33. Kapitel

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Ein verfallenes Blatt landete vor mir auf dem Boden. Es war eines von vielen. Seit wir bemerkt haben, dass wir gefangen waren, begann sich der Wald langsam zu verändern. Diese Nacht konnte ich kein Auge zudrücken, weil ich das bedrängende Gefühl hatte, beobachtet zu werden.

Selbst Kirans Versuche mich zum Schlafen zu bewegen sind gescheitert. Er hat sich dann nur seufzend auf dem Moosbett umgedreht und ist wieder eingeschlafen.

Gähnend streckte ich mich und erhaschte durch die dicke Wolkendecke einen Fetzen blau. Wenigstens hat der Himmel wieder eine natürliche Farbe, nicht wie in der letzten Dimension, dachte ich schaudernd zurück.

Allein streifte ich durch den Wald und fand mich schließlich an dem kleinen See und dem rauschenden Wasserfall wieder. Unvorstellbar, dass ich dort hinuntergestürzt bin, dachte ich kopfschüttelnd und schaute nach oben, bis an die Spitze des Felsens.

Ich wandte mich ab und lief weiter. Kiran hatte vorgeschlagen Patrouillen zu bilden und früh, mittags und abends, an der Grenze des Waldes entlangzulaufen, um nach Ausgangsmöglichkeiten die Augen offen zu halten.

Gerade war ich dabei meine Mittagsrunde zu beenden, da hörte ich es hinter mir rascheln. Augenblicklich drehte ich mich um und rief: "Wer ist da?"

Ich erhielt keine Antwort. Ein zischendes Geräusch machte sich unter mir bemerkbar. Erschrocken sprang ich vor dem Blätterhaufen weg, der sich in Bewegung setzte.

Ich atmete erleichtert aus, als es nur eine kleine Eidechse zum Vorschein kam, die mich mit großen Augen musterte. Kleine Blitze surrten über ihren Körper und gaben die zischenden Laute von sich.

"Du bist mir ja eine.", murmelte ich und streckte ihr meinen Zeigefinger hin.

Anscheinend hatte sie gefallen an meinem Finger und sprang an ihn und klammerte sich fest. Kleine Stromschläge folgten darauf und ließen meine Hand zucken.

Es war zum Glück nicht schmerzhaft, sondern eher ein kribbelndes Gefühl, weswegen ich anfing zu lachen. Das kleine Tierchen machte es sich währenddessen auf meiner Hand bequem.

Lachend und zuckend setzte ich meinen Weg fort, meinen neuen Freund sicher in der Hand haltend. Ich kam an unserem Lager zum Stehen und Kiran kam mir mit hochgezogener Augenbraue entgegen.

"Was ist so lustig, dass man dich durch den ganzen Wald hat lachen hören?", fragte er und musterte mich und meine zuckende Hand.

Ich zeigte ihm meinen neuen Fund. Ein klatschendes Geräusch und ein Fiepen der Eidechse ließ mich zusammenzucken. Das kleine Tier landete unbeholfen auf dem Boden und kroch ängstlich, zischend davon.

Ich schaute entgeistert zu Kiran, der seine Hand gegen das unschuldige Tier erhoben hatte.

"Was sollte das?", brüllte ich ihn wütend an. Sein Blick wurde dunkler.

"Konzentrier dich auf deine Patrouille und mach keinen Scheiß. Was ist wäre dieses Vieh giftig gewesen? Du naiver Dummkopf.", giftete er zurück, wobei ich mir sicher war, dass er sich bei den Beleidigungen zurückhielt.

"Was ist dein verdammtes Problem?", rief ich zornig und machte einen Schritt auf ihn zu, "seit wir in den Dimensionen sind, verhältst du dich absolut merkwürdig. Mal kannst du mich leiden, hilfst mir und im nächsten Moment würdest du mich am liebsten den Monsterhunden zum Fraß vorwerfen."

Ich holte Luft, um meiner aufkommenden Wut Platz zu machen. Kiran stand nur da und schaute mich an, seine Augen kälter als jeder Winter.

"Lass dir eins gesagt sein. Wäre ich nicht, wärst du schon längst nicht mehr am Leben. Das nächste Mal, wenn du mich brauchst, werde ich nicht da sein.", seine Stimme verwandelte sich in ein tiefes Knurren und ich machte einige Schritte nach hinten, bis ich gegen einen Baum knallte. Er stützte sich vor mir ab.

Sterne auf AbwegenWhere stories live. Discover now