13. Kapitel

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Schnaufend stiegen wir über das Geröll hinweg. Die Sonne kroch langsam über die Baumwipfel und wärmte meinen Rücken. Mein Blick starrend auf den Boden gerichtet, um ja nichts zu übersehen, stieß ich gegen Kiran, der darauf laut loslachte. Also irgendwie macht der mir langsam Angst mit seinen Stimmungsschwankungen.

"Oh Mann, du bist echt tollpatschig wenn es darum geht gegen Leute zu rennen.", meinte er und wuschelte sich durch die Haare. Naja, aber süß ist er trotzdem.

"Hallo? Erde an Haru.", rief Kiran, der schon einige Schritte weitergelaufen war. Ich schüttelte meinen Kopf und folgte ihm schüchtern lächelnd. Langsam aber sicher kam der große Abhang, wovon sich die Lawine gelöst hatte, in Sicht. In der Hektik sind wir einfach nur in den schützenden Wald gerannt, der größtenteils die Lawine gestoppt hatte, zu unserem Glück.

Weiter vorne blieb Kiran stehen und fing an zu graben, indem er große wie kleine Steine beiseite räumte. Sofort half ich ihm dabei und zu zweit waren wir umso schneller.

Der Schweiß tropfte mir von der Stirn und ich holte ab und zu kurz Luft, um dann weiter zu buddeln. Stück für Stück gruben wir uns bis zum Boden durch und tatsächlich lag dort unser Proviant, sowie Kirans Rucksack. Doch die wenigen Beeren die wir am gestrigen Tag noch gefunden hatten, waren wie zu erwarten nur noch Brei.

Ich seufzte und bemerkte nicht wie Kiran sein T-Shirt über den Rücken zog und nun Oberkörper frei vor mir stand. Ich starrte nur peinlich berührt auf den Boden und errötete ein wenig, doch Kiran bemerkte das gar nicht.

"Also Teil zwei des Plans...", murmelte er und wartete auf keine Antwort, sondern suchte, nachdem er seinen Rucksack aus der Grube hervor gezogen hatte, nach dem Lichtstaub. Dafür dass es Herbst ist, ist es hier verdammt warm, dachte ich und zog mir nach kurzem Zögern ebenfalls den Pullover über den Kopf. Kiran notierte das mit einem kurzen Blick, aber ging nicht weiter darauf ein. Also weiter geht's.

(...)

Stunden vergingen und nichts. Nicht den Hauch einer Spur fanden wir. Immer mehr verlor ich an Hoffnung, bis Kiran schließlich laut kapitulierte: "So wird das doch nichts."

Er setzte sich auf einen großen Stein und starrte ins Leere. Ich stand betroffen daneben und wusste auch nicht so Recht wie es weiter gehen sollte. Die Sternenbilder brauchen uns und wir brauchen sie um hier lebend raus zu kommen, wieso sind sie dann so schnell abgehauen?

Weiter zerbrach ich mir darüber aber nicht den Kopf, denn Kiran erhob sich und packte sein T-Shirt mit seiner Jacke, die er davor um die Hüfte gebunden hatte, in den Rucksack. Fragend sah er mich an, bis ich endlich checkte dass er meinen Pulli verstauen wollte, doch ich lehnte dankend ab und zog ihn mir wieder über.

"Ich weiß noch ungefähr wo der Staub weiter ging, ich würde sagen wir schauen dort nach.", schlug er vor und zog den Rucksack auf.

"Klingt gut.", stimmte ich zu, wobei mich mein zerbrechlicher und untrainierter Körper anschrie, was ich denn noch von ihm abverlangen wollte.

Ich ignorierte die Erschöpfung sowie die Schmerzen und trottete folgsam Kiran hinterher. Meine Finger waren wund-geschabt von dem vielen Graben und meine Nägel tief abgenutzt. So müssen sich Höhlenmenschen gefühlt haben...

Meine Jeans hatte sich an einigen Stellen, vor allem am Knie, aufgerieben und Löcher prangten an den besagten Stellen. Es war gerade Mal der zweite Tag und ich fühlte mich jetzt schon wie ein Stinktier. Ich bin wohl Recht verwöhnt, wenn man das so nennen kann.

Kiran kniete weiter vorne schon wieder auf dem Boden und er schien noch immer so fokussiert, wie zu Beginn des Tages. Seine Hartnäckigkeit ist bewundernswert. Mich lenkt jetzt schon der kleinste Schmetterling ab und dann endet das in so einem Gedankengespräch wie gerade.

Sterne auf AbwegenWhere stories live. Discover now