Kapitel 11

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Izzy POV

Wir fuhren mit dem Aufzug in die Tiefgarage, dort wo der Camaro stand. Die Aufzugtüren öffneten sich und Paul ging mit einem zügigen Schritt los. Ich hastete ihm hinterher. Er war zu schnell. „Paul", sagte ich gequält. Er hörte nicht. Ich rief „Paul!". Er hielt an und drehte sich um. Paul schien vergessen zu haben, dass ich nicht so schnell laufen konnte. Er wartete und gemeinsam stiegen wir in den Wagen.

Wir parkten auf einem Schotterparkplatz vor einer Bar. „Bare secret. Das ist eine Stripbar. Hier ist dein Vater?" Ich sah ihn entrüstet an. „Naja, wir haben mehrere Geschäfte und das ist eine gute Einnahmequelle. Die Bar macht gleich eh zu, also keine Sorge." Er zwinkerte mir zu. Was auch immer das bedeuten sollte. Vor dem Eingang stand ein Türsteher, welcher Paul freundlich grüßte. Mich hielt er an. „Tut mir Leid. Geschlossene Gesellschaft." Paul drehte sich in der Tür noch um: „Sie gehört zu mir." Der breite, schwarzhaarige Mann sah erst ihn, dann mich und erneut Paul an. „Deine Neue Flamme? Nichts für Ungut, aber ich dachte du hast Geschmack." Will der mich verarschen? Paul verkniff sich ein Lachen. Er wollte gerade etwas sagen, aber ich hob meine Hand um ihn zu stoppen. Stattdessen winkte ich den Mann zu mir herunter, er war um einiges Größer als ich. Ich flüsterte ihm etwas ins Ohr, bedacht darauf, dass Paul mich nicht hörte. Anschließend schritt ich einen Schritt zurück. „Verstanden?", fragte ich zuckersüß. „Ja, Ma'am." War nur die Antwort die er schnell von sich gab, ehe er mich durchließ. Paul schüttelte nur lachend den Kopf, sagte aber nichts weiter.

Der Club sah edel aus, edler als es von außen den Anschein hatte. Ein roter Teppich führte an einem Empfangstresen in einen schmächtig beleuchteten Raum. Dort waren einige Bühnen mit Stangen. Rund herum standen Sessel. Rechts an der Wand war eine Bar, hinter welcher eine junge Frau in einer engen Bluse gerade die letzten Gläser abwischte. Paul führte mich mit einer Hand an meinem Rücken in einen der Zwei Gänge neben dieser Bar, dann blieb er vor einer Tür mit einem breit gebauten Mann stehen. Ähnlich wie der Türsteher vor der Bar. Paul klopfte und wenig später traten wir ein.

„Du wolltest uns sprechen?" „Ja setzt euch bitte." Mister Gambino hatte, wie schon oft, einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd an. Er saß mit einer Zigarre im Mund und sortierte gerade noch ein paar Papiere, als wir uns setzten. „Wie geht es dir, Isabella?" Seine sowieso schon runzlige Stirn legte sich in Falten. Der Mann war noch fit, doch sein Alter setzte ihm zu.

„Eigentlich ganz gut. Ich hab noch ein paar Schmerzen, aber sonst geht es." Der Mafia Boss betrachtete mich mit einem intensiven Blick. „Warum sollten wir herkommen?",sprach ich die Frage aus, die schon im Raum herum schwirrte.

„Ich möchte wissen was gestern Abend passiert ist. Wie ist er in deine Wohnung gekommen? Und noch wichtiger, kanntest du ihn?" Mir war zwar klar gewesen, dass er über die Geschehnisse der letzten Nacht Bescheid wusste, doch ein sensibler Mann war Christoph nicht.

„Nein, ich kannte ihn nicht. Er hat vermutlich mein Türschloss geknackt. Er ist nicht gewaltsam eingetreten." Der alte Mann nickte und klopfte die bereits verkohlten Enden seiner Zigarre ab. Dann griff er nach einem braunen Briefumschlag und holte ein Foto heraus. „War es dieser Mann?"

Paul und ich beugten uns gleichzeitig über, um die Fotographie zu betrachten. Es war ein Bild wie von einer Überwachungskamera. Ich nickte. Dieselbe Statur, derselbe grimmige Gesichtsausdruck. Auch Paul stimmte zu. „Wer genau ist dieser Typ?", fragte ich, denn auch Paul schien zu wissen, mit wem wir es gestern zu tun gehabt hatten. Vater und Sohn sahen sich an, dann fuhr Mr Gambino fort. „Dieser Mann ist Noah Westfall. Er arbeitet als Auftragskiller für die Russo Familie." Russo, der Name kam mir bekannt vor, doch zuordnen konnte ich ihn nicht. „Wie es aussieht sind sie nun hinter dir her." Russo. Woher kannte ich diesen Namen nur? Dann fiel es mir ein. „Diese Familie wurde mit dem Mord an meiner Tante in Verbindung gebracht. Sie hatten aber zu wenig Beweise." Christoph nickte.

„Genau. Ich habe deinen Eltern, sowie deiner Tante geschworen, dass du unter meinem Schutz stehst. Aus diesem Grund möchte ich, dass du auf sie aufpasst." Er sah Paul an. Aufpassen? Ich war 22 Jahre alt, ich konnte auf mich selber aufpassen. „Ich denke da gibt es noch andere, die das tun können. Entschuldige Vater aber ich bin kein Babysitter."

„Das war keine Frage Paul, das war ein Befehl." Nun versuchte ich es auch.

„Mister Gambino, Christoph. Ich bin alt genug und wie Sie sicherlich bemerkt haben, kann ich gut auf mich selbst aufpassen." Ich versuchte freundlich zu klingen, verständnisvoll. Doch der Boss sah mich nur entgeistert an. „Nein. Du wirst bei Paul einziehen. Deine Wohnung ist nicht mehr sicher. Ich möchte, dass immer einer bei dir ist. Im Büro sollte das Personal reichen. Basta." Er erinnerte mich an meinen Vater, wenn ich früher als Kind mit ihm diskutiert hatte. Es war das Gefühl, dass hier eine Grenze erreicht war. Er ließ sich nicht mehr umstimmen.

„Warum ist Ihnen das eigentlich so wichtig? Sie sagten sie haben es meinen Eltern versprochen, meiner Tante. Aber meine Tante ist tot. Meine Eltern lieben mich nicht und haben mich deshalb hier her gegeben. Also, warum ist dieses Versprechen so wichtig?" Ich war in Rage. Mister Gambino löschte seine Zigarre und lehnte sich zurück. Dann holte er seine Brieftasche heraus und gab mir ein kleines Foto.

Ich sah es mir genau an. Drei Menschen waren dort abgebildet. Zwei junge Männer, vielleicht in ihren frühen Zwanzigern und eine junge Frau, ebenfalls so jung. „Sie kannten meinen Vater." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Mir war Bewusst, dass sie sich kannten, aber auf dem Bild schienen sie mehr als nur Bekannte zu sein. Paul spähte über meine Schulter und zeigte auf den rechten Mann. „Das ist dein Vater?" Er klang ungläubig. Ich nickte nur.

„Dein Vater ist mein Trauzeuge gewesen. Wir sind gute Freunde, gute Geschäftspartner." Das Foto zeigte Mr Gambino und seine Frau an ihrer Hochzeit. Mein Vater stand neben Christoph und lachte in die Kamera.

„Er ist auch Teil der Mafia?" Meine Stimme klang zittrig. Ich hatte zwar keinen Kontakt zu meinen Eltern, war mir aber bisher sicher gewesen, sie seien Buchhälter. „Mehr als das", sagte Paul nur.

Mr Gambino stand auf und nahm seine Unterlagen. „Behalt das Foto." Dann zeigte er auf seinen Sohn, der immer noch in seinem Stuhl saß. „Du hast eine Aufgabe, erfülle sie." Mr Gambino verließ den Raum. Ich starrte weiterhin die Fotographie an. Mein ganzes Leben war eine Lüge.

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(1101 Wörter)

Denkt ihr Izzy passt sich ihrem neuen Leben an?

-Luftballon20

Isabella **Abgeschlossen**Where stories live. Discover now