30. Kapitel

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Unser leichtes Tappen hallte von den Wänden tausendfach wider und man hatte das Gefühl, als würde eine ganze Armee die düstere Wendeltreppe hinabsteigen. Das Licht, was die Sternenbilder von sich gaben, reichte gerade mal aus, um die nächste Treppenstufe nicht zu verfehlen oder gegen jemanden zu laufen. "Kommen wir dem Gateway näher?", rief Lorcan, der das Schlusslicht bildete, nach vorn. Seine Stimme dröhnte in meinen Ohren und ich verspürte fast den Drang sie deswegen zu zuhalten, aber schon war das Echo verklungen. Rune antwortete darauf: "Ja, wir müssten es eigentlich schon sehen können, so nah fühlt es sich an." Mir entfuhr ein leiser Seufzer, was Liv mit einem leichten Lachen kommentierte. "Das wird schon und gute Neuigkeiten sind das auf jeden Fall, denn Leon kann uns nämlich nicht in die nächste Dimension verfolgen.", meinte sie zuversichtlicher, als sie sich wahrscheinlich bei dem Gedanken an das schwarze, skrupellose Monster war. Die Stille fiel wieder über uns her und wir tappten weiter hinab, jeder in seinen Gedanken vertieft.

Nach einer Weile wurde es Schritt für Schritt heller und unsere Füße trugen uns immer schneller die Wendeltreppe hinab, sodass mir schon fast schwindelig wurde. Rennend oder eher stolpernd und über die eigenen Füße fliegend, landeten wir vor dem Ausgang aufeinander. "Hmpff huff...", waren die einzigen Geräusche, die die Person, auf der ich gelandet war von sich gab. Ich blickte auf und starrte in das kalte blau der Augen, in denen ich mich zu gerne verlor. Sofort schoss ich in die Höhe und streckte Kiran hastig meine Hand aus. Er griff danach, doch mit der Wucht, an der er an ihr zog, hatte ich nicht gerechnet. Somit flog ich ein zweites Mal auf ihn, worauf er sich nicht mehr halten konnte vor Lachen, wobei ich mir nicht sicher war, ob dieses Lachen mein Leben oder Tod bedeutete.

"Du bist wirklich unmöglich", prustete er und zog mich und sich mit einem schnellen Ruck auf die Beine. "So geht das.", meinte er dann gespielt belehrend. "Ehm, ich unterbreche euer halbes Techtelmechtel nur ungern, aber schaut euch das Mal an.", rief Liv von weiter vorne. Ich sah erst jetzt, dass ein langer heller Gang uns tiefer in die Höhle hineinführte. Liv war kaum zu erkennen durch das grelle Licht, dass am Ausgang auf uns wartete. Haben wir es geschafft? Ist dort das Gateway in die nächste Dimension?

Mein Körper beschleunigte von allein, rennend schoss ich den Gang entlang und spürte mein Herz immer schneller schlagen, bis ich ins Freie stürzte. Ich schnappte nicht nur wegen dem kurzen Sprint nach Luft, sondern wegen dieser atemberaubenden Riesentropfsteinhöhle. In der Decke war ein großes Loch zu sehen, welches das grelle, weiße Sonnenlicht hereinließ. Stalagmiten und Stalaktiten schossen nach oben und unten empor. Pfützen so groß wie Seen hatten sich auf dem Boden gebildet.

Zwischen meinen Füßen und der Decke waren sicher über 100 Meter Abstand. Kiran stand hinter mir ebenfalls wie angewurzelt da und musterte die Höhle mit aufgerissenen Augen. Das leise Tropfen hallte von den Wänden wider und es klang fast, als würde uns die Höhle applaudieren, dass wir sie endlich gefunden hatten. "Aber das Gateway scheint nicht hier zu sein...", seufzte Kiran und die Enttäuschung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Rune ächzte unter großen Schmerzen: "Doch es muss hier sein, anders kann ich mir sonst-... meine ungeheuren Schmerzen nicht erklären."

Ich löste meinen Blick von der atemberaubenden Höhle und schwenkte zu den Sternenbildern, die alle etwas ratlos dreinblickten, außer Rune, der sich vor Schmerz zusammenkrümmte. "Lasst uns aufteilen, irgendwo hier muss es sein." Gesagt getan, in Zweiergruppen teilten wir uns auf und liefen in jeweils verschiedene Richtungen. Ich war mit Elian in der Gruppe. Zu zweit umrundeten wir die Pfützen und hörten nur noch leise die Stimmen der anderen. Der schulterlange blondhaarige Junge seufzte leise neben mir und ich schielte zu ihm rüber. "Alles okay?"

Bei meiner Frage zuckte er überrascht zusammen und schlug sich die Hand auf den Mund. Peinlich berührt fragte er: "Habe ich gerade geseufzt?" Ich nickte. "Oh Gott, entschuldige. Es ist alles gut, das ist alles nur sehr nervenraubend." "Da hast du sowas von recht", murmelte ich. Ich wandte meinen Blick von Elian ab und schaute weiter nach vorne. Das Sonnenlicht wurde immer schwächer umso weiter wir uns von dem Riss in der Decke entfernten. Langsam wurde es schwer etwas zu erkennen. Die einzigen Geräusche waren unsere Schritte und das laute Tropfen des Wassers von der Decke.

Sterne auf AbwegenWhere stories live. Discover now