26. Bildungslücken

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So gesehen war die unmittelbare Nähe zu Nate und Drew sogar ein glücklicher Zufall. Wenigstens würde dann überhaupt jemand meine Leiche finden.

Gemeinsam verließen wir das Studentenwohnheim und liefen zu Nates Auto, welches unweit vom Wohnheim auf dem Parkplatz parkte.

Nate öffnete den Kofferraum, um unsere Sachen einzuladen: Seinen Rucksack, gefolgt von meiner Reisetasche. Den kleinen Rucksack, den ich auf dem Rücken trug, nahm ich mit auf den Beifahrersitz.

Anschließend stiegen wir beide ein.

Nate schlug die Autotür kurz nach mir zu. Den Autoschlüssel steckte er ins Zündschloss und drehte ihn einmal rum, so dass der Motor aufheulte und die Anzeigen begannen zu leuchten, indessen schnallten wir uns beide an.

Das letzte Mal, als ich hier drin war, war ich gar nicht dazu gekommen das Auto richtig wahrzunehmen. Dabei war dessen Einrichtung eigentlich nicht nicht wahrnehmbar. Alles sah so hochwertig und unfassbar teuer aus. Nirgendwo lag Staub oder Müll, ganz anders als ich es beispielsweise von Wesleys Auto kannte. Nate schien es ordentlich zu pflegen.

Das Einzige woran ich mich erinnern konnte, war der Geruch, den der Innenraum des Autos verströmte. Er war eine Mischung aus Nates Aftershave, welches mittlerweile eine unheimlich vertraute Wirkung auf mich hatte und dem typischen Autogeruch. Schwer zu beschreiben, aber ich fand, dass die meisten Autos einen typischen Geruch hatten, den man unweigerlich mit ihnen verband. Ob dieser nun von den Ledersitzen, dem Putzmittel oder irgendwelchen Dufterfrischern kam.

Die schwarzen Ledersitze waren weich und so bequem, dass ich direkt darin versank. Die Armaturen glänzten schwarz und wiesen silbrig schimmernde Details auf. Ich hatte zwar so gut wie keine Ahnung von Autos, doch dieses gefiel mir.

Ich spürte wie eine innere Unruhe, beinahe Nervosität, zunahm. Die nächsten Stunden würde ich mit Nate auf engstem Raum verbringen, aus dem ich nicht flüchten könnte. Zumindest nicht ohne Schaden davon zu tragen.
Am Ende würde ein unangenehmes Schweigen die Autofahrt dominieren und unfassbar anstrengend machen.
Vielleicht würden die ganzen Feiertage unangenehm und angespannt werden, wenn ich so darüber nachdachte. Ich hatte noch gar nicht richtig Zeit gehabt, mir das auszumalen, weil ich seit gestern Nacht gedanklich anderweitig beschäftigt war.

Vorsichtig sah ich zu Nate, der seinen Unterarm locker auf die Armstütze zwischen uns gelegt hatte, währenddessen er angestrengt auf dem Display in der mitte der Armatur herum tippte.

Ich nutze die Gelegenheit, um einen verstohlenen Blick über seine Erscheinung zu werfen.

Er trug eine lockere dunkelblaue Jogginghose und ein schwarzes, schlichtes T-Shirt unter dem seine Tattoos am Arm zum Vorschein kamen. Zum Glück waren meine Eltern keine Menschen, die Vorurteile pflegten und sowohl Tattoos als auch eine Jogginghose direkt in eine Schublade steckten.

„Lou!", holte mich Nate in die Realität zurück.

Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Mannoman, ich hatte gar nicht bemerkt wie ich mir auf die Lippen gebissen hatte, indessen ich Nate beobachtete: „Huh?"

Nate schmunzelte nur. Er hatte es vermutlich genauestens mitbekommen. Und da war er auch schon, der erste zu tiefst peinliche Moment. Ich war ihm unfassbar dankbar, dass er darauf verzichtete einen Witz über mein Starren zu reißen. Stattdessen beließ er es bei einem sachten Schmunzeln und wiederholte seine Frage: „Wohin müssen wir fahren? Ich brauche die Adresse für das Navigationsgerät."

Ich sah auf das Display. Nate hatte das Navi geöffnet und war bereit die Adresse einzutippen.

„Mainstreet 4, in Glenwood".

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