32. Kapitel

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"Hatschi!", nießte ich plötzlich, wobei ich fast das Gleichgewicht verlor.

"Gesundheit", murmelte Kiran, der vor mir lief.

"Du musst dich erkältet haben, du nießt aller zwei Sekunden.", meinte Liv und musterte mich von oben bis unten.

"Mir geht's gut.", sagte ich und raffte meine Schultern, konnte ein weiteres Niesen aber nicht unterdrücken.

"Wer's glaubt wird selig... Lorcan können wir bitte eine kurze Pause einlegen?", rief sie ihrem Bruder zu, der zusammen mit Rune die Truppe anführte. Dieser drehte sich bei seinem Namen zu uns und nickte zögerlich.

Also setzten wir uns zusammen an die großen Wurzeln eines dicken Baums, welcher höher als jeder Wolkenkratzer schien. Der Regen hatte nachgelassen.

Missmutig griff ich nach Kirans Wasserflasche, die er mir nach kurzem angeboten hatte und trank einen kräftigen Schluck daraus, bevor ich sie wieder zuschraubte.

Ich war noch immer bis auf die Knochen durchnässt und fror, sodass mein ganzer Körper bebte. Beim Laufen ist mir wenigstens warm geworden, doch jetzt war ich nur noch ein zitternder nasser Haufen.

"Scheiß Luftfeuchtigkeit, kein Wunder, das deine Anziehsachen nicht trocknen.", knurrte Kiran, als er meinen Pullover anfasste.

Er überlegte kurz, sprang auf und fing an kleine Stöcke zu sammeln. Wir beobachteten ihn schweigend dabei, bis er seine Materialien vor uns fallen ließ und in Windeseile eine kleine Feuerstelle gebaut hat.

Er schnipste mit seinen Fingern mehrmals, bis die kleinen Zweige endlich, durch die schwarzen Funken, Feuer fingen und leise vor sich hin knisterten.

"Nasses Holz brennt zwar echt beschissen, aber was soll man machen.", seufzte Kiran und ließ sich wieder neben mir zu Boden fallen.

Nach einer Weile warf er mir dann einen erwartungsvollen Blick zu. Ich entgegnete mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich kann keine Gedanken lesen, Sherlock, dachte ich.

"Mensch Haru. Ausziehen, na los.", befahl er mir augenrollend. Röte schoss in mein Gesicht und ich wollte schon lautstark dagegen protestieren, da fiel mir Liv ins Wort: "Gute Idee."

Empört warf ich ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, dass ich nicht Mal ihre Unterstützung hatte. Sie zuckte nur lachend mit den Schultern.

"Er hat Recht Haru, anders trocknen deine Sachen nicht.", lachte sie nun, als mein Blick sich nur noch mehr verfinstert hatte. Vor mich hin murrend entledigte ich mich meines Pullovers, meiner Jeans, meiner Socken und Schuhe.

Wir teilten die Sachen auf und hielten sie gemeinsam in die Nähe des Feuers. 

Unwohl rutschte ich hin und her und maulte: "Jetzt ist mir noch kälter." 

Plötzlich legte Kiran seine Jacke um mich und flüsterte: "Dir müssen deine Narben nicht unangenehm sein, sie gehören eben zu dir und machen dich aus. Außerdem haben wir sie eh alle schon gesehen und finden sie nicht schlimm."

Ich zuckte zusammen, als er mit seinen Fingern über meinen Rücken fuhr. Die Stellen, die er berührte, lösten eine Gänsehaut über meinen Körper aus, sodass ich schnell die Jacke überzog, um alles so gut es ging zu überdecken.

Erst jetzt merkte ich, dass mich auch die Sternenbilder besorgt gemustert hatten. Zähneknirschend konzentrierte ich mich wieder auf meinen Pullover und bohrte meine Nägel in den Stoff.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie alle Blicke wechselten, bis sich Lorcan schließlich räusperte: "Haru, du solltest etwas essen. Sonst erkältest du dich wirklich noch."

Sterne auf AbwegenWhere stories live. Discover now