ging an ihm vorbei.

»Du sagtest, du wartest. Also bitte, warte auf mich, bis ich bereit bin.«, flehte ich, als ich mich noch einmal zu ihm drehte. »Okay.«, er kam mir näher und starrte zu meiner Jackentasche. »Aber dann erzählst du mir alles.«

Schließlich seufzte und nickte ich, während ich nach seiner Hand griff, da er scheinbar drauf bestand.

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Where stories live. Discover now