11. Kapitel

42 4 1
                                    

Vor mich hinstarrend in die gähnende Leere, wartete ich. Auf was wusste ich nicht. Nachdem mein anderes Ich verschwunden war hatte ich mich an die Wand gelehnt, das war definitiv zu viel für mich an nur einem Tag. Ob sich meine Eltern sorgen machen? Bestimmt. Oder verläuft die Zeit hier langsamer oder sogar schneller!? Werde ich wieder zurück nach Hause gelangen? Werde ich überhaupt aus dieser Dunkelheit entkommen oder werde ich hier einsam verhungern und verdursten. 

Bevor ich komplett in Panik verfallen konnte bemerkte ich in meinem Inneren ein Ziehen und Stechen. Ich legte mich hin, in der Hoffnung es würde die Schmerzen lindern, doch sie blieben so stark wie am Anfang. Wenn ich mich nicht täuschte, wurden sie sogar stärker. Wann habe ich das letzte Mal eigentlich richtig gegessen, überlegte ich und konnte mich nicht zurück entsinnen. In der ersten Dimension hatte ich noch keine der Früchte angerührt, da ich mir nicht sicher war ob ich sie vertragen würde oder ob sie überhaupt genießbar sind. Jetzt würde ich zu allem Ja sagen was mir an essbaren Sachen über den Weg läuft. 

Plötzlich fing das Stechen auch in meiner Hand an und ich schaute auf sie herab. Erstaunt sah ich wie sich über meiner Handfläche eine weiße Flammenkugel bildete. Sie ist wunderschön, dachte ich und ließ sie weiter über meine Hand tanzen.

Schnell bemerkte ich, dass die Flamme mehr oder weniger auf mich hörte. Wenn ich meine Hand nach links kippte folgte sie meiner Handfläche und das ebenso wenn ich meine Hand nach rechts kippte. Was ist wenn ich... Ich spannte meine Hand an und tatsächlich die Flammenkugel wurde um einiges heller und größer. 

Krass, konnte ich das schon die ganze Zeit? Oder hat mich etwas verflucht? Mehr Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht, da ich auf einmal Schritte hörte. Mit schmerzendem Bauch stand ich auf und leuchtete mit der weißen Flammenkugel vor mich. 

"Wer ist da?", rief ich in die Stille und schwenkte mit meiner Hand in alle möglichen Richtungen.

"Haru?", fragte dieser jemand. 

"Kiran?", fragte ich zurück und sah einen Schatten. Er trat aus dem Dunkeln und sein Gesicht war von großen Fragezeichen überflutet, dazu war ich um einiges erleichtert nicht mehr allein zu sein. Ob er mir noch böse ist wegen vorhin ist? 

"Kiran... Das vorhin war nicht so gemei-", 

 "Nein, ich sollte mich entschuldigen. Du hattest ja Recht mit dieser abgefahrenen Bilderwelt." Mir blieb der Mund offen stehen, hatte er sich gerade wirklich entschuldigt? 

"N-na gut und was machen wir jetzt?", fragte ich eingeschüchtert von seiner Freundlichkeit. 

"Ich hatte gedacht wir probieren es mit dem Ritual, mit dem wir überhaupt in diese Dunkelheit gezogen wurden.", sagte er und schritt zu mir. 

Er nahm meine Hand, in der sich die weiße Flammenkugel noch immer austobte und bildete in seiner noch freien Hand eine schwarze Flammenkugel, was ich mit einem erstaunten Luftschnappen kommentierte.

"Bereit?", fragte er, was ich mit einem Nicken beantwortete. 

"Also dann.", murmelte er, trat nah an mich und legte seine Arme um meine Hüfte. Ich tat es ihm gleich und legte meine Arme um seinen Hals. Sobald die schwarzen Flammen meinen Körper berührten und die Weißen Kiran wurden wir wieder stark zusammen gepresst, diesmal tat es aber um einiges weniger weh, vielleicht auch weil wir uns diesmal darauf einließen. 

Ich schloss meine Augen und lauschte dem aufbrausenden Knistern, bis es verschwand und kühle Luft den Druck von uns nahm. Vorsichtig blinzelte ich und es hatte tatsächlich funktioniert! Zusammen mit Kiran standen wir wieder an der gleichen Stelle an der wir auch verschwunden waren.

Sterne auf AbwegenWhere stories live. Discover now