2. Kapitel

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„Piep... piep... piep." Genervt drehte ich mich zur anderen Seite und zog mir ein Kissen über den Kopf, doch es half alles nichts. Gegen viertel Vier gab ich es schließlich seufzend auf, die Geräusche der Überwachungsmonitore in meinem Krankenhauszimmer zu ignorieren und setzte mich auf.

Ich lehnte mich gegen den Bettrücken, zog meine Beine an meinen Körper und kuschelte mich tiefer in meine Bettdecke. Durch ein großes Fenster am anderen Ende des Zimmers sah ich, wie sich langsam der Himmel rötlich färbte und das Schwarz durch ein immer heller werdendes Blau ersetzte.

Ich hatte kaum noch Erinnerungen an den gestrigen Schultag, es ging alles so schnell. Obwohl ich noch nie betrunken gewesen war, war ich mir sicher, dass sich so ein Filmriss anfühlen musste.

Was war nochmal mit Kiran, ich hatte ihm doch irgendetwas gegen den Kopf geworfen. Was war es doch gleich? Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern und vielleicht war es auch besser so.

Jedoch wusste ich, dass die grellen Lichtblitze für meinen eigentlichen Zusammenbruch verantwortlich waren. Und diese Stimmen, sie hatten nach Hilfe gerufen.

Ich wurde nicht schlau aus all dem und hoffte darauf, dass die Ärzte eine gute Erklärung für all das hatten.

Gegen Sechs Uhr kam dann endlich ein Krankenpfleger in mein Zimmer und durchbrach die langweilige Stille. Er fragte mich nach meinem Wohlbefinden und stellte mir ein Tablett mit heißem Kakao und zwei Keksen auf den Nachttisch.

Schnell legte er noch drei unterschiedlich große Tabletten und ein kleines Glas Wasser dazu und erklärte mir, was jede einzelne bewirkte, bevor er wieder verschwand. Sobald die Tür ins Schloss fiel, machte ich mich über den heißen Kakao her und seufzte zufrieden, als ich die Kekse in mich hineingestopft hatte.

Mit weniger Freude nahm ich dann die eklig schmeckenden, trockenen Tabletten zu mir und spülte sie schleunigst hinunter. Hustend rutschte ich wieder zurück ins Bett und warf die noch warme Decke über mich.

Lange sollte ich jedoch nicht mehr allein bleiben, denn weitere Krankenpfleger kamen in regelmäßigen Abständen in mein Zimmer und kontrollierten entweder die Überwachungsmonitore oder den Tropf, an dem ich hing.

Als es auf einmal an der Tür klopfte, horchte ich jedoch auf. Die Pfleger haben sich doch auch sonst nicht angekündigt, dachte ich irritiert und rief: „Herein."

Langsam quietschend öffnete sich die Tür und kein anderer als Kiran tauchte dahinter auf. „Hey.", murmelte dieser unbeholfen, „kann ich mich zu dir aufs Bett setzen?"

Perplex nickte ich, ohne wirklich verarbeitet zu haben was eben passiert ist. Lächelnd setzte sich der schwarzhaarige Junge also neben mich und zog einen kleinen Blumenstrauß hervor, der mir davor nicht aufgefallen war.

„Ist das Mindeste, was ich tun kann.", meinte er, als er meinen überrumpelten Blick auffing, und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Schon gut, es war doch nichts davon deine Schuld.", entgegnete ich schüchtern und musterte die wunderschönen, weißen Tulpen.

„Nimmst du mich gerade wirklich in Schutz?", fragte Kiran etwas zu barsch, was mich instinktiv von ihm wegrutschen ließ. Beruhige dich Haru, hier in einem Krankenhaus wird er dir nichts tun.

Ich sah, wie Kiran diese Bewegung kränkte, doch entgegen meiner Erwartung blitzte tiefes Verständnis in seinen Augen auf.

„Ich weiß, dass du Angst vor mir hast, Haru. Es tut mir leid, das eben sollte nicht so aggressiv klingen. Ich verstehe nur nicht, warum du mich immer noch in Schutz nimmst. Ich habe dir so viel Leid angetan.", sagte er diesmal mit ruhiger Stimme und griff ganz sachte nach meiner Hand.

Sterne auf AbwegenWhere stories live. Discover now