16. Kapitel

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Hustend lehnte ich mich gegen einen dicken Baumstamm.

"Ich hab dir doch gesagt das du nicht so schnell trinken sollst, wenn du aus der Puste bist.", wies mich Kiran zurecht, während er mir energisch auf den Rücken klopfte.

Sobald sich mein Rachen endlich beruhigt hatte, wandte ich mich Kiran zu und schnaubte: "Und ich hab dir gesagt du sollst mir nicht so auf den Rücken klopfen. Ich bin ein Klappgestell was bei der kleinsten Berührung in sich zusammenfällt."

Er schüttelte den Kopf und lachte, was dazu führte das ich automatisch anfangen musste zu grinsen. Böse kann ich dem Idiot wirklich nicht sein, könnte ich drehen und wenden wie ich will, ließ ich mir, innerlich seufzend, durch den Kopf gehen.

"Können wir weiter?", erkundigte sich Kiran und musterte mich von oben bis unten.

"Denkst du, indem du mich anstarrst, werde ich sportlicher?", fragte ich mit ironischem Unterton auf seinen forschenden Blick.

Er verdrehte die Augen und konterte: "Wenn du schon wieder so unverschämt sein kannst, geht es dir bestimmt blendend, da können wir ja auch weiter, nicht wahr?" Ich nickte kichernd.

Ich holte ein letztes Mal tief Luft und schon setzten wir unseren Weg fort, dem Lichtstaub hinterher. Das riesige Feld hatten wir bereits hinter uns gelassen und wanderten durch einen recht düster wirkenden Wald, denn die Sonnenstrahlen schafften es nicht durch das dichte Blätterdach.

Was wohl meine Eltern gerade machen und wie es ihnen geht? Haben sie mein Fehlen schon bemerkt oder sind sie schon gar tot? Ich verfestigte meinen Schritt um aufkommenden Gedanken an meine Familie zu verdrängen, vergebens. Hoffentlich geht es Noah gut. Viel zu oft machte ich mir Sorgen um meinen kleinen Bruder, denn ich hatte Angst, dass er solche schrecklichen Dinge, wie auch ich, durchleben muss. Nicht nur der Unfall, sondern auch das Mobbing, welches ich bis vor kurzem Tag ein Tag aus ertragen musste. Mich schüttelte es bei dem Gedanken an Ben und den Rest seiner Truppe.

Sofort dachte ich auch an die Beleidigungen die sie mir immer an den Kopf geworfen hatten.

"Sag mal Kiran... Hast du eigentlich ein Problem damit, dass ich Schwul bin?", fragte ich zurückhaltend nach vorne.

"Wie kommst du denn darauf? Aber nein eigentlich nicht. Vermutlich haben mir Ben und seine Clique eine gewisse Distanz zu dieser Art von Liebe eingetrichtert.", machte mir Kiran seinen Standpunkt bewusst, was mich erleichtert aufatmen ließ.

Plötzlich spürte ich etwas an meiner Hand, die ich lose neben mir her baumeln ließ, weswegen ich sie sofort schüttelte, um das krabbelnde Gefühl los zu werden. Nach Kurzem ging ein kleiner Käfer zu Boden, welcher sich von dort mühsam aufrichtete und taumelnd umher krabbelte. Ich hielt an um ihn genauer zu betrachten.

"Hey dich kenn ich doch...", murmelte ich vor mich hin und stupste das Insekt vorsichtig an, was darauf mich mit seinen großen Fühlern abtastete. Sobald es die Wärme meiner Hand spürte, krabbelte es auf diese und machte es sich dort bequem.

"Ist was? Warum bist du stehen geblieben?", rief Kiran von weiter vorne und lehnte sich gegen einen großen bemoosten Fels. Ich schaute erst auf als ich ein lautes Knurren von ihm hörte und schon dachte er sei sauer auf mich, doch dann sah ich was sein Anlass zur Wut war. Um ihn herum schwirrten hunderte von den kleinen Käfern, wovon sich der eine auf meiner Hand niedergelassen hatte.

"Kommt mir nicht zu nahe.", brüllte Kiran die eigentlich ganz lieben Käfer an. Natürlich! Wie Schuppen fiel es mir von der Haut. Diese Tierchen hatten mir gestern den Weg zu den Früchten gezeigt. Schnell sprang ich auf, dabei bedacht das kleine Ding in meiner Hand nicht allzu sehr durch zu schütteln. Schon von weitem sah ich das Kiran in seinen Händen schwarze Flammenkugeln bildete und nur darauf wartete sie auf die armen, unschuldigen Käfer abzuschießen.

Sterne auf AbwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt