17.Oktober 2011

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Tsukishima POV

Neuer Tag, neues Glück oder wie hieß dieser dämliche Spruch noch?

Gestern hatte ich noch ein Gespräch mit meiner Mutter geführt, ihr gesagt, dass ich vorhabe, wieder in die Schule zu gehen. Sie war zwar anfangs dagegen gewesen, doch konnte ich sie schlussendlich davon überzeugen.

Ziemlich angestrengt sitze ich morgens auf meinem Stuhl in der Küche und schaue gedankenverloren in die Schale Müsli vor mir. Auch wenn ich eigentlich keinen großen Hunger habe, so weiß ich der Mutter mich nicht gehen lassen wird, wenn ich nicht zumindest ein wenig etwas essen werde. Ihr zuliebe tauche ich den Löffel in die Schale und beginne mir das Zeug reinzuschaufeln.

„Hast du vor weiter Volleyball zu spielen?", fragt mich mein Bruder, welcher in der letzten Zeit auch öfters über Nacht blieb, statt wie gewohnt im Studentenwohnheim zu übernachten.

„Wie meinst du das?", nuschele ich und stopfe mir noch einen Bissen zwischen die Backen. Man es schmeckt einfach nach nichts! Er steht an der Spülmaschine, doch statt seines benutzten Geschirrs direkt in diese zu tun, stellt dieser es in das Waschbecken. Ich wusste ganz genau wie unsere Mutter das hasste.

Und die Krönung ist der Beutel Tee, welchen er aus seinem Glas entfernt und ebenfalls in dieses legt. Warum macht er das? Ich meine hatte er etwa Angst der Mülleimer würde direkt Feuer fangen, oder was ist seine dumme Begründung dafür? Ich kenne sie nicht, doch ich denke, es ist auch besser, wenn ich sie einfach nicht kenne. Sonst würde ich mich nur wieder unnötig über ihn aufregen „Du kannst das dreckige Geschirr auch direkt in die Maschine stellen. Mama hat sie vor der Arbeit noch ausgeräumt", meine ich dann doch und sehe, wie er mich genervt anschaut, doch welch Wunder, er räumt seinen Teller da rein.

Ziemlich entnervt dreht er sich zu mir um, wo ich ihm direkt auch noch meinen Löffel reiche und die leere Schale Müsli. Wie ich das Zeug runterbekommen habe, ist mir zwar schleierhaft, aber ich habe es geschafft.

„Ich geh dann mal", sage ich und verlasse die Küche „Zieh dich warm an. Der Wind ist kühl", höre ich ihn noch hinterherrufen. Genervt drehe ich mich erst zu diesem um, doch ignoriere ich es einfach und gehe aus dem Haus.

Er hat recht gehabt, heute Morgen ist es wirklich kühler als sonst. Man merkte, dass es langsam aber Richtung Winter ging. Die Blätter waren schon eine Weile von den Bäumen gefallen, die Vögel haben ihren Gesang eingestellt und es roch nach Schnee. Sicherlich eine Einbildung, denn für diesen ist es dann doch teilweise zu früh.

Je näher ich meiner Schule komme, desto nervöser werde ich. Ob meine Klassenkameraden mich wohl mit Fragen löchern würden, wo ich die letzten zwei Wochen war?

„Da habe ich sonst gesessen", sage ich zu einem Jungen aus meiner Klasse, welcher sich dreist auf meinen Platz gesetzt hatte und in ein Gespräch mit Yamaguchi vertieft zu sein schien, denn er reagierte nicht direkt „Hey", mache ich nochmals auf mich aufmerksam, sodass auch dieser Vollhonk es hören musste. Und tatsächlich, ohne etwas zu sagen, steht er auf und kehrt auf seinen alten Platz zurück.

„Du gehst wieder in die Schule", lächelt mich Tadashi an „dann hätten wir ja zusammen gehen können."

„Scheint so", mit diesen Worten drehe ich meinen Kopf in Richtung des Fensters und hoffe einfach darauf, dass der Tag schnell zu Ende geht.

Nach einem ziemlich langweiligen Tag, wobei mich keiner darauf angesprochen hatte, wo ich abgeblieben bin, schlendere ich mit Yamaguchi zu unserer Volleyballhalle herüber.

„Sugawara hat uns gesagt, dass du eine Grippe hattest", platzt es dann aus diesem heraus „doch es scheint, als würde es dir wieder besser gehen."

Wenn der wüsste.

Ich vergrabe meine Hände ein wenig tiefer in meine Jacke und gehe schweigend neben ihm her. Aus der Halle höre ich schon wildes Geschrei und ohne mir die Mühe zu machen nachzuschauen, wusste ich bereits das Hinata und Kageyama wieder eine hitzige Auseinandersetzung haben.

Alles wie immer.

Das Leben geht weiter.

Auch ohne mich denke ich mir.

„Du bist so gemein zu mir, Kageyama", mault Hinata und beim näher kommen sehe ich wie Kageyama angestrengt auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand schaut. Das macht er öfters, wenn er kurz davor ist durchzudrehen.

„Man sollte nicht so mit seinem Gefolge umgehen, mein lieber König", sage ich bissig und gehe an den beiden Streithähnen vorbei.

Normal sein.

„Halt die Fresse, Brillenschlange", giftet der Schwarzhaarige direkt rum und geht wie immer auf meine Provokation ein. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich sehe, wie er innerlich noch am Platzen ist.

„Hey, keinen Streit hier", mahnt uns dann Daichi und schaut uns prüfend an „Wir ziehen uns erst mal um und dann könnt ihr beide eure Energie in etwas anderes stecken, als zu streiten", höre ich dann Sugawara, welcher mir eine Hand auf die Schulter legt und zaghaft grinst „Schön, dass du wieder da bist", mit diesen Worten dreht er sich von mir weg und geht zusammen mit Daichi zu den Umkleiden. Sie klebten, wenn man es wusste, wirklich immer zusammen.

Nachdem wir uns alle umgezogen hatte, betrat ich nach einer halben Ewigkeit wieder den glatten Boden der Halle. Es scheint so lange her zu sein, damit ist es das gar nicht. Wenn man krank ist, verliert man anscheinend schnell das Gefühl für Zeit.

Hinata und Kageyama wärmten sich zusammen auf, in dem Kageyama diese Bälle zu spielen, die wahrscheinlich für jeden anderen unerreichbar waren. Dieser Kerl mag zwar ein guter Zuspieler sein, doch sozial war er nicht. Hoffentlich würde er das eines Tages lernen. Ich würde mich definitiv keine Mühe geben einen solchen Ball von ihm zu schlagen!

Zu Hause wieder angekommen lasse ich mich auf mein Bett fallen. Die Hände hinter den Armen verschränkt. So kaputt wie heute bin ich schon lange nicht mehr nach einem einfachen Training gewesen.

Einmal öffnet sich die Tür,

und ich steh nicht mehr im Dunkeln,steh im Saal, da ohne ZahlSterne tausendstrahlig funkeln.Klage nicht, mein Herz, vertrau,einmal wird sich alles wenden.Einer hält wie alle Welt,so auch mich in seinen Händen.


Gerhard Fritzsche

Der Mond, die Offenbarung & das SterbenWhere stories live. Discover now