● [Extrakapitel SHERLOCK]

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>>we all have a past, watson. ghosts<<

[SHERLOCK POV]

,,Ich will Ihnen nur helfen."
Sie hält die Hände beschwichtigend hoch, während sie einen Schritt auf Flynn zugeht.
Und für einen Moment sieht er sie so klar, wie vielleicht noch nie zuvor und
er fragt sich, wie er so vieles, so lange an ihr übersehen hat.
Da ist Trauer und sie begleitet sie wie ein alter Freund und sie hält sie immer noch gerade so weit auf Abstand, dass sie nicht davon verschlungen wird.

,,Er kann gehen, wenn Sie das möchten..", sagt sie ohne zu ihm zu sehen. ,,Bitte."
Alles in ihm schreit ihm zu, das nicht zu tun.
Jetzt sieht sie hoffnungsvoll zu ihm - und sie muss vollkommen bescheuert sein, darum zu bitten mit einem bewaffneten Geiselnehmer, der gerade einen psychotischen Schub erlebt, alleine gelassen zu werden.
Absolut. Nicht.

,,Kann er nicht."

,,Es ist zu spät."

Er weiß etwa fünf Sekunden, bevor Flynn es sagt, was dieser vor hat.Und das Geräusch hinter ihm verrät ihm, dass Dimmock bereits reagiert. Und dieser noch seine Dienstwaffe hat. Er steht versetzt hinter ihnen und hat freie Bahn auf Flynn.Er weiß, dass Flynn nicht auf einen von ihnen schießen will, aber Dimmock weiß es nicht und bevor er etwas sagen kann, hallt der Schuss laut in dem Raum wieder.

Er hört Louise erschrocken keuchen, als Dimmock schießt.
Und er weiß mit einem Mal mit vollkommender Gewissheit, dass er niemals fähig wäre, diese Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu löschen.

,,Die Sanitäter! Schnell", ruft Dimmock und läuft auf den Gang.

Ihre Schultern zittern leicht und sie ist bleich (aber unverletzt). Und er hat das Gefühl, als hätte er für lange Zeit die Luft angehalten und könnte endlich wieder richtig atmen. Unverletzt. Unverletzt. Unverletzt.
Er ist Sherlock Holmes und er sorgt sich um niemanden, er ist Sherlock Holmes und
-,,Sherlock", sagt Louise. ,,Er ist- Wird er es...?"

Er zieht sie ein paar Meter zur Seite, als die Rettungssanitäter in den Raum strömen.
Er löst den Blick von Louises bleichem Gesicht und sieht zu dem Mann auf dem Boden herab, der dem Tod bereits näher ist als dem Leben.
Dimmock kniet neben ihm und drückt verzweifelt seine Jacke auf die Eintrittswunde der Kugel.Es ist sein erster tödlicher Schuss gewesen. Höchstwahrscheinlich das erste Mal, dass er in seiner kurzen Karriere überhaupt auf einen anderen Menschen schießen musste. Aber als Flynn zum Schuss angesetzt hat, war für Dimmock das Risiko, dass er auf einen von ihnen schießen wird, zu groß geworden.
Er wird die Fahrt zum nächsten Krankenhaus nicht überleben, falls er es überhaupt bis in den Krankenwagen schafft.
,,Nein", sagt er nur.

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,,Oh Sherlock! Gott sei Dank!" , schnieft Mrs. Hudson.

Ihre dünnen Arme schließen sich behutsam um ihn.
John steht dicht hinter ihr.
Sherlock duldet ihre Umarmung wiederwillig, aber wortlos und atmet den Geruch von Vanillebackpulver und Parfüm ein.
Ein ganz, ganz kleiner, sicher in seinem Gedankenpalast verborgener, Teil von ihm genießt ihre Fürsorge und die Wärme ihrer Umarmung.

Als Mrs. Hudson zur Seite tritt, hält er warnend eine Hand hoch.
,,Wag es ja nicht", erklärt er John. ,,Ich hatte heute schon zwei Umarmungen und mein Limit ist damit bei weitem erreicht," Und zwar für den Rest des Jahres.

days at bakerstreetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt