Mein erster Mord(fall!) (the blind banker)

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15.August, Edward Van Coons Adresse
Nach einer kurzen Taxifahrt stehen wir vor dem Gebäude, ein moderner Apartmentkompelx aus Glas und Beton, in dem Edward Van Coon wohnt.

,,Und was machen wir jetzt? Hier warten bis er zurück kommt?", frage ich wenig begeistert, als niemand auf das Klingeln reagiert.
Gut - Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich etwas anderes zu tun hätte, da heute mein freier Tag ist (und ich auch sonst keinerlei Privatleben habe). Aber ich habe das Gefühl, dass John ein wesentlich besserer Assistent ist, als ich es gerade bin.
Ob es ein "Ermitteln für Dummies" - Buch gibt?

,,Gerade erst eingezogen", sagt Mr. Consulting Detective, ,,So wie Sie."

,,Bitte?"

Er deutet auf eines der Namensschilder.
,,Ein Stock darüber. Neues Schild."

,,Vielleicht wurde es nur ausgewechselt?", überlege ich laut, während Sherlock auf den Knopf neben dem Namensschild auf das ,,Wintle" mit Kugelschreiber geschrieben wurde, drückt.

,,Das macht doch keiner."

,,Hallo?", ertönt eine Frauenstimme aus der Gegensprechanlage.

,,Hi", antwortet Sherlock gespielt freundlich. Verwundert über diesen, von ihm bisher unbekannten Tonfall, sehe ich an.
,,Ehm, meine Frau und ich wohnen in der Wohnung unter Ihnen. Ich glaube wir kennen uns noch nicht."

,,Warte, WAS?!"

,,Shhh!", bedeutet Sherlock mir zu schweigen.

,,Nein, wir sind gerade erst eingezogen." (Sherlock sieht mich triumphierend an. Ich verziehe das Gesicht.)

,,Es ist so, dass ich meine Schlüssel von innen hab' stecken lassen", gesteht Sherlock kleinlaut und liefert eine gelungene Schauspieleinlage.

,,Soll ich Ihnen aufmachen?", bietet die Frau sofort an.

,,Ja", erwidert er wieder in seinem üblichen Tonfall. ,,Und kann ich Ihren Balkon genutzten?"

,,Ein junges Pärchen wirkt vertrauenserweckender", erklärt Sherlock, als wir das Treppenhaus betreten.

,,Tun Sie einfach so als ob."

,,Okay. Gut", stimme ich zu, ,,Wenn wir verheiratet sind, will ich die Scheidung."

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Ich stehe abwartend vor Van Coons Wohnungstür, nachdem wir seiner Nachbarin vorgelogen haben, wir wollten nur vom Balkon aus die Tür öffnen um wieder in unsere Wohnung kommen. Und hoffe Sherlock bricht sich draußen nicht gerade den Hals.

,,Sherlock!", zische ich leise zur Tür und hoffe, dass mir niemand im Treppenhaus entgegenkommt.
Die Idee mit dem Balkon war sowieso vollkommen bescheuert gewesen, aber hey auf mich hört ja niemand. Manchmal frage ich mich, wie Sherlock solange überleben konnte. Wahrscheinlich rettet ihm John für gewöhnlich die Haut.
Ich klingle noch einmal. ,,Sherlock! Sherlock, alles in Ordnung?"
Frustriert lehne ich die Stirn gegen die Tür.
,,Lassen Sie mich einfach rein, wann immer Ihnen danach ist!", rufe ich sarkastisch.
Ich nehme mir vor irgendwie diesen Tag rumzukriegen und danach gewisse Mitmenschen mit dunklen Haaren, blauen Augen und Ego so groß wie Alaska zu meiden.

Weiß jetzt, dass John ganz klar ein besserer Assistent sein muss.
,,Oh scheiße", entweicht es mir, als ich hinter Sherlock das Schlafzimmer betrete, denn nur wenige Schritte entfernt liegt die Leiche von Eddie Van Coon auf dem Bett.
Mit aschfahler Haut, Schusswunde an der Schläfe, offenen Augen und all dem und am liebsten wäre ich wieder rückwärts aus dem Raum gegangen.
,,Gott, scheiße, er ist tot."
,,Herausragende Erkenntnis, Doctor. Vielleicht hätten Sie doch Medizin studieren sollen?"

days at bakerstreetWhere stories live. Discover now