10. Kapitel

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Mit einem lauten Knall flog die Tür, die ich gerade aufgerissen hatte, schon wieder hinter mir zu. Verdammt!

Die Bilder waren verschwunden und ich ließ mich langsam zu Boden sinken. Mein Bauch meldete sich auch wieder zu Wort und ich seufzte laut auf. Wenigstens scheint Kiran mir nicht in diese komische Bilderwelt folgen zu können. Hatte ich es mit meinem Kommentar wirklich übertrieben? Wahrscheinlich sollte ich mich bei Kiran entschuldig...

Plötzlich fing es um mich herum an zu flackern und irgendwie war es gruselig, wie in einem schlechten Horrorfilm.

Ein Bild tauchte vor meinen Augen auf und zeigte eine Frau, die gerade ihr Neugeborenes, von einer Krankenschwester, auf die Brust gelegt bekam. Aber ihr Gesicht verriet nichts was auf Freude oder ähnliches hindeuten könnte, nein. Sie starrte das Baby kalt und herzlos an, fast schon angeekelt. Ein vornehm gekleideter Mann stand neben ihr am Bett und blickte genauso drein, was mich frösteln ließ. Die möchte ich aber nicht als Eltern haben, das arme Kind.

Das Bild verschwand und ein nächstes nahm seinen Platz ein. Es zeigte, wahrscheinlich, das kleine Kind, welches Zuhause saß, allein oder manchmal auch mit einer Betreuerin, wie ich vermutete. Allgemein war das Zimmer vornehm und reich gestaltet und sah wenig nach einem schönen Kinderzimmer aus. In dem Alter müsste ich im Kindergarten gewesen sein.

Das Kind wuchs wie in Zeitraffer, immer schneller bis sein Name ertönte: "Kiran! Komm sofort runter!" Der Junge gehorchte und mir verschlug es die Sprache, na klar wie konnte mir das nur entgehen! Als der Junge in der Küche ankam, stand dort bereits seine Mutter mit einem wütenden Gesichtsausdruck.

"Die Betreuerin hat mir erzählt du hättest etwas Böses getan! Kiran!? Hast du die Vase in deinem Zimmer zerstört?", fragte die Mutter mit vor Zorn zusammen gebissenen Zähnen.

Kiran senkte den Kopf und nuschelte: "Ich- Es war nicht mit Absicht! Ich wollte das nic-."

Ein lauter Knall unterbrach ihn und ließ mich heftig zusammenzucken.

Diese Frau hat doch nicht ernsthaft... Doch genauso war es. Auf Kirans linker Gesichtshälfte prangte ein roter Hand-Abdruck, welchen er sofort mit einer Hand bedeckte, um die Schmerzen zu lindern. Tränen verließen seine Augen, was mich ebenfalls nicht kalt ließ, auch wenn es Kiran war.

"Du bist eine Schande! Weißt du denn nicht wie viel diese Vase gekostet hat?! So ein unfähiges Kind habe ich noch nie gesehen! Was sollen nur andere über unsere Familie denken? Das wir Irre aufziehen? Ich wünschte du wärest nie geboren, du Abschaum! Geh jetzt in dein Zimmer, dein Essen für heute ist gestrichen!", schrie sie den kleinen Jungen an, der immer mehr schluchzte und in sich zusammen sackte.

Ich fühlte so sehr mit ihm und schrie vor Wut über die herzlose Mutter ebenfalls: "Sie sind so eine widerwärtige Frau! Wer behandelte denn so sein Kind?! Für mich sind sie der größte Abschaum den ich je in meinem Leben gesehen habe! Sie gucken nur auf das Äußere und wissen gar nicht wie sehr sie ihm schaden! Sie sind eine Rabenmutter! So jemanden hat niemand verdient, nicht einmal Kiran! Kein Wunder, dass er so geworden ist, so verdorben!"

Immer mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen, während ich ihr die Worte gegen den Kopf warf, auch wenn sie mich nicht zu hören vermochte. So etwas schreckliches...

Das Bild wechselte erneut. Ich sah den kleinen Jungen in seinem Zimmer hocken, er weinte bitterlich und starrte aus dem Fenster, während es draußen in Strömen regnete.

"Wieso? Wieso hat mich keiner lieb? Was bin ich für ein Monster, das ich so eine Schande bin, wie Mutter und Vater immer sagen? Was habe ich falsch gemacht? Ist es überhaupt richtig das ich lebe?", flüsterte der Junge vor sich hin und am liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen und ihm beruhigend zu geredet, doch das war leider nicht möglich. Wir sind uns so ähnlich, doch auch so verschieden.

Sterne auf AbwegenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ