Verwandte Gehirne (a scandal in belgravia)

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04. Januar, Baker Street +1
,,Sherlock!", rufe ich atemlos, während ich die Treppe zum ersten Stock hoch laufe. ,,Ich denke- ich glaube, ich muss Ihnen etwas sagen!"
Das Treffen mit Moriarty erscheint mir mit jeder Minute, die vergeht, unwirklicher. Aber meine Hände zittern noch immer leicht vor Angst.

Die Tür ist nur angelehnt und Sherlock und John sehen beide auf, als ich mit zerzausten Haaren im Wohnzimmer auftauche.
Meine grün-karierte Bettdecke ist noch immer über die Couch ausgebreitet und mein kleiner Stapel von Papieren und Büchern steht unberührt auf dem Tisch daneben.

,,Das wird warten müssen", meint Sherlock knapp und er wendet den Kopf kurz in meine Richtung, aber er scheint mich gar nicht wirklich zu sehen.
Ich presse die Lippen aufeinander.
,,Wir haben anscheinend einen Gast", meint John mit einem vielsagend Blick und deutet mit einer Kopfbewegung zu Sherlocks Schlafzimmer, dessen Tür halb offen steht.

,,Einen... Gast?", wiederhole ich.

John wirft die Hände in die Luft und meint: ,,Ich habe ja auch keine Ahnung was hier vor sich geht."

,,Haben Sie das je?", bemerkt Sherlock beiläufig.
John sieht ihn wütend an und fügt dann zu mir gewandt hinzu: ,,Sehen Sie am besten selbst."

Ich hebe eine Augenbraue und mein Blick wandert von John zu Sherlock. Probehalber mache ich einen Schritt auf Sherlocks Zimmer zu und als mich wirklich niemand aufhält, öffne ich die Tür weiter und werfe neugierig einen Blick herein.
Im Bett liegt jemand.

Dunkle, gewellte Haare sind auf dem weißen Kopfkissen zu erkennen. Und-

Ich schließe die Tür wieder und bleibe davor stehen.

,,Oh", mache ich leise und betrachte das Holzmuster der Tür, während ich überlege welches nächstgelegne Hotel wohl den besten Spa-Bereich hat.

,,Jep", sagt John.

Ich trete einen Schritt zurück und wirble herum. ,,Und... sie ist einfach hier aufgetaucht?"

,,Ein Fenster stand offen", sagt Sherlock.

,,Ein Fenster stand offen?!", wiederhole ich laut. ,,Sie ist keine streunende Katze! Die Vorstellung beunruhigt Sie nicht irgendwie?"

Sherlock verdreht die Augen. ,,Sie wird mich schon nicht im Schlaf ermorden, Louise."

Wissen Sie das?

Tommy. Tommy. Tommy.

,,Sherlock, ich-", beginne ich.

Sherlock macht einen Schritt auf mich zu und verschränkt die Arme hinter dem Rücken. ,,Was ist denn?", will er ungeduldig wissen.

Ich will es ihm sagen, aber dann zögere ich.

,,Und... rufen Sie jetzt Scotland Yard? Oder Mycroft?", frage ich und balle die Hände zu Fäusten, damit er mein Zittern nicht sieht.

,,Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie bleibt hier und wir hören uns an, was Sie zu sagen hat."

Tommy. To-

Ich seufze. ,,Okay. Schön", sage ich sanft. ,,Was auch immer."

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Vielleicht sollte ich mir wirklich ein Hotel suchen.

Irene Adler sitzt mit verschränkten Beinen auf der Sofalehne, ohne das der blaue Bademantel, den sie trägt, verrutscht. (Sherlocks Mantel.)
Ihre langen Haaren sind vom Duschen noch nass und fallen ihr gelockt auf die Schultern.

,,Wer ist hinter Ihnen her?", will Sherlock wissen.

,,Leute, die mich aus dem Weg haben wollen", sagt Irene nur, dann sieht sie zu mir und ihre schmalen Lippen verziehen sich zu einem falschen Lächeln.
,,Was machen Sie eigentlich noch hier, Miss James?"

days at bakerstreetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt