15.Februar 2012

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Kuroo POV

Am nächsten Tag werde ich durch das Klingeln von Tsukishima seinem Wecker wach. Verschlafen greift dieser nach dem Störenfried und schaltet ihn mit einer Handbewegung aus.

Die Nacht über habe ich auf einer Matratze neben seinem Bett geschlafen. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt es ich zu sagen.

Vielleicht hat er recht, dass ich teils auch für kein Gewissen mache, aber ich habe eher das Gefühl endlich etwas richtigzumachen.

Ich bin ein Mensch der großen Worte, ich kann schlecht mit Gefühlen zum Gehen und in der Regel breche ich Herzen, statt sie zu flicken. Doch an meinem Geburtstag in dem Fotoautomaten hatte ich zum ersten Mal bewusst in seine Augen gesehen. Das hat noch nicht zu dem geführt, was ich nun fühle, allerdings hatte ich das Gefühl begriffen zu haben, dass mein Weg vielleicht oft der Falsche gewesen ist.

Dass er Leukämie hat, hatte mich dann doch um einiges härter getroffen.

„Guten Morgen", sage ich zu ihm und sehe, wie er nach seiner Brille versucht zu greifen und sich dabei an den Kopf fasst „hast du Schmerzen? Warte hier", mit diesen Worten reiche ich ihm seine Brille und er schaut mich dankend an.

„Du weißt nicht, worauf du dich einlässt", brummt er und setzt sich auf.

„Doch, ich bin mir dessen bewusst. Wir werden heute einen Ausflug machen."

Einige Zeit später sitzen wir unten bei ihm im Wohnzimmer. Er ist gerade in der Küche, um seine Tablette zu nehmen und kommt zu mir mit einem Tablett.

„Du hättest dir nicht die Mühe machen müssen."

„Du musst aber was essen, aber nimm es mir nicht übel, wenn ich noch nichts herunterbekomme."

Ich werde ihn nicht dazu zwingen etwas zu essen, ich will das alles ganz normal auf ihn wirken. Ich will nichts erzwingen und ich mir selbst unsicher, was ich machen soll.

Die nächsten zwei Stunden verbringen wir damit zusammen fernzusehen und unterhalten uns. Er wirkt deutlich weniger angespannt als gestern Abend, er scheint es akzeptiert zu haben, dass ich hier bin. Seiner Mutter hatte er gestern Abend gesagt, dass ich Freund aus Tokyo spontan gekommen bist und bei ihnen übernachten würde.

Mich wundert das hier immer noch, es wirkt nicht real. Ich sitze bei einem Jungen zu Hause und wüsche mir nichts sehnlicher als ein kleines bisschen mehr Zeit mit ihm zu haben.

Erschrocken fahre ich zusammen, als ich seine Hand auf meiner spüre. „Wolltest du nicht mit mir irgendwo hinfahren?"

„Noch nicht. Ich möchte dir heute Abend etwas zeigen. Bis dahin entspannen wir uns."

„Ich könnte dir allerdings die Stadt zeigen. Wenn du Lust hast."

Und so gehen wir beide in die Stadt und bummeln ein wenig.

Ein halbes Jahr hört sich lang und doch wenig an. Aber ich wollte herausfinden, was das zwischen uns ist. Auch, wenn ich Angst davor habe. Interessiert bleibt er vor einem kleinen Café stehen und schaut sich die Auslage davon an. Ich hatte mich in der letzten Zeit über Leukämie belesen und wusste deshalb auch, dass es ihm nicht erlaubt war einige Lebensmittel zu essen.

Allerdings frage ich mich, warum man auf alles verzichten sollte.

„Komm, wir gehen mal rein", ohne dass er reagieren kann, ziehe ich ihn in den Laden und zusammen sehen wir uns um.

„Ich darf hier nichts essen."

„Wenn du gesund wärst, was würdest du dann essen?"

„Erdbeerkuchen", nuschelt er verlegen.

Der Mond, die Offenbarung & das SterbenWhere stories live. Discover now