27. Kapitel

20 3 1
                                    

Ich schob die letzten großen Palmenwedel beiseite und betrat die Sandkuhle, die nun durch die Sonnenstrahlen gelblich leuchtete. Der Sturm hat nachgelassen, stellte ich zufrieden seufzend fest und setzte mich zu den Sternenbildern, die sich vereinzelt miteinander unterhielten. Liv bemerkte uns als Erste: "Hey da sind unsere zwei Turteltäubchen wieder, wie war das Bad?" Mir wurde heiß vor Verlegenheit und ich kratzte mich unsicher am Hinterkopf, doch bevor ich etwas erwidern konnte, reagierte Kiran kühl: "Angenehm und sehr reinigend." Liv verdrehte die Augen und rückte dann zu mir mit wackelnden Augenbrauen. "Und?", fragte sie neugierig. "Was und?", gab ich lachend zurück. "Na wie war es so mit...", setzte sie an, wurde dann aber von Rune unterbrochen. "Es wird Zeit. Wir sollten weiter, oder wie seht ihr das?", fragte er in die Runde, doch hatte eine Antwort nicht erwartet. "Also an eurer Stelle würde ich weiterziehen, wenn ihr das überhaupt noch könnt.", knurrte eine tiefe, bedrohliche, mir leider bekannte Stimme aus dem Gestrüpp hinter uns. Leon trat hinter den großen Fächerblättern hervor, die ihm eine hervorragende Deckung gegeben hatten und schritt langsam auf uns zu. Er streckte einen Arm aus und bildete in seiner Hand eine Art lilafarbene Kugel, die komisch zischende Geräusche von sich gab. Nun scheint er es ernst zu meinen, dachte ich, als ich in seine hasserfüllten Augen starrte.

"Wen von euch soll ich also zuerst umbringen? Meldet sich jemand freiwillig?", raunte er bitter lachend und kam uns gefährlich nahe. Kiran war der Erste, der sich aus seiner Schockstarre befreien konnte und entfachte in beiden seiner Hände schwarze Flammenkugeln. "Wie ich sehe, will hier nur einer mit mir spielen, wie schade.", murmelte Leon und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich packte meine Tasche und hang sie mir schleunigst um, bevor ich auch meine weißen Flammenkugeln bildete. Die Sternenbilder waren ebenfalls langsam aufgestanden und tappten vorsichtig zu uns, wobei sie Leon nie aus den Augen verloren, um bei jeder kleinsten Bewegung von ihm bereit zu sein. Die Anspannung steigerte sich ins Unermessliche, als aus Leons Rücken wieder diese Schleimarme auftauchten, die keine Spuren von unserem letzten Kampf mehr trugen. Wohingegen wir noch alle ziemlich mitgenommen aussahen. Wir durften es nicht nochmal dazu kommen lassen, da waren wir uns alle einig, weswegen Kiran laut schrie: "Lauft!" Schon stolperten wir panisch los, während ich und Kiran im Laufen Flammenkugeln nach hinten schossen, doch so nicht wirklich trafen. Wir rannten im Zickzack um die vereinzelten Bäume herum, bis wir das Grün hinter uns ließen und wieder auf die graue, trostlose Wüste zusteuerten.

Die Oase hinter uns wurde immer kleiner und mein Luftmangel immer größer, doch in dieser Situation wäre eine Pause lebensmüde, weswegen ich mich zusammenriss und weiter rannte. Auch wenn meine Beine fürchterlich brannten unter der großen Anstrengung holte ich zu Rune auf, der ein Stück weiter vorne lief. "Wo-... geht's-... lang?", japste ich während des Rennens, was mein Luftproblem nicht verbesserte. "Wir müssen eigentlich ein Stück weiter rechts, aber Leon ist zu nahe. Wenn wir jetzt einen Bogen machen, bekommt er uns höchstwahrscheinlich." hustete er und ich sah meine Angst in seinen Augen widerspiegeln. Aber wie sollen wir Leon auf so offenem Feld bitte abhängen, dachte ich besorgt. Die Sonne zog über unsere Köpfe hinweg und die Seelenstimmen waren nur noch als Gesäusel im Wind wahrzunehmen. Das schwarze Monster grollte vor Wut und holte mit seinen Armen nach uns aus, denen wir nur knapp entkommen konnten. Vor Schreck ist Liv dabei einmal über ihre eigenen Füße gestolpert und hatte ihr Gleichgewicht verloren, was Lorcan zum Glück schnell genug bemerkt hatte, um sie noch rechtzeitig aufzufangen. "Ihr lasst mir keine andere Wahl, ihr Spielverderber. STERBT ENDLICH!", schrie Leon hinter uns.

Plötzlich sah ich, wie er mit seinem Arm ausholte und die lila Kugel auf uns warf. Ich hörte sie Zentimeter knapp an meinem Ohr vorbei zischen und sah in Zeitlupe wie sie Meter vor uns auf dem Boden aufkam. Ein grelles Licht blendete erst meine Augen, bevor ein lauter Knall meine Ohren betäubte und ich nichts außer ein lautes Fiepen mehr hörte. Eine heiße Druckwelle erfasste dann meinen Körper und schleuderte mich nach hinten, bis ich glücklicherweise weich auf dem sandigen Boden aufprallte. Erst dachte ich, ich wäre tot, doch dann fuhr ein stechender Schmerz von meinem Rücken ausgehend durch meinen Körper. Ich schlug die Augen auf, doch sah nichts, da mein Kopf mehr oder weniger im Sand steckte. Unter großen Schmerzen hob ich meinen Kopf und sah die Vier Sternenbilder und Kiran geschockt dahocken nur wenige Meter von mir entfernt. Ich verdrehte meinen Kopf, um zu sehen, wieso mein Rücken so sehr schmerzte und erblickte Leon, wie er mit einem Fuß auf meinen Schulterblättern stand. "Wie schwach und gebrechlich du doch bist, Haru.", lachte er schallend und trat mit seinem Fuß noch heftiger auf meinen Rücken auf, sodass ich vor Schmerz aufschrie und jeden Moment mit einem knackenden Geräusch meiner Wirbelsäule rechnete. "Verschwindet-...", flüstere ich zu den fünf, wofür Leon auf meinen Kopf trat, um mich vom Weitersprechen abzuhalten.

Auf einmal fing die Erde an zu beben und Leon zögerte, doch zog seinen Fuß dann schließlich zurück. Er taumelte einige Schritte nach hinten, bevor er zu uns sah und dann anfing zu grinsen. "Das ist jetzt euer Problem, ich wünsche einen guten Sturz.", krähte er belustigt und rannte davon. Kiran kam taumelnd zu mir gestürmt, während das Beben immer heftiger zu werden schien. "Wir müssen hier weg.", rief er, als er bei mir angekommen war und zog mich mit sich. Ich konnte mich schlussendlich auch aufrappeln, wenn auch mit starken Schmerzen. Wir kamen bei den Sternenbildern an, die uns noch immer entsetzt anstarrten. "Leute, ich glaube hier gibt es-...", doch weiter kam Rune nicht, denn ein lautes Knacken vom Boden unterbrach ihn. Mit einem lauten Krachen entstanden Risse, die mit jedem Herzschlag größer wurden. Bevor wir wussten, was als nächstes geschehen würde, tat sich unter unseren Füßen der Boden auf und wir fielen schreiend in die Tiefe. Ich fischte in der Luft nach Kirans Hand und erreichte sie tatsächlich noch, bevor wir allesamt auf hartem Untergrund aufschlugen und mir schwarz vor Augen wurde.

(...)

Jaja ich weiß suuuper kurzes Kapitel, aber dieser Cliffhänger musste sein. Den habe ich schon so lange im Kopf, sorry QwQ. Hoffe ihr seid mir nicht böse, dafür wird das nächste Kapitel wieder normal lang. ;) Man liest sich. :3

Sterne auf AbwegenOn viuen les histories. Descobreix ara